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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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mal dazu genutzt wird, dass das ein oder andere kleine Licht sich nun wichtig macht, alte Rechnungen begleicht oder einfach nur dumm rumhetzt. Dass es so ablief, kann ich mir nicht vorstellen. Und selbst habe ich noch mit keinem gesprochen, der vor Ort war.«
    »Hehli«, der als Sektionsführer alles andere als ein kleines Licht war, hatte am 7. November 2005 im öffentlichen Forum des Wikingerversands erklärt: »Was da ablief, war ganz klar gesehen ein bewaffneter Raubüberfall, und so sollte er auch behandelt werden. [.] Außerdem wollen zirka zehn Personen, die unbeteiligt waren, Aussagen machen. Dabei wird rauskommen, dass die Organisation seit Jahren verboten ist.« Seine strafrechtliche Prognose, was die B&H- Nachfolgeaktivitäten betraf: »Gibt nochmal zwei Jahre« – zwei Jahre Gefängnis.
    Mit dieser juristischen Einschätzung lag er falsch. Hartwin Kalmus, der bei dem Überfall in Heppenheim nicht dabei war, aber im Jahr 2011 als Rädelsführer der verbotenen Vereinigung verurteilt wurde, bekam nur eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten – ausgesetzt zur Bewährung. Ins Gefängnis musste er also nicht.
    Ein anderer B&H-Aktivist hatte weniger Glück: Sebastian Seemann. Das Landgericht Bielefeld verurteilte ihn am 10. März 2008 zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten – allerdings nicht wegen seiner Leistungen für Blood & Honour, sondern wegen Drogen- und Waffenhandels. Im nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzbericht 2008 findet sich dazu kein Hinweis. Seemann war im Sommer 2007 als V-Mann enttarnt worden. Der Nationale Widerstand Dortmund schrieb damals auf seiner Homepage: | 98 |
    »Wie jetzt im Zuge eines Verfahrens bekannt wurde, ist Sebastian Seemann (Wohnhaft in Lünen) Spitzel des Innenministeriums. Seit zirka 3 Jahren hat er regelmäßig mit dem Innenministerium in Kontakt gestanden und sich so einen dicken Nebenverdienst erwirtschaftet. Neben seiner Arbeit für das Innenministerium ist Sebastian Seemann in der Bewegung als Waffenhändler und Konzertveranstalter (zum Beispiel das lan-Stuart-Memorial in Belgien) bekannt. […] Sebastian Seemann ist ehemals Hauptorganisator und später Mitorganisator der letzten zwei ISD-Memorial-Konzerte in Belgien (mehrere tausend Besucher) und war auch in die Planung des diesjährigen Konzerts einbezogen.«
    Mir war der Name Seemann von der Organisation zweier B&H- Konzerte in Belgien her bekannt. Die E-Mail-Adresse von »See- mann88« fungierte als konspirative Kontaktadresse für Neonazis aus Deutschland. Am 11. Dezember 2004 fuhr ich zu einem Konzert, zu dem, laut Werbe-Flyer, Blood & Honour Flanders einlud. Bereits am Treffpunkt, einer Tankstelle, fiel mir aber auf, dass die Nazi-Schleuser Deutsch sprachen. Auch an der Eingangskasse zum Konzert saßen Deutsche. Und auch den Thekendienst versahen teilweise Deutsche. Sogar der Ansager auf der Bühne sprach Deutsch. Er teilte im Laufe des Abends mit, dass 90 Prozent des Publikums aus Deutschland kämen. Anwesend seien rund 2000 Leute, sagte der Sänger der deutschen Band »Kraftschlag«.
    Angesichts solcher B&H-Umtriebe nach dem Verbot der deutschen Division bekam ein »Kraftschlag«-Lied aus dem Jahr 1992 eine neue Bedeutung: »Denn trotz Verbot sind wir nicht tot, ja wir sind immer noch da. Trotz Verbot sind wir nicht tot, wir stehn zum Volk und zum Reich. Ist doch klar! Für die Reinheit unserer Rasse sind wir bereit, zu den Waffen zu greifen, es kommt unsere Zeit. Für Deutschland und Europa, so soll es diesmal sein, für die Wiedergeburt des Guten, stolz, weiß und rein.«
    Ein Text, der zu diesem deutschen Konzert in Belgien passte. Denn ausweislich der Banner hinter der Bühne war die Terrorgruppe Combat 18 Mitveranstalter. Ein Händler verkaufte außerdem T-Shirts mit dem Aufdruck »Combat 18 Deutschland«. Und mit den »Weissen Wölfen« aus dem Sauerland und »Race War« von | 99 | der Schwäbischen Alb standen zwei Bands auf der Bühne, die sich in ihren Liedern zum Combat 18 bekannten. Ebenfalls mit einem Bühnenbanner vertreten: die Kameradschaft Aachener Land.
    Trotzdem stand von dieser Veranstaltung nichts im nordrhein- westfälischen Verfassungsschutzbericht: »Im Jahr 2004 konnten in Nordrhein-Westfalen keine Aktivitäten festgestellt werden, die den Fortbestand von Strukturen der ›Blood & Honour‹-Organisation belegen würden. Zwar ist davon auszugehen, dass persönliche Kontakte/Freundschaften der damaligen ›Blood & Honour‹-Mitglieder teilweise

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