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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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nicht aus dem Kopf sagen. Das wüsste vielleicht Sabine. Aber mein Telefonat mit ihr endete ergebnislos. „Ab in die Kanzlei!“, kommandierte Böhnke. „Dort werden Sie wohl seine Anschrift haben.“
     
     
    In der Personalakte, die im Safe eingeschlossen war, fand ich endlich die Anschrift. Nicht weit von Sabine entfernt in Brand hatte der Kerl seine Wohnung.
    Böhnke orderte per Funk Verstärkung, während wir über den Adalbertsteinweg stadtauswärts fuhren. Ich war gespannt, wie Jerusalem reagieren würde, wenn wir vor ihm standen.
    Aber es kam nicht dazu. Offensichtlich war der Vogel ausgeflogen, jedenfalls reagiert er weder auf die Klingelzeichen noch auf unser heftiges Klopfen gegen die Wohnungstür in dem schmucken Mietsblock an der Dr.-Josef-Lamby-Straße mitten in Brand.
    Böhnke gab sich entschlossen. „Aufmachen!“, befahl er einem Schutzpolizisten.
    Die Wohnung war leer und ordentlich aufgeräumt. Von Jerusalem gab es keine Spur. Es deutete nichts darauf hin, dass er die Räume fluchtartig verlassen hatte. „Das sieht eher nach einer Urlaubsreise aus“, meinte Böhnke, der im Bad vergeblich nach Rasierzeug gesucht hatte und nun vor dem geöffneten Kleiderschrank stand.
     
     
    Ich beobachtete interessiert den Kommissar, wie er im Wohnzimmer eine Bücherwand und später ein Schreibpult durchsuchte. Er hatte die Bücher durchblättert und die Schubladen inspiziert. „Hier gibt es nichts, dass auf eine Sympathie von Jerusalem für die rechte. Szene hinweist“, sagte er bewertend. Aber diese Äußerlichkeiten hätten nicht allzu viel zu sagen. „Unter dem Auftreten des Biedermannes lässt es sich bekanntermaßen noch am sichersten mauscheln. Oder würden Sie in Jerusalem etwa einen Neonazi sehen, Herr Grundler?“
     
     
    Nach den objektiven Kriterien zu urteilen, fiele mir schwer, gab ich zu. „Aber Jerusalem muss Dreck am Stecken haben.“ Ich erinnerte mich an eine Notiz mit einer Bemerkung von Schulz. „Ich glaube nicht, dass er plötzlich und unerwartet Urlaub genommen hat. Er hat ihn just in dem Moment bei Schulz angemeldet, nachdem er das für mich bestimmte Video in der Kanzlei entgegengenommen hat. Vielleicht befürchtete er, das Video könne mir Anhaltspunkte für etwas liefern, dass auf ihn hindeuten könnte. Und wenn es nur der Umstand ist, dass er befürchtete, Müller sei vielleicht zu erkennen.“
    Warum ich zu dieser Überlegung kam, konnte ich logisch nicht nachvollziehen. „Aber ich glaube, dass Jerusalem mit Müller unter einer Decke steckt“, behauptete ich.
    Das werde er auch noch herausbekommen, wenn es tatsächlich der Fall sein sollte, brummte Böhnke. „Aber nicht mehr heute, ich lege mich schlafen.“
    Meine Warnung hatte erfreulicherweise gefruchtet. Am Montag stand nichts über mein vertrauliches Gespräch mit Böhnke und die Untersuchung von Jerusalems Wohnung in den Zeitungen. Der Verwandte meines AZ-Freundes hatte tunlichst geschwiegen oder den Journalisten davon überzeugen können, nichts zu schreiben.
     
     
    Aber auch ohne meine Erlebnisse und die Knalleffekte vom Samstag hatte der Reporter ausreichend Material für seine Ausgabe. Er hatte ein weiteres Schreiben veröffentlicht, das am Samstag um die Mittagszeit in der Geschäftsstelle der Zeitung an der Theaterstraße abgegeben worden war.
    In dem Papier wurde noch einmal auf ein Attentat bei der Karlspreisverleihung hingewiesen und unverhohlen verlangt, die Verleihung habe zu unterbleiben. Das Karlspreiskomitee müsse die Verantwortung übernehmen, wenn dem britischen Preisträger etwas zustoßen würde.
    „Stoppt den Karlspreis!“ hieß die Parole, die den Journalisten veranlasst hatte, am Sonntag mit dem Polizeipräsidenten über die Sicherheitsvorkehrungen beim Karlspreisfest zu sprechen.
    Wie nicht anders zu erwarten war, hatte der Chef der Aachener Polizei die massive Forderung als blanken Unsinn zurückgewiesen. Die Verleihung würde wie geplant vonstatten gehen, für Ruhe und Ordnung werde die Polizei in gewohnter Manier sorgen, zumal auch die friedfertigen Bürger das Fest harmonisch mitgestalten und der Polizei keine Arbeit machen würden.
    Selbstverständlich sei auch für die Sicherheit der Politprominenz gesorgt. „Unsere Sonderkommission arbeitet bestens“, behauptete der Polizeipräsident. Außerdem sorge der Bundesgrenzschutz für das sichere Geleit der Staatsmänner aus aller Welt. „Wir sind gut gerüstet für das große Fest“, gab sich der Mann zuversichtlich. „Uns kann

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