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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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hasserfüllte Lebensphilosophie bilden die Rahmenbedingungen, unter denen das Milieu politisch durchsetzt wird – teilweise, ohne dass es die Schwarzmetaller merken. Stammt beispielsweise das folgende Zitat eher von einem Neonazi oder eher von einem Antifaschisten? »Jeder gehört zu einem Volk, und jeder hat das Blut seines Volkes in sich.« So hat sich Zagan in einem Interview mit dem Fanzine Metalspheres geäußert. Zagan ist der Sänger der Essener Band »Black Messiah«, die schon bei Anti-Rassismus-Festivals aufgetreten ist. Doch von ihrem Frontmann gibt es noch mehr Zitate, die auf ein völkisches Rassedenken hindeuten: »Beschäftigt euch mal damit, was wirklich in eurem Blut ist.« Zagan bemängelte, dass viele »gar nicht mehr wissen, aus welchem Volksstamm sie eigentlich entspringen«. Und das Ausmaß des Holocausts relativierte er folgendermaßen: »Dass die Nazis das Ansehen unserer Vorväter so in den Schmutz ziehen, weil sie ihre alten Symboliken und Runen verwenden, ist fast genauso ein großes Verbrechen wie ihre Völkermorde.«
    »Black Messiah« hetzen nicht gegen Juden – aber gegen Christen. Zum Beispiel beim Ultima-Ratio-Festival: »Mein Hass, mein Ekel, meine Wut gilt nur der schwachen Christenbrut. Christenfeind, so heiße Schwert, deren Leben hat keinen Wert. Verteidiger des alten Glaubens sollst du sein, ihr Leben rauben. Gleiches taten sie mit mir, ihr Blut, ihr Leben holen wir. […] Ich will nicht ruhen und nicht schlafen, bis ich euch alle totgeschlagen.« Wiederum im Metalspheres -Interview erklärte der Sänger: »Im Endeffekt haben auch die Christen nichts anderes getan als die Nazis. Sie begingen Völkermord, um ihre Ideale durchzusetzen. Also warum sollte ich Nazis hassen und Christen nicht?« Die Christenfeinde fiedeln und flöten in ihren Zwischenspielen allerdings engelsgleich. Sie sollten eigentlich auch beim Ragnarök-Festival 2006 auftreten, daraus wurde jedoch aufgrund einer Programmänderung nichts. Dafür ließen »Creature« ihrem Heidenzorn freien Lauf. »Euer Gott ist tot«, lautete ihre Botschaft, die in einer Kirche eindeutig, bei einem heidnischen Konzert aber missverständlich ist. Meinten sie Odin oder Wotan? Nein, es war doch der christliche Gott. Das wurde deutlich, als sie | 287 | den March Against The Cross besangen. Die Band aus Baden-Württemberg hatte eine ihrer CDs bei einem Label mit dem passenden Namen Christhunt Productions herausgebracht. Und ihr Album Kreuzlaub stellte sie im Jugendclub in Plüderhausen vor, einer Gemeinde östlich von Stuttgart.
    Während Skinhead-Bands in den 90er Jahren in ostdeutschen Jugendhäusern auftraten, machten das Black-Metal-Bands im neuen Jahrtausend vorzugsweise im Westen. »Morrigan« und »Forgotten Darkness« waren solche Spezialisten, die mit NS-Bands wie »Absurd« gleichermaßen musizierten wie an Orten, an denen man normalerweise Sozialarbeiter vermuten würde. »Morrigan« ließ sich am 29. April 2006 zum Festival Hellstorm Over Harz verpflichten. Der Veranstalter, das Label Obscure Abhorrence Productions, war die deutsche Vertretung einer schwedischen Firma mit dem programmatischen Namen Total Holocaust Records. Neben CDs von »Absurd« & Co. fanden sich die Werke von Bands mit Namen wie »Toxic Holocaust« am Verkaufsstand. Immerhin scheint einer dunkelhäutigen Frau im Publikum nichts passiert zu sein – das »Bläck Mädel« hatte womöglich missverstanden, was es mit »Bläck Mättel« auf sich hat. Und mancher Skin beglotzte die Lady wie eine Außerirdische, was nicht (nur) an ihrem tiefen Dekollete und der prallen Oberweite gelegen haben dürfte.
    Doch nicht immer geht es beim Auftritt von Black-Metal-Kapellen so friedlich zu. »Absurd«-Sänger Ronald Möbus rastete bei einem Konzert der Aktiven Frauen Fraktion am 21. August 2004 in Schwaben offenbar regelrecht aus. Auf der Homepage der Frauenorganisation stand hernach, dass »die Band ›Absurd‹ unnötig Ärger gemacht« habe und »einem Ami (der extra wegen ›Absurd‹ anreiste) das Nasenbein zerschmettert« worden sei. Der Schlagzeuger von »Act of Violence« schilderte einer meiner falschen Identitäten diesen Auftritt von »Wolf«: »Der hat einen Blick aufgelegt, als möchte er jetzt sofort jemanden töten.« Und weiter: »Er hat dann mit seinem Kopf gegen Wände geschlagen, irgendwelche Dinge umhergeschmissen, und am Ende ist er auf unseren Sänger losgegangen. Und zugepackt hat er immer am Hals.« Möbus’ Bandkollegen haben es

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