Blut Licht
Sie es. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass Ihr Bestreben erfolglos bleiben wird. Im Augenblick können weder die Besucher noch die in der Abteilung anwesenden Wachmänner Sie hören oder sehen.“
Für einen Moment wirkte sie, als wollte sie flüchten, doch Alistair und ich versperrten ihr zusätzlich den Weg. Ihr Blick schwirrte unruhig umher. Sie suchte trotz Darians Beteuerung offensichtlich Hilfe von den uns umgebenden Besuchern, doch merkte sie schnell, dass diese an uns vorbeigingen, als wären wir nicht vorhanden. Selbst, wenn sie jetzt tatsächlich laut geschrien hätte, niemand würde ihre Schreie vernehmen. Wir befanden uns in einer Art Blase, von Darian geschaffen, die uns die notwendige Privatsphäre innerhalb und zugleich abgeschieden von der Öffentlichkeit garantierte. Niemand sah uns, noch drangen Laute hinaus. Auf diese Weise konnte Darian sich lautlos bewegen, und bisweilen jemanden mitnehmen, wie er es in der Vergangenheit des Öfteren mit mir getan hatte. Magdalena di Angelis jedoch schien diese Vampirfähigkeit bisher nicht gekannt zu haben; insofern sie überhaupt eine Ahnung davon hatte, wer Darian eigentlich war. Ich zweifelte daran. Noch.
„Wer sind Sie?“, wiederholte sie mit zitternder Stimme, ließ Darian nicht aus den Augen und presste sich schutzsuchend gegen die Wand.
Dann sah sie mich abermals an und flüsterte erstickt: „Was wollen Sie wirklich von mir?“
„Nur einen Blick ins Archiv, bitte“, entgegnete ich mit der größtmöglichen Warmherzigkeit, derer ich fähig war. Es reichte, wenn Darian sie halb zu Tode erschreckte, ich musste nicht noch einen obenauf setzen. Obwohl mir klar war, dass mein Mann durch eine gewisse Manipulation die anstehende Panik der Frau weitgehend kontrollierte, hielt ich es in diesem Fall ratsam, wenn wenigstens einer von uns den guten Cop mimte.
Ihre folgenden Worte waren überaus leise, wie bei einem Selbstgespräch oder inständigen Gebet, und galten ganz offensichtlich nicht mir. Natürlich verstand ich es nicht, wohl aber den Sprachklang.
Während ich aus den Augenwinkeln heraus Darian bestätigend schmunzeln sah, erwiderte ich gelassen: „Verzeihen Sie, ich spreche kein Persisch.“
„Aber ich.“ Kahina trat erst jetzt aus Schatten meines Bruders hervor und sah Magdalena di Angelis offen an. Dabei hob sie ihren rechten Arm und offenbarte das farbenfrohe Armband. ,Salam. Doorod bar shoma, khahar. “
Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelte sich Überraschung in den Augen der Älteren. Sie ließ ihren Blick über Kahinas Gestalt schweifen, als suchte sie nach einer Täuschung. Doch da war nichts. Nur bloße Offenheit. Schließlich schien sie sich zu fassen und hob ebenfalls ihren rechten Arm leicht an. Behutsam zog sie den langen Ärmel ein wenig zurück, offenbarte ein identisches, ebenfalls recht verwaschenes Armband, wobei sie mit fester Stimme antwortete: „Dostan bedoorod, khahar .“
Damit konnte ich ebenfalls dienen und um das Trio komplett zu machen, schob ich auch den Ärmel meiner dünnen Strickjacke zurück. Auf ihren fragenden Blick hin rang ich mir ein spärliches Lächeln ab. „Ich kann zwar die Sprache nicht, aber ich bin eingeweiht, Signora di Angelis. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung für diese Maskerade und den indiskreten Überfall entgegen. Wir hatten leider keine andere Wahl, da wir das Interesse der Öffentlichkeit meiden wollten und nicht wussten, wem wir überhaupt noch vertrauen können.“
Noch einmal erfassten ihre Augen mich, dann Kahina und schließlich Darian zusammen mit meinem Bruder. Ihre Brauen wanderten erstaunt in die Höhe. „Jeder Einzelne von Ihnen ist mit den Geheimnissen betraut?“
„Ja“, antwortete Kahina und stellte uns vor. „Sie ist wirklich Faye McNamara Knight. Der Fotograf heißt Alistair McNamara, ihr Bru der. Derjenige, der dich erschreckt hat sie zwinkerte meinem Mann dabei schelmisch zu, „ist unter dem weltlichen Namen Darian Knight bekannt und zudem der Ehemann von Faye. Tja, und mein Name lautet Kahina Azar Merizadi. Habe ich, etwas vergessen?“ Eine in Persisch gesprochene Ergänzung von Darian folgte, und ich meinte allein aus dem Wortlaut heraus zu verstehen, dass er ihre Ausführungen damit bestätigte. Vermutlich sogar noch mehr, denn Magdalenas Blick schnellte zu mir und ich fühlte mich sogleich in tensiv gemustert. Dann murmelte sie: „Ich glaube es. Auch ist es an der Zeit. Wird sie es erfüllen können?“
Sie sprach über mich, als sei ich
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