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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Ich tat, als hätte ich es nicht vernommen und konzentrierte mich auf die Blondine vor mir.
    „Ich bin Selena Rossi, Signor Marinos Sekretärin. Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten, Mrs. McNamara“ Sie reichte mir ihre Hand, nahm von Alistair dabei kaum Notiz und blickte mich bestürzt an. „Ich bin untröstlich. Signor Marino ist nicht im Haus und wird auch die komplette Woche nicht da sein. Wir haben keinerlei Nachricht erhalten, sonst hätte ich seine Termine verschoben.“ Perfekt. Das Glück war uns hold. Innerlich betete ich, dass es so weiterging.
    „Na toll!“ Ich zeigte mich überaus erbost und trat mit dem linken Fuß auf. „Und nun? Glauben Sie, ich bin den weiten Weg aus London hergekommen, um nun unverrichteter Dinge wiederabzureisen? Das kann nicht Ihr Emst sein.“
    „Sie wirken durchweg kompetent, Miss Rossi“, trat nun mein Bruder mit seinem charmantesten Lächeln in Aktion. „Vielleicht ist es auch ohne Mr. Marinos Anwesenheit möglich, einen Blick in die Archive zu erhalten. Ich bin mir absolut sicher, dass Sie uns das ermöglichen und die notwendigen Informationen geben können.“
    „Ich bin nicht befugt...“ Sie verstummte und ich sah sie im Blick meines Bruders hoffnungslos ertrinken.
    Dieser Schlingel. Wenn er es darauf anlegte, brachte er selbst gestandene Frauen zum Schmelzen. Da war diese junge Frau leichte Beute.
    „Wer wäre denn befugt?“, säuselte er ihr zu.
    Sie schluckte sichtlich trocken. „Ich könnte Signora di Angelis bitten, behilflich zu sein.“
    „Tun Sie das“, schaltete ich mich wieder ein und musterte sie hochmütig, obwohl sie mir inzwischen sehr leidtat. Ich mochte diese Posse keineswegs, doch blieb uns derzeit kaum eine andere Möglichkeit, wenn wir schnell zum Ziel gelangen wollten. Ich musste nur für den freien Zugang sorgen, alles Weitere würden Kahina und Darian erledigen.
    Während die junge Frau zum Telefon griff und ein kurzes Telefonat führte, wechselte ich einen schnellen Blick mit meinem Mann. Dann wurde meine Aufmerksamkeit wieder gefordert. „Signora di Angelis bittet mich, Sie zu ihr zu bringen, da sie im Moment nicht herkommen kann.“
    Ich nickte knapp. „Natürlich, kein Problem. Gehen Sie voran, wir folgen.“
    Obwohl ich seit jeher ein Faible für historische Ausstellungen hatte, folgte ich der voraneilenden Sekretärin, ohne die durchquerten Gänge und Räume eines Blickes zu würdigen. Zu gern wäre ich vor diesem oder jenem Exponat stehen geblieben, um es genauer zu betrachten, doch ließ unser enger Zeitplan das nicht zu. Wobei ich mich insgeheim fragte, wie dieser riesige Bau mit seinen gigantischen 55.000 Quadratmetern, aufgeteilt in vierzehn unterschiedliche Museen mit über 50.000 Exponaten, an einem einzigen Besuchstag zu schaffen sei. Es war vollkommen unmöglich, wollte man nicht hindurch rennen.
    Nachdem wir einige Abteilungen und Treppen, sowohl hinauf als auch wieder hinunter, hinter uns gelassen hatten, betraten wir einen lang gestreckten Gang, der von diversen Bildern gesäumt war. Prunk-volle Fresken erstreckten sich an der gewölbten Decke und boten dem Auge eine Farbenpracht, die kaum in der Gänze zu erfassen war. Eine wahre Reizüberflutung, die dem geneigten Betrachter in Kürze eine Genickstarre verpasste. Ich ließ den Blick nur schweifen, um nicht schwindelig zu werden.
    Umgehend steuerte unsere Führerin ein kleines Grüppchen von Leuten an, die vor einem aufwendig gearbeiteten Wandbild standen und interessiert den Worten einer schlanken, schwarzhaarigen Frau in einem dunkelblauen Kostüm lauschten. In gebotenem Abstand warteten wir, bis sie ihre Ausführungen beendet hatte, dann trat unsere Begleitung auf sie zu und sie wechselten ein paar Worte.
    Ich stutzte, als die Schwarzhaarige sich nochmals an ihre Zuhörer wandte und ihnen etwas mitteilte. Auch wenn ich die Sprache nicht verstand, wusste ich doch, dass es sich um Arabisch handelte.
    Ein junger Mann in Jeans und kariertem Hemd trat aus der Gruppe und übernahm sogleich die Führung. Während sie weiterzogen, kamen die beiden Frauen auf uns zu.
    „Darf ich ihnen Magdalena di Angelis vorstellen? Das ist Mrs. McNamara und ihr Fotograf, Reporter aus London, die einen Termin mit Signor Marino hatten“, vermittelte sie und zog sich zugleich zurück. „Wenn Sie erlauben, werde ich nun zurück an meine Arbeit gehen.“
    Im Gegensatz zu meinem Bruder, der sie mit einem Handkuss und einem frechen Zwinkern verabschiedete, beließ ich es bei einem

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