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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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schrecklichen Scheinwerfer ausmachen? Es quälte mich.
    Eine Hand stieß mich voran. Ich stolperte und fiel auf die Knie.
    Kraftlos ließ ich mich nach vorn sinken, wurde jedoch beidseitig gepackt, ehe ich umfallen konnte. Ich war wehrlos, müde, durcheinander. Geht weg! Lasst mich in Ruhe!
    Erneut dieses derbe Fluchen. Vermutlich Italienisch. Es war eindeutig eine männliche Stimme, doch ich kannte sie nicht. Ein anderer antwortete. Ich hörte den Namen Salvatore heraus.
    Wer war das? Was wollten sie von mir? Gedankenwirrwarr.
    Ich wurde abermals in den Rücken gestoßen und stolperte voran. Die Hände an meinen Oberarmen verhinderten, dass ich nochmals stürzte. Der Kies schnitt mir in die Fußsohlen. Es tat weh und ich knickte um. Der Griff an meinem Arm wurde stärker. Finger gruben sich schmerzhaft in mein Fleisch. Mir entwich ein gepeinigter Schrei.
    „Puttana maledetto! u , brüllte mir ein Mann ins Ohr und die Wucht seines Schlags warf meinen Kopf herum. Mein Mund füllte sich mit metallisch schmeckender Flüssigkeit. Ich stöhnte auf, hustete und spuckte Blut. Es klingelte mir in den Ohren. Mein Kopf sackte auf meine Brust und kraftlos gaben meine Beine nach.
    Sie schleppten mich voran. Meine Füße wurden über den Boden gezogen und hinterließen schmale Furchen im feuchten Kies. Die Haut riss auf und die frischen Wunden brannten. Es war mir egal. Ich war müde und schloss die Augen. Macht, was ihr wollt, aber lasst mich schlafen.
    Wiederholt war ich für unbestimmte Zeit abgetreten gewesen. Mehrere Ohrfeigen brachten mich dazu, unsanft wach zu werden und meine Augen wieder zu öffnen. Inzwischen saß ich auf einem harten, unbequemen Stuhl. Mein ehemals strahlend weißer Bademantel hing verdreckt an mir herunter, bauschte sich um meine Hüften und klemmte zwischen Sitzfläche, Gesäß und meinen entblößten Beinen. Meine Füße waren mit schmalen Bändern an die Stuhlbeine gebunden und meine Arme schmerzhaft hinter der Lehne zusammengeschnürt. Ich spürte die Fesseln mehr als ich sie sehen konnte, hatte jedoch das Gefühl, mir in einer unbedachten Bewegung gleich die Schultergelenke auszukugeln.
    Mit trübem Blick machte ich durch mein mir wirr in das Gesicht hängende Haar mehrere Schemen aus. Undeutlich und verwischt, wie in Schatten gehüllt und nur wenige Meter von mir entfernt. Dadurch fiel mir auf, dass es dunkler war als bei meiner Ankunft. Dämmrig, als würde der Abend anbrechen. In meiner Nähe stand irgendwo eine Lampe und warf ihren kegelförmigen Lichtschein auf mich wie der
    Spot einer Theaterbühne auf den Schauspieler. Auch mein Haar war inzwischen getrocknet und nahm mir in ungebändigter Lockenpracht beinahe die Sicht. Wie lange war ich bereits hier?
    Dicke Finger tauchten direkt vor mir auf, umfassten mein Kinn und nötigten meinen Kopf in die Höhe. Zwei schmale, dunkle Augen unter buschigen, schwarzen Brauen in einer teigigen Visage traten in mein Gesichtsfeld. Ich sah, wie sich wulstige Lippen bewegten, erblickte gelblich braun verfärbte, schiefe Zähne und roch den von Alkohol und Tabak geschwängerten Atem. Widerwärtiger Anblick. Widerwärtiger Geruch. Schlagartig wurde mir speiübel. Ich begann zu würgen.
    Der aufgedunsene Pfannekuchen vor mir verzog sich zu einer angeekelten Miene. Die Finger verließen fluchtartig mein Kinn. Mein Kopf fiel zurück in seine Ausgangsposition.
    „Idiota!“, hörte ich eine zornige Stimme. „Ihr habt ihr zu viel gegeben. Was soll ich jetzt mit ihr machen, eh? So nützt sie ihm nichts.“ Meine Sinne wurden langsam schärfer und ich begriff, dass die Wirkung der Droge allmählich nachließ. Zusätzlich bemerkte ich das Nachlassen deutlich an meiner linken Gesichtshälfte. Die obere Hälfte meines Wangenknochens pulsierte unangenehm und fühlte sich geschwollen an. Obendrein spürte ich die aufgeplatzte Lippe und schmeckte das inzwischen geronnene Blut auf meiner Zunge. Allesamt Anzeichen meines stetig klarer werdenden Verstandes.
    Das aber mussten meine Entführer nicht wissen. Ich würde mehr von ihnen erfahren, wenn sie mich weiterhin für betäubt hielten, denn solange achteten sie in meiner unmittelbaren Nähe nicht auf das, was sie sprachen. Gleichzeitig war ich ein wenig erstaunt, dass der Sprecher meine Muttersprache benutzte. Zwar mit einem schweren, italienischen Akzent, aber immerhin recht gut verständlich. Mit wem sprach er und wen meinte er mit ihm!
    Vorsichtig linste ich durch meine Strähnen hindurch und nahm meine Entführer

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