Blut muss fließen
zusammen. Dann lässt er Spekulationen zu, das Innenministerium habe kein Interesse an der Aufklärung des Verdachts, ob Mitarbeiter des Verfassungsschutzes gegen Strafgesetze verstoßen haben. Damit beschädigt Wolf das Ansehen des Verfassungsschutzes.«
Rudolphs Fraktionskollege Thomas Kutschaty hakte am 20. Februar 2008 im Landtag nach: »Herr Wolf, aus welchem Grund unterstützt denn das Innenministerium die Staatsanwaltschaft Bielefeld nicht bei den Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Verfassungsschutzes?« Wolf: »Alle diese Fragen sind im zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremium zu stellen; sie sind auch gestellt und beantwortet worden. Insofern gibt es hier keine weiteren Auskünfte.« Das Kontrollgremium tagt jedoch nicht öffentlich. Der SPD-Abgeordnete Ralf Jäger, mittlerweile selbst amtierender Innenminister (am 23. August 2012 hat er unter anderem die Kameradschaft Aachener Land und den Nationalen Widerstand Dortmund verboten), warf seinem damaligen Vorgänger deshalb »eine Missachtung dieses Parlaments« vor.
Bei so viel Verfassungsschutz konnte die B&H-Bewegung wachsen. So erschien bereits 2004 eine CD von Blood & Honour Thüringen mit dem Titel Trotz Verbot nicht tot. Auf dem Cover ist ein Hakenkreuz abgebildet, auf der Scheibe selbst steht: »Ein Volk, ein Reich, ein Führer! Produziert in Skandinavien für den dortigen Vertrieb. Die verwendeten Texte und Symbole können möglicherweise einen freien Erwerb in Deutschland erschweren. Die Bands auf diesem Sampler kommen nur aus einem bestimmten Teil des besetzten Reiches. Sieg Heil. Blood & Honour.« Auf einer englischsprachigen Internetplattform für Rechtsrockfans ist als Herkunftsland dieses Samplers »Germany« genannt. Als eine der beteiligten Bands, die | 102 | im Original-Booklet nicht angegeben sind, wird »Die Härte« aufgeführt. Von ihr stammt das Lied Hurra ein Nigger brennt. Auf die Melodie von Hurra die Schule brennt heißt es in dem Nazi-Song: »Man sieht nur noch Glut, wo eben noch ein Nigger war. Das ist geil, das ist geil, hurra, hurra, ein Nigger brennt.«
Weitere zwei Lieder der B&H-CD sollen von der Thüringer Band »Blutstahl« stammen. Deren Sänger trat am 22. Oktober 2005 mit der Gruppe »SKD« (steht für »Sonderkommando Dirlewanger«, die berüchtigte SS-Sondereinheit) im bayerischen Mitterschweib bei einem Konzert auf, das laut Mitorganisator Norman Bordin einen »B&H-Hintergrund« hatte. Auf der Getränkekarte stand dazu passend eine 28: für »BH« wie Blood & Honour. »SKD«/»Blutstahl« coverten unter anderem Trotz Verbot nicht tot von »Kraftschlag« sowie For the Blood & Honour von Ian Stuarts Band »Skrewdriver«.
Trotzdem war das Bundesinnenministerium vom Erfolg seines Organisationsverbots überzeugt, wie eine Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag vom 14. März 2007 verdeutlicht: »Das Verbot der deutschen ›Blood & Honour‹-Division am 14. September 2000 durch den Bundesminister des Innern hat im Hinblick auf die internationale Kontaktpflege zu einem deutlichen Rückgang der Aktivitäten geführt.«
Einen Tag später strahlte das ARD-Magazin Panorama, das vom Norddeutschen Rundfunk produziert wird, einen Beitrag über meine Videorecherchen aus, die deutsche Aktivitäten bei B&H-Konzerten in Belgien und Ungarn zeigten. In Flandern hing das Banner der Blood & Honour Division Deutschland, es spielten deutsche Bands, und Hartwin Kalmus war mit seinem Verkaufsstand vertreten. Dass die verbotene Division Deutschland im Ausland Flagge zeigte, war keine Seltenheit. Auch das Banner der deutschen Sektion Nordmark ist mir untergekommen, beim Festival zum 20-jährigen Bestehen der Veneto Fronte Skinheads im Jahr 2006. Darüber hinaus spielten bei sämtlichen B&H-Konzerten, die ich gefilmt habe, deutsche Musiker – auch in der Schweiz und in England.
Beim Ian-Stuart-Memorial 2006 in Großbritannien hing nicht nur das Banner der Division Deutschland, sondern auch der Brother Hood Deutschland. Das ist ein Synonym für die verbotene Ver | 103 | einigung, von der sich einige Mitglieder mit ihren entsprechenden T-Shirts zu erkennen gaben. Auch Ian Stuarts Weggefährte Alexander Heinig war angereist. Noch nach dem Verbot des deutschen Ablegers bedankte sich die Mutterdivision bei »Alex and ›Ultima Ratio‹« für CD-Spenden zugunsten des Neonazi-Netzwerks – »to raise funds for Blood & Honour Great Britain«. Ian Stuart hatte dem Kameraden, der heute in Stuttgart als Rechtsanwalt tätig
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