Blut Licht
beim Spionieren zu erwischen.“
„Warum wendest du dich nicht an den großen Dunklen, um mehr Informationsmaterial zu erhalten?“, schlug er vor, als handele es sich dabei um die unverfängliche Einladung zu einem Kaffee. Kopfschüttelnd nahm ich Steven das feuchte Tuch von der Stirn und tausche es gegen ein frisches. „Das geht nicht. Ich stehe schon zu tief in seiner Schuld und darf seine Geduld nicht noch mehr ausreizen. Immerhin schulde ich ihm noch die Rosen.“
„Wer immer dieser dunkle Unbekannte ist, von dem ihr sprecht, mach notfalls einen ganzen Rosenstrauß daraus.“ Mit angespannter Miene ließ Rahid sich wieder neben mir nieder. „Wenn er auch nur im Entferntesten eine Möglichkeit sieht, deinem Freund hier den Hintern zu retten, ist jedes Mittel recht. Hilft es dir, wenn ich dir mein Satellitentelefon zur Verfügung stelle? Dein Mann gab mir die Karte zurück.“
Pro forma zog ich das Smartphone aus meiner Hosentasche. „Danke für das Angebot. Aber ich weiß, wie ich ihn erreichen kann. Ich wage nur zu bezweifeln, dass es viel nützen würde.“
Rahid lächelte mich schwach an. „Damit könntest du recht haben. In dieser Gegend hast du damit keinen Empfang.“
Als hätte der Gegenstand unseres Gespräches heimlich zugehört, begann das Smartphone höllisch zu lärmen. Auf Rahids geschockte Mimik hin meinte ich sogar ein schadenfrohes Lachen zu vernehmen. Ich nahm ab. „Du hast alles mitbekommen?“ „Solange du meinen Lohn in deinen Händen hältst, bin ich dir nicht fern“, scholl es aus dem Lautsprecher. Huch! Wer hatte den denn angeschaltet? Sogleich bekam ich die Antwort aus demselben: „Das war ich. Erlaube mir den freundlichen Hinweis auf die Frage eures aufopferungsbereiten Dieners insofern, als dass es für euren kleinen Freund keinerlei Hilfe geben wird. Es sei denn,...“
Ich kroch fast in den Hörer, weil Luzifer sich eine theatralische Sprachpause gönnte. Zudem schienen alle Geräusche in unserer unmittelbaren Umgebung abrupt verstummt zu sein und sämtliche Augenpaare stierten gebannt auf das Telefon in meiner Hand.
„Was sei wenn?“, fauchte ich, weil er weiterhin nichts sagte. „Hallo?“
Nichts. Keine Antwort. Ich drückte auf ein paar Tasten, doch es tat sich nichts. Die Verbindung war unterbrochen.
„Hat er etwa aufgelegt?“, fragte Alistair beunruhigt.
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Jason und beäugte das Smartphone aus sicherer Entfernung. „Ich nehme mehr an, dass es unterbrochen wurde. Er ist nicht der Einzige, der ein Auge auf Faye hat.“
„Ich hätte nichts dagegen, ein wenig mehr eingeweiht zu werden. Mit welchen Mächten habt ihr euch da eingelassen?“, ließ Rahid grübelnd verlauten.
„Jede Medaille hat zwei Seiten, Vampir. Und jene Seite würdest du garantiert nicht überleben“, fuhr Kahina ihn erbost an und schob sich dann an Alistair vorbei, um das Telefon ebenfalls genauer zu betrachten. „Könnte es sein, dass der Akku leer ist?“
Nein, ich hatte laut Anzeige vollen Saft. Auch schien das Telefon komplett intakt, nur eben nicht empfangsbereit. Wer hier seine Finger im Spiel hatte, wollte vermeiden, dass ich von Luzifer Näheres erfuhr. Wahrscheinlich sorgte derjenige auch dafür, dass anderweitig kein Kontakt zustande kam, denn irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Luzifer sich ansonsten persönlich gezeigt hätte. Wer aber hatte die Macht dazu?
Der einzige, der mir da - abgesehen vom Schöpfer persönlich -spontan in den Sinn kam, war Michael. Laut Überlieferungen der Heiligen Schrift war er es, der Luzifer aus dem himmlischen Reich getrieben und hinab in die Hölle verfrachtet hatte. Dennoch fühlte es sich nicht schlüssig an, dass ausgerechnet er jetzt manipulierte. Mit welcher Begründung?
Einen winzigen Vorteil zumindest hatte die Gesprächsunterbrechung - Luzifer konnte mir keine weitere Rechnung ausstellen.
Das war auch nicht weiter notwendig, denn in diesem Moment zog ein eisiger Wind auf, der sich wenige Meter von uns entfernt zu einer meterhohen Windhose auftürmte. Jedes lose Stück Stoff, jedes Blatt und jeder kleinere Zweig wurde augenblicklich in die rotierende Strömung gesogen. Instinktiv warf ich mich über Steven, während Jason die flatternde Plane am Wegfliegen hinderte und Alistair Kahina beschützend in die Arme schloss. Selbst Rahid hielt seinen Umhang fest an sich gedrückt und sah blinzelnd in den Sturm. Hatten die Ausläufer des fernen Unwetters uns nun doch erreicht?
Doch ebenso
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