Blut Licht
wie im Flug zu vergehen. Die Stunde bis zu Donovans Eintreffen war fast um und ich hatte noch nicht einmal das halbe Gepäck fertig. Also riss ich mich zusammen, warf sämtliche trübse ligen Gedanken über Bord und machte mich erneut ans Werk. Es landete ausnahmslos alles um mich herum im Koffer. Windeln, Klei dung, Stofftiere. Zum Verschließen musste ich mich darauf knien.
Dann machte ich mich an meine eigenen Sachen, die in eine einzige Reisetasche passten. Merkwürdig war es schon, die beiden Gepäck stücke nebeneinander auf dem Gang stehen zu sehen. Während das von Lilianna nach einem kompletten Umzug aussah, wirkte meines, als wollte ich nur kurz über das Wochenende wegfahren. Egal. Ich würde mit dem Wenigen zurechtkommen, ein Kind brauchte eben mehr.
„Der Buggy muss mit. Obendrein wäre es schön, wenn Sie zwei oder drei der Trinkflaschen und die Milch für Lilianna aus der Küche noch einpacken würden“, wies ich Jason an, als er die Gepäckstücke abholte und in das Foyer bringen wollte.
„Sehr wohl, Mrs. Knight. Werden Sie die Sachen für Ihren Gatten zusammenpacken oder möchten Sie, dass ich es übernehme?“
Verdutzt musterte ich ihn. „Macht er das nicht selbst?“
„Für gewöhnlich kümmere ich mich um diese nebensächlichen Dinge. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen selbstverständlich gern diese Aufgabe überlassen.“
„Schon gut. Sie haben das viele Jahre für Darian getan und wissen am Besten, was in sein Reisegepäck gehört.“ Ich schenkte Jason ein schmales Lächeln. „Vermutlich würde ich seinen kompletten Schrankinhalt in einen Koffer kippen.“
Er nickte verständnisvoll. „Mrs. Knight, Ihr Gatte ist Ihnen in diesen Belangen ähnlicher als Sie glauben. Auch er bevorzugt leichtes Gepäck. Notfalls bemüht er seine Kreditkarten, sollte etwas Außergewöhnliches erforderlich sein.“
Na logisch. Wie hatte ich das nur vergessen können?
Jason verschwand mit dem Gepäck und kam kurz darauf wieder zurück. Im Gegensatz zu mir benötigte er weniger als fünf Minuten, um einen kleineren Koffer mit den Dingen zu bestücken, die Darian offenbar benötigte. Erstaunlich. Der pure Minimalismus. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mein und Liliannas Gepäck ebenfalls von Jason packen lassen. Vermutlich tickten hier Männer und Frauen vollkommen unterschiedlich. Fast war ich geneigt, das Gepäck noch einmal auf Sinn und Unsinn zu durchsuchen und entschied mich letztlich doch dagegen. Es käme einer Niederlage recht nahe.
Um mich abzulenken, suchte ich zusammen mit Lilianna die Dusche auf. Sie liebte es, wenn ihr das Wasser sanft über den Kopf lief und sie zeitgleich im Duschbecken sitzen konnte, um mit Gummienten zu spielen oder auf das Wasser zu schlagen, dass es nur so spritzte. Wir alberten eine Weile herum, dann seifte ich erst mich, anschließend sie ein und spülte uns ab. Lilianna protestierte ein wenig, als ich das Duschen für beendet erklärte, doch ließ sie sich schnell mit ihrem Lieblingsstofftier, einem großen rosafarbenen Einhorn, trösten. Ich durfte nur nicht vergessen, es einzupacken, wenn wir aufbrachen.
Weil mein Kind herzhaft gähnte, entschied ich mich zur Raubtierfütterung und legte sie hinterher ins Bett. Keine fünf Minuten später war sie eingeschlafen. Einige Augenblicke noch betrachtete ich ihr friedliches Babygesicht, dann schlich ich zu meinem Schrank und wechselte den Bademantel gegen frische Kleidung. Ich steckte das Babyphone in die Hosentasche meiner Jeans und verließ den Raum. Ohne gesehen zu werden, gelangte ich in den Keller, wechselte die Fracht von der Waschmaschine in den Trockner und schaltete ihn an. Zumindest das wollte ich fertigbekommen, bevor wir aufbrachen. Dann ging ich zur Küche und fand dort Ernestine vor, die den Inhalt des Kühlschrankes überprüfte.
„Einiges davon können wir einfrieren. Der Rest aber muss entweder mit oder vernichtet werden“, berichtete sie mir ohne Nachfragen. Dabei wies sie auf diverse Frischhaltedosen. „Du kannst schon einmal den Käse und die Wurst einpacken. Das Brot kommt ins Eisfach, oder wollen wir ein paar Lunchpakete machen?“
Ich musste sie ein wenig begriffsstutzig angestarrt haben, denn sie legte mir ihre Hände auf die Schultern und sah mich ernst an. „Kind, hast du tatsächlich angenommen, dein Vater und ich bleiben hier untätig sitzen, während ihr durch die Weltgeschichte reist und womöglich unsere Hilfe benötigt? Das kommt gar nicht infrage.“
Spätestens
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