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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mich sorgenvoll, „wir wollen doch zusammen in Pension gehen.“
    Er solle das Gesuse sein lassen und die Klappe halten, brummte ich, als wir aus dem Aufzug in die Kanzlei traten. „Mache lieber Kaffee!“ Ich langte in mein Fach an der Rezeptionstheke und ergriff einen dicken Briefumschlag.
    In meinem Zimmer herrschte die übliche Ordnung, durch die nur ich blickte, was andere ungebetene Gäste davon abhielt, in meinen Unterlagen zu schnüffeln. In dem Briefumschlag fand ich die Anleitungen unseres Bürovorstehers für mich. Ordentlich und genau hatte er mir alles aufgeschrieben, was während der nächsten vierzehn Tage zu erledigen war. „Der Mann ist wirklich gut“, bemerkte ich zu Dieter, der mit der Kaffeekanne eingetreten war. „Wir sollten versuchen, ihn zu behalten.“
    „Habe ich doch längst versucht. Aber Jerusalem will partout im Herbst in Köln sein Jurastudium beginnen“, entgegnete mein Freund. Dieter setzte sich in den Besuchersessel. „Tobias, du weißt, dass ich dir jederzeit behilflich bin. Du musst mir nur sagen, was ich zu tun habe.“
     
     
    Ich sah ihn lächelnd an. „Du kannst eigentlich gar nichts tun. Du kannst allenfalls zuhören, wenn ich jetzt mit Böhnke telefoniere.“ Ich schaltete den Lautsprecher an und wählte Böhnkes Nummer im Polizeipräsidium.
     
     
    Überraschend schnell hob der Kommissar ab. „Ja, was gibt’s?“, fragte er aufgeregt, ohne sich mit dem Namen zu melden. „Ich bin’s“, antwortete ich. „Ich wollte meinen Brief abholen und das Video zurückbringen.“
    Böhnke musste lachen. „Den Brief behalten wir. Er ist sehr aufschlussreich. Wie Sie sich wahrscheinlich denken können, ist der Sprengstoff der Gleiche, den wir in Düsseldorf und Bardenberg gefunden haben und der in winzigsten Mengen am Hauptbahnhof und in der Elisen-Galerie eingesetzt wurde.“
    Ich pustete durch. „Dann handelt es sich also wahrscheinlich um ein und dieselbe Tätergruppe?“
    „So sieht es aus“, bestätigte der Kommissar. „Ich glaube, Sie haben Feinde in der rechten Szene, Herr Grundler.“
    „Wieso rechte Szene?“ Ich war verwirrt, unschlüssig und wollte Böhnke nicht so recht glauben. „Dahinter kann doch ein lupenreiner krimineller Hintergrund stecken und nicht unbedingt ein kriminell politischer“, versuchte ich einzuwenden, wobei ich allerdings meine eigenen Zweifel hatte, das Unwesen der Braunen als politischer zu bezeichnen.
    Böhnke seufzte. „Ich will offen mit Ihnen reden. Inzwischen haben wir erfahren, dass hier im Großraum Aachen einige Neonazis am Werke sind. Fragen Sie mich bitte nicht, woher ich mein Wissen habe, nehmen Sie es mir getrost ab und nehmen Sie die Gefährdung ernst“, warnte er mich. „Es hat tatsächlich den Anschein, als wollten Rechtsradikale die Karlspreisverleihung torpedieren; natürlich nicht mit offenem Visier, sondern verdeckt. Wir glauben, dass hinter den Drohungen und Anschlägen eine neonationalistische Gruppe steckt, aber wir kommen nicht an sie ran. Jedenfalls noch nicht“, fügte er grimmig hinzu. „Was bezwecken die Idioten bloß mit der Randale?“
    Es fiel mir schwer, den politischen Hintergrund dieser kriminellen Handlungen zu verstehen.
    „Die Idioten wollen politischen Profit“, behauptete der Kommissar.
     
     
    Ich musste eingestehen, dass ich diese Interpretation nicht nachvollziehen konnte. ,Wie konnte ich politischen Profit erreichen, wenn ich durch negative Schlagzeilen auffiel?’, fragte ich mich. „Wenn der Karlspreis in diesem Jahr abgesagt werden sollte, wird das sicherlich weltweit für Beachtung sorgen und dem Image unseres Landes nicht gerade gut zu Gesicht stehen“, versuchte Böhnke, mir zu erklären. „Die Rechten werden dann auf die Propagandatrommeln hauen und unserer Bundesregierung Feigheit und Unfähigkeit vorwerfen. Eine eigene Beteiligung werden sie selbstverständlich entschieden und mit großer Empörung zurückweisen. Das sei nur eine durchsichtige Schutzbehauptung unserer unfähigen Ordnungsmacht.“
    Böhnke legte eine Denkpause ein, die mir Gelegenheit gab, seine Überlegung zu verarbeiten. Ich bekam mit, wie er laut gähnte. Er habe halt die Nacht durchmachen müssen, entschuldigte er sich. „Wenn es tatsächlich zu einem Attentat kommen sollte, sind die Rechten ebenfalls fein raus“, fuhr er ironisch fort. „Dann heißt es, der Staat ist nicht in der Lage, seine politischen Gäste zu schützen, der Staat ist schwach. Von der außenpolitischen Wirkung ganz zu schweigen.

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