Blut klebt am Karlspreis
vorgenommen“, sagte er mir, während er die Haustür aufdrückte.
Es war überraschend ruhig in dem Haus. Nur aus dem hinteren, großen Zimmer war ein Stimmengemurmel zu hören, was Brandmann zum Anlass nahm, rasch dorthin zu gehen. Ich folgte ihm, als er entschlossen eintrat.
Fast alle Studenten hatten sich versammelt, auch der AZ-Reporter saß in ihrem Kreis. Er fiel nicht sonderlich auf und machte keinerlei Anstalten, sich Brandmann gegenüber als Außenstehender zu erkennen zu geben.
Neugierig starrten die jungen Leute Brandmann an, der forsch das Gespräch an sich zog. Er verzichtete sogar auf seine Vorstellung, sondern sagte sofort: „Ich möchte Sie bitten, mein Haus zu verlassen, da es umgebaut werden muss.“
„Wie kommen Sie dazu, hier einzudringen?“, rief ihm eine Studentin wütend zu. „Lassen Sie uns doch in Ruhe!“
Brandmann überhörte den Einwand. „Tatsache ist, dass das Haus in zwei Wochen leer sein muss. Ich gebe Ihnen eine Frist von sieben Tagen, um mein Eigentum zu verlassen.“ Das empörte Raunen in der Runde konnte ihn nicht beeinflussen. „Ich biete allen Interessenten eine Ersatzwohnung zu günstigen Mietpreisen an. Wer möchte, kann sich in den nächsten beiden Tagen mit mir treffen. Sie finden mich im Quellenhof.“
Brandmann hatte bei seiner Rede ruhig und entspannt mitten im Raum gestanden. Er machte einen souveränen und dynamischen Eindruck. „Ich will keine Eskalation und ich will keine Gewalt. Ich will mein Eigentum und biete Ihnen allen eine legale Alternative zu Ihrer jetzigen illegalen Wohnung. Mehr können Sie nicht von mir erwarten und mehr kann ich Ihnen nicht an Zugeständnissen machen.“ Er griff in seine Sakkotasche und zog einen Zettel heraus. „Quellenhof, Zimmer zweihundertundvierundsiebzig, für alle, die es nicht im Kopf behalten können“, sagte er und legte das Papier auf den Tisch. „Das wär’s von mir.“
Die Studenten wirkten für einige Augenblicke ratlos. „Momentchen, so geht es nicht“, meldete sich schließlich einer zu Wort. „Wir fordern…“
„Sie haben überhaupt nichts zu fordern!“ Barsch unterbrach Brandmann ihn. „Sie haben dafür zu sorgen, dass der rechtlose Zustand endlich beendet wird. Sie müssen raus!“ Streng musterte er den Studenten, der nervös mit seinem Unterkiefer zuckte. „Wer will, bekommt von mir eine andere Bleibe angeboten, wer nicht will, muss sehen, wo er bleibt.“ Brandmann drehte sich zackig auf der Stelle um, rief im Fortgehen noch ein kurzes „Gute Nacht“ und forderte mich im Befehlston auf, ihm zu folgen. „Sie können hier nichts tun, Herr Grundler.“
Ich fühlte mich unbehaglich. Solch eine Kaltschnäuzigkeit und Entschlossenheit hatte ich noch nicht oft erlebt. Brandmann war mir nicht geheuer.
„Ich muss Entscheidungen treffen, weil ich Verantwortung trage“, sagte Brandmann, während ich neben ihm her zum Quellenhof trottete. „Daran krankt doch unsere Gesellschaft, dass niemand mehr gewillt ist, aus seiner Verantwortung heraus zu entscheiden. Schauen Sie sich nur unsere Politiker an. Das sind alles nur machtbesessene Schaumschläger.“ Im Hotel reichte er mir die Hand. „Schlafen Sie gut, bis morgen“, sagte er knapp und trat in den Aufzug.
Ziemlich allein gelassen und überflüssig kam ich mir vor. Ich schlich zurück zu den Studenten, die lautstark diskutierten, als ich das Haus betrat. Gerne hätte ich mit ihnen gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, um ihre Interessen zu unterstützen, doch es gab objektiv keine Möglichkeiten. Aber offensichtlich wollten die Studenten sich ihre Situation nicht eingestehen und war ich nicht in der Lage, ihnen die Situation darzulegen. „Machen Sie, dass Sie wegkommen!“, fauchte mich eine Schönheit an. „Sie stehen nicht auf unserer Seite. Sie sind scheinheilig, Herr Grundler.“
Ich schüttelte stumm den Kopf. ,Was konnte ich erreichen, wenn ich mich in eine Diskussion einließ?’, fragte ich mich. Die Studenten würden nicht auf mich hören, die Interessen von Brandmann waren eindeutig artikuliert und hatten die gerichtliche Unterstützung. Die Studenten würden diese Schlacht verlieren. Es war sinnlos, sie überhaupt zu beginnen. „Verschwinde, Grundler!“, brüllte mich ein grobschlächtiger Riese wütend an. „Verschwinde auf der Stelle oder ich prügele dich hinaus!“
Ich zog es vor, der massiven Aufforderung unverzüglich nachzukommen, zumal ich als Einzelkämpfer allein auf breiter Front
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