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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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„Wo ist sie?“
    Mit einem Mal klang mein Entführer unterwürfig, beinahe ängstlich. Ein Umstand, der mich weitaus mehr sorgte als meine eigentliche Gefangennahme. Wenn dieser Fettsack schon zu Kreuze kroch, mochte ich mir nicht ausmalen, was jetzt auf mich zukommen würde. „Hier entlang, bitte. Sie ist im Nebenraum. Ich bitte ihren derzeitigen Zustand zu entschuldigen, Signore. Meine Mitarbeiter waren bei der Dosierung der Tropfen leider ein wenig unvorsichtig. Aber seien Sie versichert, dass sie bald wieder zu sich kommen wird.“
    Rasch ließ ich das Handy in den Falten des Bademantels verschwinden und stellte mich bewusstlos. Dabei schielte ich durch mein Haar hindurch zur Tür. Wen brachte er mit und warum hatte der erwähnte Herr des Neuankömmlings so ein Interesse an mir? Sollte ich etwa als Druckmittel gegen Darian benutzt werden?
    Die folgenden Worte des neuen Gastes weckten daran leichte Zweifel: „Das will ich für dich hoffen, du erbärmlicher Wurm. Mein Herr hat viel für sie gezahlt. Er wird wenig erfreut sein, wenn seine Investition vergebens war und sie stirbt, bevor er die notwendigen Informationen erhalten konnte. Danach kannst du mit ihr verfahren, wie es dir beliebt.“
    Das ließ nichts Gutes erahnen und obwohl mein Herz raste wie eine Lok unter Volldampf, gab ich weiter den Anschein von Harmlosigkeit.
    „Gewiss, Signore. Gewiss. Er wird alles erhalten, was er wünscht. Sie lebt. Dafür kann ich garantieren. Bitte, dort ist sie. Lebendig.“ Dem nun beflissen erscheinenden Schinkenspeckröllchen voran trat ein Mann ein, der in seinem ganzen Erscheinungsbild einfach nur gruselig wirkte. Er war extrem hager, fast dürr, dafür aber sehr groß. Unterstrichen wurde seine Statur durch einen eng anliegenden, dunklen Maßanzug einer Edelmarke, der dessen blasses, hochwangiges Gesicht zusätzlich betonte. Graues, kurz geschorenes Haar umgab seinen totenkopfähnlichen Schädel und seine schmalen, blutleeren Lippen verzogen sich zu einem bösartigen Lächeln, wodurch seine spitzen Saugzähne mehr als nötig in Erscheinung traten. Ich hätte auch ohne diese Demonstration gewusst, dass er der beißenden Zunft angehörte. „Sieh an, das Täubchen.“
    Dann blieb er abrupt stehen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Maske und er stob herum. Blitzartig schoss seine Hand hervor und seine spinnenartigen Finger umfassten die Kehle des Dicken. „Du hast die Falsche, du hirnloser Idiot!“
    Ein gepeinigtes Gurgeln erklang. Erst, als die Finger den Griff lockerten, brachte er vernehmliche Worte heraus: „Das kann nicht sein, Signore. Sie trägt das Armband. Ganz wie Ihr es gesagt habt. Seht selbst.“
    Die Falsche? Ich riss mich zusammen, um nicht überrascht den Kopf zu heben. Wenn mir der Überfall nicht gegolten hatte ... Kahina! Der Biss auf meine Unterlippe verhinderte ein Ächzen. Oh mein Gott, sie hatten es ursprünglich auf Kahina abgesehen?
    „Ich habe die Kleinere der beiden Weiber bestellt, du unfähiger, dämlicher Spagetti. Er will die Perserin. Die hier ist eindeutig nicht persisch. Schau sie dir an. Sieht sie wie eine Perserin aus?“
    Nun hob ich doch ganz leicht den Kopf an, um die Szenerie vor mir genauer zu beobachten. Die gnadenlosen, blauen Augen des Mannes streiften mein Gesicht und er schleuderte den Dicken wie ein Spielzeug von sich. Prüfend steckte er seine Finger nach mir aus, verharrte, ohne mich zu berühren, und riss seine Hand abrupt zurück, als habe er sich verbrannt. Er zischte wütend.
    Ich hob erstaunt den Kopf und starrte ihm direkt in die Augen. Mühsam unterdrückter Zorn stand darin zu lesen. Doch damit konnte ich ebenfalls dienen und spiegelte diesen Blick auf die gleiche Weise. Jäh riss er sich los und fuhr herum. „Schafft sie fort. Je eher ihr sie loswerdet, desto besser ist es für euch.“
    Mein Entführer hatte sich mit Hilfe eines seiner tumben Kraftprotze wieder aufgerichtet und trat eingeschüchtert auf den Mann zu. „Vielleicht könnt Ihr sie Eurem Herrn als Ersatz mitbringen? Als Wiedergutmachung, bis wir das richtige Mädchen haben. Vielleicht kann sie ihm ein paar nützliche Informationen geben.“
    „Das könnte sie mit Sicherheit, Mazzini. Aber das Risiko werde ich nicht eingehen. Es ist dein Fehler, also kümmere dich darum, dass sie verschwindet“, knurrte der Totenschädel und wandte sich dem Ausgang zu. „Töte sie und hinterlass keine Spuren. Niemand darf erfahren, dass sie hier war. Ihre Anwesenheit bringt euch in tödliche

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