Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
hast, habe ich ihn kurz im Krankenhaus besucht“, warf mein Mann erklärend ein und ich nickte verstehend. Natürlich. Nur ein kurzer Besuch. Deswegen also diese ungewöhnlich unverhoffte Stabilisierung seines Zustands.
    „Ich wünschte, ich hätte auch solche Kräfte“, murmelte Kahina, langte nach einer Scheibe Weißbrot und zog die Butter zu sich heran. „Damit könnte ich wer weiß, was alles erreichen.“
    „Es birgt eine große Verantwortung, Kahina“, meldete Ernestine sich ermahnend vom anderen Ende der Tafel zu Wort. „Glaubst du, sie in deinen jungen Jahren schon tragen zu können? Reich mir bitte den Salat, Duncan.“
    „Wenn du ihn gegen den Fisch tauschst, dann sofort, Ernie. Hat jemand das Roast Beef gesehen?“
    Fischplatte und Salatschüssel wechselten den Platz, dann schwebte der Teller mit dem dünn geschnittenen Roastbeef in den Händen von Jason auf meinen Vater zu.
    „Wenn ich keine Verantwortung tragen könnte, hätte Shekinah mir wohl kaum die Verantwortung für die Schriftrolle übertragen“, antwortete Kahina und tauchte das Messer in die weiche Butter. Während sie das Fett auf das Brot zu verteilen begann, fügte sie hinzu: „Du würdest dich mit ihr bestimmt gut verstehen, Ernie. Ihr seid ein Schlag.“
    „Vielleicht ergibt sich irgendwann einmal die Gelegenheit, sie kennenzulernen. Neugierig bin ich schon nach allem, was ich inzwischen über sie habe erfahren dürfen.“
    Meine Hand blieb über dem Brotkorb schweben und mein Augenmerk flog Ernestine entgegen. Was wusste sie über Shekinah, was mir bisher verschwiegen worden war?
    „Sie ist voll in Ordnung, auch wenn sie meiner Meinung nach manchmal ein wenig zu altmodisch denkt.“ Das Messer in Kahinas Hand beschrieb auf dem Brot einen weiten Bogen, zog eine Butterschneise und begann sogleich, diese von der anderen Seite her wieder zu glätten. Nebenbei erzählte sie: „Shekinah hatte damals arge Schwierigkeiten, einen Computer überhaupt nur anzuschalten. Ich musste ihr mindestens hundert Mal versichern, dass das Teil nicht explodiert, wenn sie auf den Knopf drückt und nur der dämliche Lüfter so einen Krach macht.“
    Ein erneuter Messerschwung mitsamt Butter erzeugte auf der Brotscheibe eine weitere Unebenheit, die sogleich ausgebessert und glatt gezogen wurde. Inzwischen hatte ich mein eigenes Besteck beiseitegelegt und beobachtete interessiert Kahinas weitere Vorgehensweise. Unterdessen streifte sie ihr Messer am Brotrand ab und begann eilends von neuem, den winzigen Butterberg auf der bereits geglätteten Fläche gleichmäßig zu verteilen. Zwangsläufig mit neuerlichen, minimal aufgetürmten Schneisen.
    Nun waren endgültig die Tätigkeiten am Tisch erlahmt, durchweg alle Laute verstummt und jedwede Augen hingen gebannt an Kahinas Weißbrot. Sie hingegen plapperte munter weiter: „Ich glaube, sie würde heute noch nach Faye suchen, wenn ich nicht im Internet nachgesehen hätte. Shekinah hält Google übrigens für ein Versandhaus und nicht für eine Suchmaschine.“
    Schließlich schien sie die vorherrschende Ruhe doch zu bemerken. Zunächst wurden ihre Streichbemühungen langsamer, dann blickte Kahina irritiert auf und ließ ihr Messer inmitten der Bewegung eingefroren direkt über der Brotscheibe schweben. ,,Is’ was?“
    „Bestreichen oder verputzen?“, fragte Alistair und wies auf ihr verwundertes Stirnrunzeln hin auf das Brot. „Inzwischen dürfte jede einzelne Pore gefüllt sein.“
    „Oh, das ...“ Kahina kicherte und legte das Messer vorsichtig auf dem Teller ab. „Naja, das ist so eine Angewohnheit.“
    „Dann stört es dich also, wenn -“ Alistair brach ab, feixte durchtrieben und pikste blitzschnell mit seinem Zeigefinger einen tiefen Krater in die Butter auf ihrem Brot.
    Kahina entwich ein geschockter Laut. Dann schnappte sie ihr Messer und begann übertrieben hektisch, das Einschussloch zu verschließen. Anschließend sah sie auf und grinste in die Runde.
    Ein gelöstes Lachen durchbrach die Ruhe und die Geräuschkulisse normalisierte sich wieder.
    Ich ließ mir von Darian die Salatschüssel reichen und schaufelte ein paar Stängel Rucola auf meinen Teller. Etwas Weißbrot und ein paar Stücke Fisch folgten und abgerundet wurde das Menü mit einem Glas Weißwein.
    „Was ist eigentlich bei deinem Gespräch mit Lilith herausgekommen?“, fragte Steven dermaßen überraschend, dass ich mich am Wein verschluckte.
    Zwei hilfreich klopfende Hände überprüften mein Rückgrat umgehend auf

Weitere Kostenlose Bücher