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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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laut in Richtung Fenster. Doch es war mein Bruder, der zur Tür schritt, den Kopf hinausstreckte und Steven schließlich heranwinkte.
    Überaus vorsichtig setzte dieser seinen Fuß in das Haus, federte mit den Zehen auf dem Boden nach, so als überprüfte er dessen Beschaffenheit auf eine versteckte Schleuderfalle. Da er offenbar nichts dergleichen vorfand, schob er sich achtsam weiter in den Raum hinein, bis er den Türrahmen vollends passiert hatte. Direkt neben der Tür und mit genügend Sicherheitsabstand zwischen sich und der alten
    Frau blieb er stehen. Er betrachtete sie mit dem gleichen Misstrauen wie sie ihn. Dabei ließ sie einen wenig freundlich klingenden Wortschwall in Darians Richtung los. Er lächelte schwach und nickte mehrmals, bis sie schließlich verstummte, mit einem letzten Blick auf Steven missmutig grunzte. Dann sah sie Kahina an, sprach zwei Worte und schob sich energisch an mir vorbei, um durch die hintere Tür den Raum zu verlassen. Ohne weitere Erklärung ging Darian ihr nach.
    „Wow, die Hausherrin ist verschnupft“, murmelte Steven und traute sich nun zu uns. Dennoch blieb sein wachsamer Blick auf die Tür gerichtet, durch die Shekinah und mein Mann entschwunden waren. „Das ist mein Fehler“, gestand Kahina zerknirscht ein und ließ sich auf eines der Kissen fallen. „Ich hatte ihr nichts von deiner Anwesenheit erzählt. Fayes Anblick allein hatte gereicht, sie zu erschrecken. Dann kamst du als Krönung noch hinzu. Sieht wohl so aus, als wollte dein Mann die Wogen glätten, Faye. Sie kann ziemlich stur sein.“ „Er auch“, gab ich gelassen zurück.
    „Deine Großmutter wird sich schon beruhigen“, schaltete Alistair sich ein und deutete auf die drei Gepäcksäcke. „Wo sollen die hin? Wir können kaum alle hier im Raum pennen, oder?“
    Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Reisetasche fehlte. Lediglich meine Laptoptasche lag neben den Säcken auf dem Boden. Umgehend nahm ich Jason ins Visier. „Habt ihr etwa meine Tasche vergessen?“ Er schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. „Nein. Wir haben uns erlaubt, die Taschen umzupacken.“
    Mein Argwohn wuchs, als Kahina sich einen der drei Säcke nahm, hineinsah und erfreut ausrief: „Dachte mir doch, dass der hier meiner
    ist.“
    Die restlichen beiden beinhalteten die Kleidung von fünf Leuten? Wie sollte das denn funktionieren? Insbesondere, weil Jason aus einem davon zwei gefaltete Isoliermatten und zwei zusammengerollte Schlafsäcke holte. Meine Befürchtung schlug jetzt Purzelbäume. Da war doch höchstens noch Platz für eine Zahnbürste und einen Schlüpfer. Wessen Zahnbürste und wessen Slip?
    „Deine Kleidung habe ich zusammen mit der deines Mannes im anderen Seesack verpackt, Faye“, deutete Jason meinen Blick. „Sei unbesorgt, ich habe jede erdenkliche Sorgfalt walten lassen, deinem Status quo gerecht zu werden.“
    Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Ich entschied, das Ge-sagte eigenhändig zu überprüfen und öffnete das Gepäckstück. Zunächst fand ich ebenfalls zwei Isoliermatten und Schlafsäcke. Darunter eine schmale Kiste, die sich als meine Federnbox entpuppte. Ich war erleichtert, daran zumindest hatte er gedacht. Sie folgte den Schlafsäcken ins Freie. Erstaunt fand ich ein paar langärmlige T-Shirts von Darian nebst Unterbekleidung, einem dunklen Umhang und einer langen schwarzen Cargohose. Dazu feste Schuhe. Sehr praktisch.
    Meine Sorgen verdünnisierten sich vollends, als ich zwischen minimalistisch reduzierter Kleidung für mich, mitsamt militärisch wirkenden Schnürstiefeln in meiner Größe - hatte er etwa vor unserer Abreise aus London schon gewusst, dass wir durch die Wüste wandern mussten?-auf einen Kulturbeutel stieß, dessen Inhalt mir sehr deutlich vor Augen führte, dass Jason überaus durchdacht gehandelt hatte. Neben den nötigen Zahnbürsten, pulverisierter Pasta und Trockenshampoo sowie meiner Haarbürste nebst Haarbändern befanden sich zusätzlich Slipeinlagen und Tampons darin. Augenscheinlich hatte er an alles gedacht. Verblüfft blickte ich auf und direkt in Jason verschmitzte Miene. Dieser Mann war nicht mit Gold aufzuwiegen.
    Müde ließ ich mich zurück auf das Sitzkissen sinken. Konnte man notfalls auch auf diesem hier einschlafen? Einfach so. Jetzt vielleicht?
    Unterdessen war Steven zu Jason getreten und spähte skeptisch in dessen Sack. „Ist da auch eine Matte für mich drin oder spekuliert ihr darauf, dass ich mich zum Schlafen an den Dachbalken des Ziegenstalls

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