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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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sagte sie, er käme spät. Was los gewesen sei, fragte sie uns, nachdem sie uns ins heimelige Wohnzimmer gebeten hatte, sie hätte die Feuerwehr gehört. Sie bekäme ja nicht mit, was in ihrer Umgebung oder gar in der Welt passiere.
    Bereitwillig informierte Böhnke sie und sie schüttelte erschrocken ihr langes Haar.
    „Und so etwas ausgerechnet hier in Huppenbroich, am Ende der Welt.“ Sie lächelte entschuldigend, als sie Böhnkes protestierenden Blick sah, „am schönen Ende der Welt.“
    Ansichten über die Wohnqualität in diesem Eifeldorf wollte ich eigentlich nicht gewinnen. Schnell wechselte ich deshalb das Thema. „Haben Sie noch etwas von Ihrer ehemaligen Wohngemeinschaft gehört?“
    Die Frau verneinte. „Ich weiß nur, dass das Haus auf Ihre Intention hin gewaltsam geräumt wurde.“ Sie funkelte mich strafend an. „Aber das kümmert mich nicht mehr. Ich habe anderes im Sinn“, sagte sie und legte die Hände behutsam auf ihren dicken Bauch.
    „Dann haben Sie überhaupt keinen Kontakt mehr zu Ihren Mitbewohnern?“
    „Eigentlich nicht“, antwortete sie, „bis auf Müller. Der war gestern Abend hier und ist bis heute Morgen geblieben.“
    Mir stockte fast der Atem. „Müller war hier?“
    „Ja. Mein Mann hat ihn gestern in Aachen getroffen und mitgebracht. Müller wollte sich heute in Monschau mit zwei Freunden treffen. Da hat ihn mein Mann kurzerhand eingeladen. Von uns nach Monschau ist es ja nur ein Katzensprung.“
    „Was hat Müller Ihnen gesagt?“ Böhnke war mir mit seiner Frage zuvorgekommen.
    „Nichts Besonderes. Wir haben ein wenig über unsere WG-Zeit gesprochen, über Sie geschimpft, Herr Grundler, und dann nur über das Studium. Müller hat gesagt, es falle ihm schon schwer, seine Zelte in Deutschland abzubrechen. Aber er käme garantiert irgendwann wieder.“
    „Das war alles?“
    „Ja“, bestätigte die Schwangere. „Wir sind alle früh zu Bett und heute um acht Uhr sind mein Mann und Müller aus dem Haus gegangen. Wenn Sie wollen, können Sie gerne warten, bis mein Mann wiederkommt“, bot sie uns an. Sie betrachtete uns verunsichert, als wir schwiegen. „Ist etwas mit Müller?“
     
     
    Ich sah Böhnke fragend an. Sollten wir der Frau von unserem Verdacht berichten? Ich überließ ihm bereitwillig das Feld. „Nichts, das Sie beunruhigen könnte“, ließ sich der Kommissar beschwichtigend vernehmen. Rasch verabschiedete er sich. „Sie haben es wirklich schön getroffen hier in Huppenbroich.“ Er lächelte. „Vielleicht sehen wir uns ja einmal an einem Wochenende.“
     
     
    „Glauben Sie an Zufälle?“, fragte ich den Kommissar nachdenklich auf unserer abendlichen Rückfahrt nach Aachen. „Die wenigsten Zufälle sind tatsächlich zufällig“, gab er mir brummend zur Antwort.
    „Dann ist es also kein Zufall, dass Müller ausgerechnet heute in der Nähe des Tatortes war, an dem der Unbekannte umgebracht worden ist?“
    „Lassen Sie mich mit Ihren dämlichen Fragen in Ruhe“, antwortete Böhnke ärgerlich. „Meinen Sie etwa, ich wäre nicht schon längst selbst mit meinen eigenen Gedanken darauf gekommen?“ Ich blieb unbeeindruckt. „Dann gehen Sie ebenso wie ich also davon aus, dass sich Müller in Monschau mit Jerusalem und einem Dritten getroffen hat und dass der Dritte dieses Treffen nicht überlebt hat.“
    Böhnke sprach doch noch mit mir. „So kann es gewesen sein, mein Freund. Wir haben dafür aber keine handfesten Beweise. Wie Sie mitbekommen haben, habe ich schon über Funk in Monschau eine Fahndung angeordnet. Jetzt werde ich das Ergebnis der Obduktion und der Brandschau abwarten. Morgen werde ich die Berichte hoffentlich auf dem Schreibtisch liegen haben.“
    „Was ist bis dahin?“
    „Bis dahin ziehen wir uns in unsere traute Zweisamkeit zurück.“ Er schüttelte kurz den Kopf. „Können Sie mir sagen, wie Sie Ihrer Freundin erklären, warum Sie so spät kommen?“ Böhnke deutete auf die Autouhr. „Wir haben es fast schon zehn.“
    „Ganz einfach“, gab ich zurück. „Ich sage, Sie hätten mich aufgehalten und Sie sagen, ich hätte Sie aufgehalten.“
    Mit der Zusicherung, er würde mich am Morgen um acht Uhr abholen, setzte Böhnke mich am Templergraben ab.
    Ich war froh, endlich bei Sabine zu sein. Sie umarmte mich herzlich, um mich sofort zurückzustoßen. „Von wegen, Böhnke. Du stinkst, als hättest du neben einer abgebrannten Scheune in der Eifel gestanden.“

Biedermänner
     
     
     
    Nur ungern ließ ich mich am Morgen

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