Blut Licht
Gefahr.“
Mit verschränkten Armen verstellte der zweite Kraftprotz dem Gast für einen kurzen Moment den Weg. Als dieser ihn kühl musterte, trat er zögerlich beiseite und ließ ihn passieren. Wenig später klappte eine Tür, der Wagen wurde gestartet und rollte davon.
„E ora?“, fragte der Türsteher und zuckte zusammen, als sein Boss ihn mit wiederkehrender Selbstsicherheit anbrüllte: „Du saudämlicher Schwachkopf! Du hast doch gehört, was er gesagt hat. Das Weib muss weg! Also schaff sie gefälligst weg, und zwar rapido! Capito?“ „Vorher wir können vielleicht haben ein wenig Spaß mit ihr?“, bröckelte der eine holprig die Worte in meiner Sprache zusammen. Dabei grinste er mich dermaßen durchtrieben an, dass ich ihm liebend gern in die grobe Region seines Skrotums getreten hätte, wenn es denn möglich gewesen wäre.
Sekunden später sollte sich dieser Wunsch erübrigen.
Kapitel dreiundzwanzig
Z unächst kam ein leichter Luftzug auf. Fast nur ein Hauch, der ein schwaches Aroma von fauligen Eiern mit sich führte. Die Jalousie am Fenster begann leise zu klappern und die Männer sahen sich erschrocken um. Kein Fenster war offen und die Tür war ebenfalls geschlossen. Niemand ahnte, woher dieses Phänomen kam.
Niemand? Na ja, nicht ganz. Ich hatte durchaus eine Ahnung. Allerdings hätte ich etwas in dieser Art ein wenig früher erwartet. Dann wurde der Luftzug stärker und inmitten des Raumes bildete sich eine dunkle, rotierende Rauchsäule, die alles in ihrer Nähe Befindliche anzog. Die Jalousie wölbte sich nach innen. Es zerrte an Kleidung und Haaren, doch weiterhin starrten die Männer wie gebannt auf die Erscheinung.
Plötzlich wurde es still. Der Rauch löste sich auf und an dessen Stelle erschien ein großer, breitschultriger und ganz in Schwarz gekleideter Mann. Quälend langsam hob er den Kopf und gab den Blick auf sein ausdrucksvoll schönes Gesicht frei. Tiefschwarzes Haar fiel bis in die Mitte seiner Stirn und seine Miene wirkte wie versteinert. Dann kräuselten sich seine sinnlichen Lippen zu einem Lächeln, das alles andere als freundlich war. Beinahe gemächlich drehte er sich im Kreis und bedachte jeden einzelnen der ihn geschockt anstarrenden Männer mit einem müden Blick aus rauchgrauen Augen.
Spätestens jetzt wurde mir klar, warum Luzifer nachgesagt wurde, er habe viele Gesichter. Dieses hier war wohl eines seiner attraktivsten.
„Ich glaube kaum, dass ihr viel Spaß haben werdet“, sprach er gedehnt. Dabei hob er einen Arm und wie von Geisterhand wurden die Männer, Spielzeugen gleich, gegen die Wände geschleudert.
Sie brüllten auf, rappelten sich hoch und stürzten auf den Eindringling zu. Dieser jedoch wich ihren Angriffen aus, indem er sich einfach in Luft auflöste und in einer anderen Ecke des Raumes wieder auftauchte.
Ich fuhr zusammen, als auch hinter mir eine kurze Regung entstand. Ein erneuter Wirbel, eisig kalt und ebenso schnell vorüber, wie er aufgekommen war. Dann spürte ich, wie es mich mitsamt Stuhl in Richtung Wand und fort aus der Gefahrenzone zog. Kurz darauf fühlte ich eine scharfe Klinge an meinen Handgelenken und Sekunden später war ich frei.
„Es tut mir leid, Faye“, vernahm ich Thalions geflüsterte Stimme neben meinem Ohr. Ich wagte keine Regung. Da fühlte ich bereits die kalte Klinge an der Fessel meines linken Beines. „Ich habe das alles nicht gewollt. Wenn ich vorher gewusst hätte ... Er hat uns beide betrogen.“
Nun endlich wandte ich mich ihm zu, während er die letzte meiner Fesseln durchtrennte. „Warum, Thalion? Warum hast du das getan?“ „Ich hatte keine Wahl. Glaube mir, Faye. Ich wünschte, es wäre anders gekommen.“
Ein zorniges Fauchen lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf die Geschehnisse vor mir. Mit ausgebreiteten Armen stand Luzifer wenige Meter von uns entfernt. Den Rücken uns zugewandt, schienen seitlich aus ihm heraus schwarze Nebelschwaden zu strömen, die sodann über den Boden krochen. Bedrohlich langsam schlängelten sie auf die drei Männer zu, aber kurz vor ihnen verharrten sie, flossen mehr und mehr ineinander, bis sie eine dichte, teerartige Masse ergaben.
Indes wirkte Luzifer, als würde er das Geschehen leiten wie ein Orchesterdirigent. Denn schon strömte die Masse wieder auseinander. Sechs tiefschwarze Kugeln, gebildet aus dichtem Rauch, zogen sich nun in die Länge, bis sie eine Höhe von zwei Metern erreicht hatten. Einen winzigen Moment lang blieben sie unbewegt, als beobachteten
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