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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Ernestine nicht herkommen, sobald sie sich umgekleidet haben?“ „Das haben sie auch getan, aber du warst noch im Bad. Sie sind mit Lilianna schon vorausgegangen. Wir werden sie im Restaurant treffen.“
    „Oh, gut.“ Ein Aufblitzen lenke mein Augenmerk auf Darians linkes Handgelenk und ich erkannte den selten von ihm angelegten Chronographen aus Weißgold von Bulgari. Überrascht sah ich auf. „Ich dachte, du magst das protzige Ding nicht sonderlich.“
    Gelangweilt schob er seinen Ärmel zurück und sah die Uhr an. „Das tue ich auch nicht. Aber ich hatte sie nun einmal mit, dann sollte ich sie auch tragen. Macht kaum Sinn, sie die ganze Zeit über nur im Safe herumliegen zu lassen.“
    Ich nickte. „Ja. Wir müssen ohnehin gleich runter.“
    Mit nur einem einzigen Schritt überbrückte er die Distanz zwischen uns. Dann legte er mir einen Finger unter das Kinn, damit ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. In seinem Blick stand deutliche Skepsis. „Ist alles in Ordnung, Faye?“
    Nein. Ja. Ach, eigentlich nicht. Ich biss mir auf die Unterlippe, rang mir ein Lächeln ab und brachte die einzige Notlüge hervor, die er mir im Augenblick abnehmen würde - und die zweifelsohne eine geringe Portion an Wahrheit enthielt: „Ich bin etwas nervös, nach so langer Zeit wieder auf meine Mutter zu treffen. Das ist alles.“
    Es wirkte nicht danach, als glaubte er meine Geschichte, doch ganz Darian ließ er es dabei bewenden. Vermutlich mussten wir beide daran arbeiten, gewisse Dinge zu hinterfragen, ohne gleich Akzeptanz zu heucheln. Ich öffnete bereits den Mund, um einen Anfang zu starten, als sein Handy den Empfang einer SMS ankündigte.
    „Entschuldige mich“, meinte er mit einer schwachen Geste, langte in seine Sakkoinnentasche und zog das Handy hervor. Zweimal auf einen Knopf gedrückt, eine Sekunde lang gelesen und seine Mundwinkel begannen leicht zu zucken. Dann hielt er mir das Telefon hin und ich las die knappe Nachricht. Der Drache ist gelandet. Duncan. „Typisch Dad“, murmelte ich kopfschüttelnd. „Wir sollten hinuntergehen.“
    Während Darian das Telefon wieder einsteckte, reichte er mir seinen Arm. Folglich musste meine Rede etwas warten, denn nun wurden wir erwartet.
    Das Le Jardin de Russie Restaurant befand sich - wie sein Name schon sagte - wie ein von Zauberhänden entworfener Terrassengarten im stattlichen hotelzugehörigen Hinterhof, dessen Existenz von der Straße aus allenfalls hätte vermutet werden können. Große Bäume spendeten zusammen mit weißen Schirmen an den sonnenreichen Tagen genug Schatten, um auf von Orangenbäumen und Oleanderbüschen umgebenen Bereichen im Freien dinieren zu können. Steinerne Treppenstufen führten weiter die begrünten Hänge hinauf und erlaubten einen entspannten Spaziergang inmitten des Zentrums dieser geschäftigen Stadt.
    Unterhalb der größten Terrasse geleiteten wenige Stufen den Gast in den überdachten Bereich des Restaurants hinab, dessen Interieur puren Luxus für Leib und Seele signalisierte.
    Am Arm meines Mannes betrat ich diese Oase der Ruhe, deren grüne Seele mich sofort gefangen nahm. Es war, als hätte es mich vom Stress des Alltags direkt in ein besänftigendes Meer aus Licht, Farben und Stille katapultiert. Eine bezaubernde Welt aus Grün, dem nur noch der einlullende Elfengesang fehlte, um das Gemüt zur Ruhe zu betten. Dass mir für einen Moment vor Staunen der Mund offen stand, bemerkte ich erst, als Darian mir lächelnd und mit sanfter Hand den Unterkiefer wieder hochklappte. Wie peinlich.
    Rasch sah ich mich weiter um und konnte schon vom Eingangsbereich aus, oberhalb der sich teilenden Treppe meinen Bruder ausmachen, der uns unauffällig zuwinkte und zugleich auf meine Kamera deutete, die er sich um den Hals gehängt hatte. Daran hatte ich ja überhaupt nicht mehr gedacht. Wie schön, dass er es getan hatte und ganz offensichtlich Bilder von unserem Zusammentreffen schießen wollte.
    „Wieso waren wir nicht schon vorher hier?“, raunte ich meinem Mann zu, als wir die erste Stufe erklommen.
    „Weil uns bisher die Zeit fehlte“, gab er ebenso leise zurück, ließ mich vorangehen und schloss am Ende der Treppe wieder zu mir auf. Alistair erwartete uns bereits und wies auf einen runden Tisch weiter hinten auf der Terrasse. Mein Herz setzte einen Moment lang aus, als ich die schlanke Gestalt meiner platinblonden Mutter erkannte. Obwohl sie mit dem Rücken zu mir stand und sich mit meiner Tochter beschäftigte, hätte ich sie

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