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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Ich glaube, hier ist ein ganz perfides Spiel im Gange.“
    Schulz reichte mir einen Zettel, auf den er etwas geschrieben hatte. Was hat das mit dir zu tun?, hatte er notiert.
    Ich reichte seine Frage gerne an den Kommissar weiter. „Sie sind diesen Schwachköpfen zu nahe auf die Pelle gerückt, Herr Grundler“, gab er uns zur unbefriedigenden Antwort. „Sie haben ja bei Loogen gesehen, dass sie versuchen, diejenigen aus dem Weg zu räumen, die etwas wissen könnten oder jemanden aus ihren Reihen kennen könnten.“
    Wen sollte ich schon kennen? „Ich kenne nur einen Menschen, den ich auf dem Video von der Grenze entdeckt habe“, sagte ich nachdenklich, „aber der hat garantiert nichts mit den Rechten im Sinn, eher mit der anderen Richtung. Das ist ein ehemaliges Mitglied der ehemaligen Wohngemeinschaft im ehemaligen Wohnhaus an der Monheimsallee.“ Ich könne mir einfach nicht vorstellen, dass Müller mit den Rechten paktiere. „Ich verfolge jeden noch so kleinen Anhaltspunkt, Herr Grundler“, sagte Böhnke. Er würde sich gerne mit mir noch einmal das Video ansehen. Ob er mich nach dem Mittagessen abholen dürfe. Ich willigte ein und sagte ihm ebenfalls eine schriftliche Aufstellung meiner Überlegungen zu.
    „Jetzt aber endlich zur Sache“, sagte ich zu Dieter nach dem Telefonat und kramte aus meiner Lederjacke die vielen Notizzettel. Es hatte sich für mich schon mehrfach bezahlt gemacht, ständig mit diesen Zetteln zu operieren und parallel zu Hause und im Büro damit zu arbeiten.
    „Blickst du da überhaupt noch durch?“, fragte mich Dieter skeptisch. „Das sieht für mich eher nach einer ungeordneten Hieroglyphensammlung aus als nach schlüssigen Notizen.“
    Ich stimmte ihm unumwunden zu. Ich wusste nicht, wie und ob überhaupt meine Aufzeichnungen zusammenpassten.
     
     
    Ich hatte zwei Zettel in die Hand genommen. „Oder weißt du, welcher Zusammenhang besteht zwischen einer Baugesellschaft aus Gerolstein, die ihren Wagen tagelang vor Brandmanns Haus an der Monheimsallee geparkt hat, und…“, ich musste den anderen Zettel umdrehen und schmunzelte nach dem Lesen, „und dem plötzlichen Urlaub unseres Bürovorstehers, weil dessen Mutter sterben will?“
    „Du puzzelst jetzt Zettel mit Zettel zusammen und hoffst auf einen logischen Zusammenhang?“ Dieter schüttelte den Kopf. „Was soll das bringen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ab und zu eigene, ganz verwirrende oder gar amüsante Kombinationen.“ Ich griff mir zwei andere Zettel. „Was hat der Auszug von fünf Studenten aus dem besetzten Haus mit dem Chinaböller in der Elisen-Galerie zu tun?“ Ich sah meinen Freund fragend an. „Wahrscheinlich absolut nichts“, antwortete ich mir selbst. „Aber es gibt bestimmt auch einige Dinge, die zusammenpassen“, sagte ich zuversichtlich, „denke nur an die verschiedenen Briefe.“
    Ich las weitere Zettel durch und legte etliche beiseite. „Das passt doch schon, ich werde einmal eine Zusammenfassung versuchen“, sagte ich zufrieden und schaltete den Computer ein. Mehrmals fluchte ich, bis ich endlich in einem Schreibprogramm angelangt war. Der Computer im Büro war anders aufgebaut als mein PC am Templergraben, höchst selten griff ich in der Kanzlei selbst zu dem Gerät, da war es immer ein Glücksfall, wenn ich auf Anhieb die richtigen Tasten fand. Dieter hatte sich leise zurückgezogen und ließ mich gewähren.
    Die bekannten Fäden zu knüpfen, fiel mir nicht sonderlich schwer; einige Fakten passten hingegen überhaupt nicht in mein Bild der Dinge. Entweder gehörten sie einfach nicht dazu oder es fehlten Verbindungsstücke, dachte ich mir, als ich die Notiz über meine Urlaubsvertretung zerknüllt in den Papierkorb warf. Diese Information für mich gehörte garantiert nicht in mein Puzzle.
     
     
    Das energische Klopfen an der Zimmertür unterbrach mich. Es war schon weit nach Mittag, wie mir die Computeruhr anzeigte.
    Böhnke trat ein, gefolgt von Schulz. Der Kommissar hatte den Videofilm schon in der Hand und grüßte mich freundlich. Er sah müde aus, übernächtigt. „Eine Nacht ohne Schlaf halte ich schon aus. Heute komme ich früh in die Federn“, beruhigte er mich. Er lächelte schwach. „Es hängt jetzt von Ihnen ab, wenn Sie wollen, können wir fahren.“
    Ich bat um einen Moment Geduld und ließ meine Zusammenfassung dreimal über unseren Kanzleidrucker ausdrucken.
    Interessiert nahmen Schulz und Böhnke ihre Leseexemplare an der Rezeptionstheke in die Hand.

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