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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Illusion von Normalität und Gefahrlosigkeit, von Banalität und Familienidyll. Niemand wollte an das erinnert werden, was nun zwangsläufig auf uns zukommen würde: das baldige Ende unserer eingeschworenen Truppe durch die notwendige Trennung. Aber nicht heute, nicht jetzt. Morgen. Irgendwann.
    Nach dem opulenten Brunch trennten sich unsere Wege. Ernestine hatte Für sich einen Massagetermin im Wellnessbereich des Hotels gebucht und Dad wollte mit Lilianna eine Weile im Whirlpool planschen. Kahina und Alistair wünschten eine weitere Fahrt in das Krankenhaus, um Arya zu besuchen und Jason wollte die Sehenswürdigkeiten des Vatikans auskosten.
    Während ich noch überlegte, Darians Angebot zum uneingeschränkten Geldausgeben anzunehmen, teilte mein Mann mir mit, dass er eine Verabredung mit Magdalena di Angelis habe. Folglich entschied ich mich, ihn zu begleiten. Gegen frühen Abend wollten wir uns wieder hier im Appartement treffen, um uns für die Härteprüfung des Abends zu rüsten: das geplante Essen mit meiner Mutter.
    „Was genau möchtest du mit Mrs. di Angelis besprechen?“, erkundigte ich mich auf dem Weg durch die Lobby. „Wir haben doch sämtliche Informationen erhalten.“
    „Es geht nicht darum, was wir zusätzlich von ihr erfahren könnten, sondern um das, was wir für sie tun können, Faye“, erwiderte er rätselhaft und orderte zu meiner Überraschung am Empfang einen Wagen. Als wir durch die von einem Hotelpagen geöffnete Tür hinaus auf die Straße traten, folgte Erklärung Teil Zwei: „Ich hatte ihr, zum Dank für ihre Hilfe, ebenfalls einen Gefallen zugesagt. Sie ist nun bereit, diesen anzunehmen.“
    „Und der wäre?“
    „Ich bringe sie in Sicherheit.“ Ein schwarzer Mietwagen Marke Audi A3 hielt knapp neben uns und vereitelte durch seine Ankunft weitere Bemerkungen meinerseits. Obendrein waren auch keine weiteren Bemerkungen diesbezüglich notwendig. Darian schien hervor-ragend vorbereitet zu sein.
    Während ein junger Fahrer von eindeutig römischer Herkunft ausstieg. nahm ich das Musterbeispiel deutscher Ingenieurstechnik in Augenschein. Ehrlich gestanden hatte ich eher mit einem knallroten Fiat gerechnet.
    Ein großzügiges Trinkgeld und der Wagenschlüssel wechselten den Besitzer. Dann hielt der Mann, dessen Name Roberto auf der Brust seines weinroten T-Shirts eingestickt stand, mir zuvorkommend die Beifahrertür auf. Ich ließ mich in den ergonomisch perfekt angepassten Sitz gleiten und sofort umfing mich ein typischer Neuwagengeruch. So ganz fand ich nicht heraus, ob dieser Geruch nun von den diversen Reinigungsmitteln nebst Duftbaum am Spiegel stammte, oder ob der Wagen tatsächlich noch verhältnismäßig neu war. Der dreistellige Kilometerstand auf dem Tacho zumindest ließ auf ein relativ geringes Alter schließen.
    Nachdem ich mich angeschnallt hatte, fuhr Darian an. Recht zügig hatten wir die Hauptverkehrsader erreicht und während ich selbst als Beifahrer bereits schweißgebadet mit dem Verhalten der römischen Verkehrsteilnehmern haderte, lenkte mein Mann den Wagen dermaßen zielsicher durch das unübersichtliche Chaos, als habe er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Nebenbei erhielt ich von ihm die eine oder andere Verhaltensregel für den italienischen Straßenverkehr, von der die Wichtigste „halt niemals an und fahr einfach nur weiter, die anderen haben selbst Angst um ihr Auto“ zu sein schien. Die zweitwichtigste Regel schien die übermäßige Betätigung der Hupe bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu sein, deren Einsatz von wild gestikulierenden Handbewegungen untermauert wurde.
    Mehrmals wurde ich das Gefühl nicht los, der gegnerische Fahrer würde gleich aus seinem Wagen springen und mitten auf der Kreuzung einen Kreuzzug beginnen. Ich war froh, dass mein Mann das Steuer führte und seine entsprechend grimmige Miene dafür sorgte, dass genau das nicht geschah.
    Nach einer Weile verließen wir den überfüllten Hauptverkehrsweg und bogen in eine ruhigere Region ab. Wir rumpelten über das für Rom so typische Kopfsteinpflaster in engen Gassen, die keinerlei Gegenverkehr zuließen. Wir passierten kleinere Geschäfte und Restaurants, durften uns einige Beschimpfungen von rollerfahrenden Rüpeln anhören und mehrfach orientierungslosen Touristen oder einfachen Passanten ausweichen. Schließlich schien Darian die gesuch-te Adresse gefunden zu haben, denn das Navi begann leise zu piepen. Vor einem mehrstöckigen, leicht marode wirkenden Altbau mit

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