Blut Licht
Stabilität. Dankend lehnte ich weitere Misshandlungen von Darian und meinem Bruder ab, blickte in die diesmal mich fixierende Runde und versuchte mich an einem belanglosen Lächeln. „Sie gab mir ein paar Informationen zu unserer Suche und auch zu denen, die uns daran hindern möchten. Du kennst sie und weißt, wie kryptisch sie sich ausdrückt. Allerdings gab sie mir einen Hinweis, den es ernst zu überdenken gilt. Von daher ist es gut, dass wir im Moment alle zusammen sind, denn es betrifft uns auch als Gemeinschaft.“
„Bitte sprich in Rätseln, Tochter“, murmelte mein Vater und zuckte zusammen, als Ernestines Hand schwungvoll seinen Arm streifte.
„Macht sie doch schon, Dad“, entgegnete Alistair und tätschelte mir gleichzeitig die rechte Hand. „Weil es so schön ist, das Ganze jetzt noch einmal verständlich.“
Für einen Moment suchten meine Augen Darians Blick, und erhielten eine stille Frage. Dann seufzte ich und entschied mich für die glasklare Variante: „Lilith ließ durchblicken, dass unsere derzeitigen Unternehmungen für Lilianna gefährlich werden könnten. Entweder bringen wir das Kind in Sicherheit oder wir beenden hier und jetzt das, was wir tun."
„Das hat sie gesagt?", hakte Darian nach und sein Blick fragte deutlich, warum ich es ihm nicht vorher mitgeteilt hatte.
„Mehr oder minder wortwörtlich“, gab ich zurück und legte meine linke Hand auf seine rechte. Zugleich schickte ich ihm ein anrüchiges Lächeln. Er nickte verstehend und verbiss sich ein Lachen.
„Und was habt ihr nun vor?“, warf Ernestine ein und nahm Lilianna nebenbei die Trinkflasche ab, um sie gegen ein trockenes Stück Weißbrot auszutauschen. „Ihr werdet doch nicht aufgeben, nachdem ihr so weit gekommen seid?“ „Unser Kind ist wichtiger als jede weitere Nachforschung“, entschied Darian kurzum und erntete verblüffte Blicke.
„Nein.“ Dad sprang unverhofft heftig auf, zerknüllte seine Stoffserviette und warf sie erbost auf den Boden. „Nein, ein Aufgeben kommt nicht infrage. Ich denke, ich spreche auch in Ernies Sinn, wenn ich euch sage, dass ihr weitermachen müsst. Wir werden uns in dieser Zeit um Lilianna kümmern, sie beschützen und umsorgen. Egal, wie lange es dauern wird.“
„So ist es, Duncan“, bestätigte Ernestine mit fester Stimme und nickte entschlossen. „Ihr bringt zum Ende, was ihr angefangen habt und wir sorgen dafür, dass Lilianna aus der Schusslinie kommt.“
„Welches wäre denn die nächste Station?“, meldete Steven sich nachdenklich zu Wort. „Würde ich schon gern wissen, bevor ich mich entscheide, wem ich in diesem Fall folge.“
„Basrah. Shekinah will Faye sehen“, antwortete Kahina kauend.
„Hm, das macht mein empfindlicher Teint nicht lange mit. Zu sonnig“, grübelte Steven laut, sah zu Ernestine hinüber und stupste Lilianna liebevoll auf das Näschen. „Na, Süße, wie wäre es mit einem persönlichen Bodyguard?“
Während mein Kind glucksende Laute von sich gab, atmete ich erleichtert durch. Obendrein merkte ich durch das sanfte Tätscheln meiner linken Hand, dass Darian ebenfalls so fühlte.
„Dann wäre das soweit geklärt“, brummte Dad, hob die Serviette wieder auf und setzte sich. „Hast du sonst noch etwas von Lilith erfahren können?“
„Nur, dass wir eine uralte Grabstätte irgendwo im Nirgendwo aufsuchen müssen, in der Kain auf seine endgültige Vernichtung oder unerfreuliche Wiedererweckung wartet. Je nachdem, wer schneller ist. Wir, oder mit Thalions Hilfe die gegnerische Seite.“
„Was?“, echoten Alistair und Dad gleichzeitig, während Jason nüchtern fragte: „Hast du genauere Informationen über die Lage des Grabes?“
Frustriert schüttelte ich den Kopf. „Leider nein. Sie verwies mich auf die Schriftrollen als Träger für die genauen Grabkoordinaten.“
„Was dann also bedeutet, dass für unbestimmte Zeit der werte Herr Kain, irgendwo am Arsch der Welt, in die Analen eingegangen ist“, brummte Steven in sich hinein.
„Fürwahr ein treffender Hinweis“, ließ Jason verlauten und langte nach seinem Weinglas. „In diesem Sinne möchte ich gern einen Toast aussprechen. Cheerio, hochgeschätzte Damen und Herren dieser illustren Runde. Auf eine erfolgreiche Suche.“
Wir prosteten einander zu und wandten uns dann wieder dem Essen zu. Wenig später durchzogen alltägliche Gespräche, Schäkereien und das eine oder andere genussvolle Seufzen das Appartement. Für einen kurzen Moment bewahrten wir die
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