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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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geheimnisvoll.
    ,Na, dann eben nicht, knurrte ich in mich hinein. Ich würde noch rechtzeitig erfahren, was die Studenten im Schilde führten. Es würde ihnen alles nichts nützen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Polizei sie aus dem Haus treiben würde. „Besser wäre es für die Jungs, wenn sie freiwillig abziehen würden“, sagte ich dem AZ-Reporter.
    Er lachte auf. „Können sie doch nicht mehr, nachdem sie das Angebot von Brandmann nicht angenommen haben. Jetzt müssen sie bis zum bitteren Ende auf Widerstand machen, um ihren Stolz zu behalten.“
    „Also wollen sie nicht ausziehen?“
    Doch wieder erhielt ich die unbefriedigende Antwort: „Kein Kommentar.“
    „Keine Ahnung“, sagte hingegen Böhnke, als ich ihn wenig später auf die Situation der Hausbesetzer ansprach. „Um diesen Kinderkram kann ich mich nicht auch noch kümmern“, meinte er trocken. Er hatte einen freien Tag tatsächlich genutzt, um mich zu besuchen und hatte sogar eine Flasche roten Traubensaft mitgebracht.
    „Haben Sie nichts Besseres zu tun, als Ihre Freizeit am Bett eines Invaliden zu verbringen?“, neckte ich ihn. „Ein Polizist ist immer im Dienst, auch wenn er frei hat“, antwortete Böhnke ernst. „Ich weiß langsam nicht mehr, woran ich bin.“ Er reichte mir ein Blatt Papier. „Das Flugblatt wird seit gestern in der TH gestreut.“
     
     
    Wie ich las, wurde alle Aachener Studenten aufgefordert, die Hausbesetzer an der Monheimsallee zu unterstützen. Dann wurde wieder polemisch auf der Kapitalistenschiene herumgeritten und der Kampf für die berechtigten Interessen der Unterdrückten glorifiziert.
    „Reine Hetze und Stimmungsmache“, kommentierte ich den Wisch, der noch nicht einmal konkrete Aktionen oder Zeiten mitteilte. Auch gab es statt eines Absenders ein substanzloses „SSS“, das weder Böhnke noch mir bekannt war.
    Eine Gruppe dieses Namens sei bisher in Aachen nicht aufgetreten. „Ich wage sogar zu bezweifeln, dass es diese Gruppe überhaupt gibt“, sagte der Kommissar bestimmend. „Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Ihnen das Pamphlet mitgebracht habe.“
    Ich unterbrach ihn, damit mir meine Zwischenfrage nicht verloren ging. „Woher haben Sie überhaupt das Flugblatt, Herr Kommissar?“
    „Woher wohl?“ Böhnke sah mir tief in die Augen. „Wir haben unsere Leute in der TH und der FH, die uns über alles informieren. Jedes Flugblatt mit politischem Inhalt landet damit auch im Polizeipräsidium. Im Vorfeld der Karlspreisverleihung bekomme ich zwangsläufig Kenntnis davon.“
    Diese Antwort hatte ich erwartet. Sie bestätigte mir, dass Böhnke es ehrlich mit mir meinte. „Warum haben Sie mir denn das Blatt mitgebracht, Herr Kommissar?“
    Er pustete durch, stand auf und schritt zum Fenster, aus dem er lange und stumm hinausschaute.
    Die Situation in seinem Büro kam mir in Erinnerung. Was gab es jetzt wieder?
    „Wir gehen davon aus“, sagte Böhnke langsam, „dass dieses Schreiben von dem Unbekannten verfasst wurde, der auch den Drohbrief an die Studenten und den Brief, den wir in Kerkrade gefunden haben, geschrieben hat.“
    „Wie bitte?“ Ich musste mich verhört haben.
    Bereitwillig wiederholte sich Böhnke, während er immer noch aus dem Fenster blickte. Erst danach drehte er sich müde um. „Das gibt zwar auf den ersten Blick keinen Sinn, aber es ist mit größter Wahrscheinlichkeit so. Schrifttypen und Druckbild sind identisch. Es gibt einen ganz markanten Hinweis, oder besser gesagt, sogar zwei.“ Böhnke kramte aus seiner Tasche Kopien der beiden anderen Schreiben. „Schauen Sie hier“, sagte er zu mir und deutete auf markierte Stellen. „In der fünften Zeile von oben und in der achten Zeile vom unteren Blattrand gerechnet sind jeweils die ersten Buchstaben geringfügig schwächer gedruckt. Da hat der Drucker offensichtlich eine kleine technische Macke.“ Es müsse schon ein verdammt großer Zufall sein, wenn eine solche Macke an zwei verschiedenen Geräten auftreten sollte. „Ich gehe jedenfalls, wie unsere Experten auch, im Zweifelsfall davon aus, dass der Schreiber und Hersteller dieser drei Schriftstücke identisch ist.“ Böhnke kratzte sich sein kurzes Haar. „Das ist für mich der größte anzunehmende Problemfall.“
     
     
    Mir war das immer noch zu hoch, meine mangelnde Auffassungsgabe konnte allerdings auch an der Bettlägrigkeit liegen, entschuldigte ich mich selbst. „Ist da ein Rechter zum Linken mutiert, oder was?“
    Böhnke lächelte

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