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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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niemand überraschen und uns wird niemand überraschen.“ Man dürfe die Attentatsdrohung nicht überbewerten. „Da will sich jemand nur wichtig machen.“
    „Der hat der Zeitung ein Märchen erzählt“, sagte mir Böhnke am Nachmittag, als ich ihn auf den AZ-Bericht ansprach. Der Kommissar hatte mich in der Kanzlei abgeholt und wollte mit mir zum Maastricht-Aachen-Airport fahren, um sich dort mit niederländischen Kollegen zu treffen. „Sie werden schon sehen, warum, Herr Grundler“, hatte er auf meine entsprechende Frage geantwortet.
    „Bei uns glühen die Drähte, der BGS ist in höchster Alarmbereitschaft, wir kontrollieren jeden Zentimeter Straße, über den einer der Karlspreisgäste unterwegs sein könnte“, berichtete er mir während der Fahrt. „Sämtliche Wohnungen auf der Strecke vom Quellenhof bis zum Dom werden untersucht, jeden Tag gehen Streifenbeamte mehrmals den Weg ab. Das Hotel ist hermetisch abgeriegelt, da kommt nicht einmal eine Maus ohne Passierschein hinein.“
    Böhnke langte in eine Ablage und reichte mir ein Plastikkärtchen. „Ich war so frei“, bemerkte er, als ich den Sonderausweis für mich musterte. „Fälschungssicher und, wie Sie sehen, mit Ihrem Passfoto. Ihre Sekretärin war so liebenswürdig.“
    „Warum?“, fragte ich überrascht und wedelte mit dem Plastik. „Weil Sie in meiner Nähe am sichersten sind, Herr Grundler“, antwortete der Kommissar. „Haben Sie schon vergessen, dass jemand Sie ins Jenseits befördern wollte? Vielleicht versucht er es an Christi Himmelfahrt wieder.“
    Irritiert schaute ich ihn an. Meinte er das ernst oder machte er einen Spaß auf meine Kosten? Aber ich wurde aus Böhnkes Gesichtsausdruck nicht schlau.
    Der Kommissar konzentrierte sich auf den Autobahnverkehr und fluchte über die Geschwindigkeitsbegrenzung auf einhundert und einhundertzwanzig Stundenkilometer, an die sich anscheinend nur die deutschen Autofahrer hielten. Aus gutem Grund, wie ich aus eigenem kostspieligen Erleben wusste: Die deutschen Autofahrer waren gern gesehene Kunden der niederländischen Autobahnkontrolleure.
    „Wie viele Männer haben Sie an Christi Himmelfahrt im Einsatz?“, fragte ich Böhnke.
    „Alle“, antwortete er. „Ich kann Ihnen nicht einmal die genaue Zahl sagen, wie viele Kollegen aus Stadt und Land arbeiten müssen. Hinzu kommen noch die Kollegen aus diversen Sondereinsatzkommandos und der Polizeischule Linnich. Und nicht zu vergessen, die Stars vom BGS.“ Er lächelte vor sich hin. „Das sind auf jeden Fall wieder jede Menge Überstunden.“
     
     
    An Christi Himmelfahrt würden die Kollegen jeden Meter der Wegstrecke absichern. Auf dem Fußweg von Dom zum Rathaus über die Krämerstraße stecke quasi hinter jedem Fenster ein Polizist. „Da hat ein potenzieller Attentäter einfach keine Chance. Der zieht garantiert vorher den Schwanz ein.“
    „Wer behauptet denn, dass es ein Attentat bei der Verleihung geben wird? Es kann doch auch im Vorfeld geschehen“, gab ich zu bedenken, „oder nachher.“
    Auch daran sei selbstverständlich gedacht worden. „An die Promis kommt vorher und nachher kein Normalsterblicher heran. Die haben Geleitschutz von der Ankunft in Deutschland bis zur Abreise.“ Kopfzerbrechen bereiteten nur die vielen Schaulustigen auf dem Markt. „In ihrer Eitelkeit wollen sich natürlich unser Kanzler und seine politischen Freunde aus aller Welt nicht das Bad in der Menge entgehen lassen. Dabei ist keine absolute Sicherheit mehr möglich. Wir können zwar vorher alle Menschen absuchen, die sich auf den Weg zum Markt machen, die Wahrscheinlichkeit, dass wir dabei einen zu allem entschlossenen Attentäter erwischen, ist allerdings nicht gerade groß. Aber hier setzen wir auf die Menschenmasse, die zwangsläufig die Bewegung eines Einzelnen massiv einschränkt.“
    Ich schwieg und betrachtete aus dem Fenster die saftig grüne, leicht hügelige Landschaft. Nicht ohne Grund wurde dieses Fleckchen Erde gerne die niederländische Schweiz genannt. Hier ließ sich gut Rad fahren. Ich freute mich schon darauf, im Sommer Dieter mit dem Fahrrad über den Cauberg in Valkenburg zu scheuchen.
     
     
    „Zwei andere Dinge möchte ich Ihnen noch sagen“, fuhr Böhnke nach einer Denkpause fort. „Wie Sie sich denken können, hat uns die AZ selbstverständlich den anonymen Brief zukommen lassen.“ Er lächelte milde. „Manchmal sind verwandtschaftliche Verbindungen durchaus nützlich.“
    „Und? Was haben Sie herausgefunden?“

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