Blut Licht
zurückkommt.“
Lilianna verlagerte ihre Schlafstatt hinüber in Dads Arme, schmatzte bei dem Wechsel nur kurz und kuschelte sich sogleich Wärme suchend an ihn.
Unterdessen war Donovan aus der Pilotenkabine gekommen und öffnete den Ausstieg. Darian wies mich an, voranzugehen.
„Wir benötigen ungefähr zwei Stunden. Wenn ihr etwas zu Essen wünscht, wird Donovan das Nötige veranlassen. Du kommst in der Toilette klar, Steven?“
„Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt“, drang es aus dem Örtchen. „Aber du könntest Donovan fragen, ob er mir eine knusprige Stewardess mitbringen kann. Sie sollte nicht älter als dreißig sein, ab da werden die Damen fad.“
Herzlichen Dank, Steven. Seiner Rechnung nach stand ich also kurz vor der Mumifizierung.
Donovans rundliches Gesicht zuckte indes amüsiert, dann antwortete er: „Tut mir leid, alter Junge. Um diese Uhrzeit gibt es lediglich die Reste vom vorherigen Jahrhundert, dafür in Frischhaltefolie gewickelt. Soll ich ...“
„Oh Gott! Bloß nicht!“, heulte der Insasse der Toilette gepeinigt auf, gefolgt von einem gemurmelten: „Bitte eine bunte Blumenwiese.“ Darian und ich grinsten einander an, während Dad verwirrt fragte: „Was hat er bloß dauernd mit dieser bepflanzten Grünanlage? Heute Morgen hat er mich und Ernestine schon so in der Küche begrüßt, bevor er schnurstracks wieder raus gerannt ist.“
„Da wart ihr im Bademantel!“
„Ja und?“, murrte Dad die Tür an. „Was ist daran so schlimm?“ „Wir sollten jetzt gehen“, warf Darian ein und schob mich zur Treppe. Amüsiert eilte ich hinaus, über die freie Fläche und zum Terminal hinüber. Ohne große Kontrolle gelangten wir auf offiziellen, Schweizer Boden. Darian hatte ein Taxi herbeigewunken noch bevor sich die Glastüren des Terminals geräuschlos hinter uns schlossen.
Die Fahrt durch das allmählich erwachende Genf verlief reibungslos. Es war knapp sieben Uhr und die ersten Einwohner begaben sich zur Arbeit. Dennoch waren die Straßen noch recht leer und der Verkehr entsprechend fließend. In einer Stunde würde das schon ganz anders aussehen.
Während der Fahrt hatte Darian mit dem Handy eine SMS verschickt, daher wurden wir bei unserer Ankunft vor dem dreistöckigen Gebäude der Bank bereits erwartet. Ein junger Mann in der Uniform eines Nachtwächters einer Wach- und Schließgesellschaft öffnete die Tür unseres Taxis, zahlte den Fahrer aus und bat uns herein.
„Herr Bern erwartet Sie schon in seinem Büro“, erklärte er uns mit schwerem schweizerischem Akzent auf dem Weg zum gläsernen Fahrstuhl. „Obere Etage. Dort nach rechts.“
„Wir kennen den Weg, danke“, erwiderte Darian, trat nach mir ein und drückte auf den entsprechenden Knopf. Lautlos glitten die Türen zu, dann ging es hinauf.
Oben angelangt erkannte ich den Flur als jenen wieder, den wir vor vielen Monaten schon einmal entlanggeschritten waren. Ich konnte mich sogar noch daran erinnern, dass sich eine Etage tiefer eine Herrentoilette befand, in der wir durch die Benutzung meiner Reise-Federn unfreiwillig gelandet waren. Heute allerdings blieb uns das erspart.
Wir hatten das Büro noch nicht ganz erreicht, da schwang die Tür auf und Eusebius lächelte uns entgegen. Ähnlich meiner Erinnerung trug er auch diesmal wieder einen eleganten, dunklen Anzug mit einem gestärkten, weißen Hemd und sein kahl geschorener Kopf glänzte im Licht der Neonröhren wie eine Speckschwarte.
„Ihr hättet den Privataufzug nehmen können. Ich hatte es dem Burschen am Empfang ausdrücklich aufgetragen“, rief er uns entgegen, kam auf uns zu und schüttelte Darian kraftvoll beide Hände. „Es tut gut, dich zu sehen, Dahad.“
„Gutes Personal ist nicht leicht zu finden, alter Freund“, entgegnete Darian gut gelaunt, machte sich frei und schob mich auf Eusebius zu. „Du kennst meine Frau sicher noch.“
„Fürwahr. Ich habe in über tausend Jahren niemals ein hübsches Gesicht vergessen. Enchante, Mrs. Knight. Es freut mich außerordentlich, Sie wiederzusehen. Meine Gratulation zu Ihrer Eheschließung.“ Er nahm meine Hand und deutete einen Handkuss an, dann wies er zu seinem abgedunkelten Büro. „Tretet bitte ein. Ich war so frei, Susan zu gestatten, einige Stunden später zu erscheinen. Ich denke, das ist auch in deinem Sinne, Dahad?“
Darian nickte nur. Ich hingegen war insgeheim froh, dieser bissigen, brünetten Tellermine mit den Modelmaßen nicht erneut begegnen zu müssen. Unser letztes
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