Blut Licht
Zusammentreffen war in einer ungeplanten Stutenbissigkeit ausgeartet, der ich mich nicht wieder aussetzen wollte. Einmal reichte.
Ich vernahm Darian leise neben mir lachen und verkniff mir eine grimmige Bemerkung. Als ich jedoch die offene Erheiterung in Eusebius Miene las, rang ich mir ebenfalls ein schmales Lächeln ab. „Setzt euch“, bot er uns zwei bequeme Ledersessel vor seinem breiten Schreibtisch an. Er trat um den Tisch herum und ließ sich dahinter nieder. Dabei schob er Darian eine dünne Ledermappe zu. „Ich habe das, was du mir aufgetragen hast, hierin zusammengefasst. Es fehlen lediglich eure Unterschriften. Das notarielle erledige ich, dann ist alles unter Dach und Fach.“ Seine Hand lag weiterhin auf der Mappe, während er meinem Mann einen ernsten Blick gönnte. „Du bist sicher, dass du es genau so haben möchtest? Noch kann ich es ändern.“
„Nein, mein Entschluss ist unumstößlich, Eusebius.“
Erst jetzt nahm er seine Hand von der Mappe und lehnte sich zurück. „Wie du wünschst. Möchtest du die Unterlagen vorher noch einmal sichten?“
„Es wird unnötig sein, Eusebius. Ich vertraue dir da vollkommen“, antwortete Darian bestimmt, zog die Mappe zu sich herum und klappte sie auf. Eusebius zog die Kappe von dem eleganten, schwarzen Montblanc Füllfederhalter und reichte ihn meinem Mann. Schwungvoll setzte er seine Unterschrift über die vorgezeichnete Linie auf mehreren Papieren, ohne auch nur einen weiteren Blick darauf zu werfen. Dann schob er die Mappe zu mir herüber und legte den Federhalter obenauf.
Ganz offensichtlich war für Darian die Sache damit erledigt. Für mich jedoch nicht. Ich wollte wissen, was ich unterschrieb.
„Es sind nur Vollmachten, Faye. Du musst dir keine Sorgen machen.“ Darians Hand landete auf meiner, als ich das erste Dokument aufnehmen und durchlesen wollte. Dabei zwinkerte er mir schelmisch zu. „Du unterschreibst hier schon keine Todesurteile. Vertraue mir. Diese Dokumente berechtigen dich lediglich, in meinem Namen geschäftliche Entscheidungen fällen zu dürfen, wenn ich einmal nicht zugegen bin. Du weißt, wie oft ich verreist und somit schwer zu erreichen bin. Deshalb wünsche ich, dass du ebenfalls die geschäftliche Verfügungsgewalt hast.“
„Hat das bisher nicht Jason übernommen?“
Er lächelte mir beruhigend zu, tätschelte dabei meine Hand und entgegnete mit sanfter Stimme: Jason ist meistens mit mir unterwegs. Aber er wird dich jederzeit beraten, wenn es nötig wird. Du brauchst nicht nachzulesen. Es handelt sich um eine reine Formalität, Faye. Unterschreib einfach.“
Bevor ich es richtig begriff, hielt ich den Federhalter in der Hand und Unterzeichnete das erste Dokument. Darian legte es beiseite, verwies auf das nächste und ich setzte beinahe mechanisch auch dort meine Signatur auf die vorgezogene Linie. So ging es Dokument um Dokument. Fast kam es mir vor, als leitete er meine Hand, während ich nur einer Marionette gleich den Stift bewegte, dessen Tintenfluss meinen Namen kritzelte. Dann war das letzte Schriftstück unterzeichnet.
„Ich danke dir, Liebste.“ Darian küsste mich sanft auf die Wange und zog gleichzeitig die Mappe zu sich heran. Er warf einen letzten Blick darauf, klappte sie zu und schob sie Eusebius hinüber. Sichtlich erleichtert seufzte er. „Damit wäre dann dieser Teil erledigt. Schatz?... Faye?“
Ich musste mich annähernd schütteln, um tatsächlich reagieren zu können. Irritiert sah ich meinen Mann an.
„Der Montblanc, Schatz. Ich denke, Eusebius hätte ihn gern zurück. Es sei denn, du möchtest weiter diese schiefen Kreise auf die Tischplatte malen.“
Verschreckt hielt ich inne, betrachtete die bemalte Mahagonitischplatte und schämte mich für meine Unachtsamkeit. Dann ging mir schlagartig auf, dass Darian mich manipuliert hatte. Mein Blick streifte ihn mit dem Versprechen, dass deswegen noch einige Worte folgen würden. Zugleich reichte ich Eusebius den Füller, wischte die Tinte mit meinem Ärmel ab und murmelte eine Entschuldigung. Er lachte nur, steckte die Kappe auf und legte ihn beiseite. Anschließend nahm er die Mappe und ließ sie in einer Schublade seines Schreibtisches verschwinden.
„Und jetzt ...“Er beugte sich ein wenig vor und musterte meinen Mann gespannt, „würde ich zu gern erfahren, aufgrund welcher mir bislang unbekannten Information du auf die hirnrissige Idee gekom- men bist, dein Geld aus der Vatikanbank abziehen zu wollen. Als Jason mich vorgestern
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