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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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anders zu einem Ende bringen lassen. Mit Satanismus, Opferritualen und dergleichen hatte es auf jeden Fall nichts zu tun. Dieser Mord liegt nun mehr als zehn Jahre zurück, und ich wüsste eigentlich nicht, warum noch großartig jemand daran Gedanken verschwenden sollte.«
    »Wolf« pflegte den Mythos »Hendrik Möbus«, indem er mit dessen Vergangenheit kokettierte. Er sang: »In meiner Jugend, den Wolfe mir zum Bruder nahm, fühl’ ich sein wildes Wesen in mir und seine | 280 | Kraft und Macht im Arm. In finsterer Stund’ war der Ritus vollzogen, der heilige Bund mit den Wesen der Nacht. Dort wurde aus dem Knaben ein Krieger, in dem eine blutige Bestie erwacht.«
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    Der Hitlergruß ist auch bei manchen Black-Metal-Konzerten eine gerne gezeigte Geste – hier bei einem Auftritt der Band »Absurd« im Gremsdorfer Gasthof Göb im März 2006.
    »Absurd«-Auftritte werden vom Publikum mit Hitlergrüßen und »Sieg-Heil«-Geschrei gefeiert: im Ausland hemmungslos, in Deutschland aus rechtlichen Gründen etwas verhaltener. Bei einem Auftritt im belgischen Waregem am 29. Mai 2004 hätten die Metaller beinahe Krämpfe bekommen – derart penetrant reckten sie ihre rechten Arme mit flacher Hand gen Bühne empor. Dort stand ihr Heilsbringer, Ronald Möbus. Und er wusste die Masse anzuheizen. In einem Lied bezeichnete er »Untermenschen« als »widerliche Brut«, und er brüllte ins Mikro: »Wir sind Germaniens Krieger. Wir haben den Endsieg errungen. Für Germanien!«
    In Deutschland trat »Wolf« Möbus etwas zahmer auf, wenn auch nicht im Schafspelz. Den überließ er – im Wortsinn – beispielsweise beim Gig im fränkischen Gremsdorf am 4. März 2006 seinem Gitarristen, der im felligen Heidenumhang im Akkord schwitzte. Der »Absurd«-Sänger selber bestritt die angebliche Geburtstagsfeier mit 200 Gästen im Kettenhemd und teilweise mit Helm. Obendrein mit einer Henkersaxt bewaffnet sang er: »Wenn sich die rote Flut | 281 | ergießt und der Tod nimmt seinen Teil, in mir gleich neues Leben sprießt – im Töten liegt mein Heil.« Etwas später bat er zum Pesttanz, in diesem Lied heißt es: »Was da atmet, muss nun sterben, dass die Welt gereinigt wird. Mordend Juden und Christenheit, lüstern, voller Grausamkeit. Massengräber füllen sich. Holde Pest, wir grüßen dich!«
    Das Publikum verstand die Botschaft, ohne dass sich die Band strafbar machen musste. In einem englischsprachigen Interview, das am 20. April 2004, also am Hitler-Geburtstag, geführt und auf einer Homepage mit dem Adresstitel »kill to survive« veröffentlicht wurde, erklärte Ronald Möbus die Taktik (übersetzt): »Die Political Correctness kümmert uns nicht. Doch man muss sich bewusst sein, dass es einen in Deutschland ins Gefängnis bringen kann, wenn man die Worte ›Jude‹ oder ›Juden‹ im falschen Kontext verwendet – genauso wie man bestraft werden kann, wenn man die ›falsche Art‹ von Sonnenrädern und Runen verwendet. Wir haben schon derartigen Ärger gehabt und gelernt, so dass wir intelligentere Wege nutzen müssen, um uns auszudrücken.«
    Die Band »Totenburg«, die aufgrund personeller Überschneidungen oft gemeinsam mit »Absurd« auftrat und auch in Gremsdorf mit von der Partie war, wagte in ihren Texten mehr. Was auf einer CD harmlos Ausklang heißt, klingt folgendermaßen: »Wir wollen euren Jesus nicht, das alte Christenschwein. Denn zu Kreuze kriechen, kann nichts für Germanen sein. Die Bibel und das Kruzifix, die soll der Geier holen. Wir wollen eure Pfaffen nicht und euren Schweinepapst aus Polen.« Es folgt der Refrain: »Walvater Wotan soll unser Herrgott sein. Walvater Wotan wird Germanien befrei’n.« Live hat die Band diesen Song am 4. März 2006 in Franken nicht riskiert. Dafür warf Sänger »Asemit« alias Jens Fröhlich eine blauweiße Flagge ins Publikum, und zwar nicht die bayerisch-karierte, sondern die israelische. Eine Horde Metaller brachte mehrere Minuten damit zu, das schlecht brennende Tuch mit Feuerzeugen abzufackeln. Sie waren abgelenkt, während »Asemit« auf der Bühne mit den Texten beziehungsweise seiner Erinnerung an dieselben kämpfte – und immer wieder verlor.
    Jens Fröhlich war Sänger mehrerer Bands. Neben »Totenburg« | 282 | krächzte und grölte er für die Glatzenband »Eugenik« und das Black-Metal-Projekt »Epithalium«. Er engagierte sich zudem als Tonträgerhändler bei Konzerten und als Mann am Mischpult bei Black-Me- tal-Gigs. Auch beim

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