Blut muss fließen
ist, einst die Führung des »Skrewdriver Service Deutschland« übertragen. Das ist in der bereits erwähnten Biografie Ian Stuart. Der Rock-Rebell von Paul London zu lesen. Er zitiert darin aus der Schrift Der Glaube im Kampf seines Protagonisten: »Wir müssen realisieren, dass wir und unsere Gegner in einem Kampf um das Überleben der europäischen Rasse stehen.«
Die deutsche Neonazi-Kultband »Landser« hat diese Botschaft in ihrem Rassenkrieg vertont: »Ich seh den Rassenkrieg beginnen. Ich spür die Wut in unserm Land. Ich weiß, wir werden ihn gewinnen. Was dann passiert, ist allen wohlbekannt.« Die ebenfalls deutsche Band »Sense of Pride« coverte diesen Song beim SS-Memorial 2008 von Blood & Honour in Belgien – weiter heißt es darin: »Ich weiß, ihr habt alle Waffen. Und ihr seid zum Kampf bereit. Gemeinsam werden wir es schaffen, den Aufbruch in eine neue Zeit.«
Für ihre gewalttätigen und terroristischen Angriffe ist die Terrorgruppe Combat 18 bekannt, die Kampfgruppe »Adolf Hitler«, die Teil des B&H-Netzwerks ist. Auf dem Szenevideo Kriegsberichter V präsentiert sich die paramilitärische Einheit mit Schusswaffen – untermalt mit der Musik von »Skrewdriver«: For the Blood & Honour. Einer der vermummten Kämpfer gibt ein Interview, das er mit einem Hitlergruß beendet: »Hail Blood & Honour. Hail C18.« Danach ist ein Auftritt von »Kraftschlag« zu sehen.
Am 4. Mai 2003 wurde in Neustadt (Schleswig-Holstein) eine Gedenkstätte für jüdische NS-Opfer geschändet. Vor einem Gedenkstein wurde der Kadaver eines Ferkels abgelegt, auf einen weiteren Gedenkstein in roter Farbe »C18« geschmiert. Dazu gab es ein Bekennerschreiben im Internet: »Combat 18 Deutschland übernimmt für diese Tat die volle Verantwortung. C18 wehrt sich gegen die jüdische Herrschaftsclique, ihre Handlanger, Institutionen und Pseu | 104 | dodenkmäler. Es gab keinen Holocaust am jüdischen Volk. Nieder mit der 6-Millionenlüge und ihren wildwuchernden Ausgeburten. Kampf der Lüge bedeutet Kampf dem Juden, immer und überall.« Daneben standen die Porträtbilder von zwei Kommunalpolitikern und einem Staatsanwalt, verbunden mit der Drohung: »Wer dem Juden dient, ist Feind. Ihr seid die nächsten.«
Rechtsterrorismus in Deutschland? Das Bundesamt für Verfassungsschutz gab sogleich Entwarnung (am 16. Juni 2003):
»Insbesondere unter gewaltbereiten Rechtsextremisten in Deutschland genießt die britische Gruppierung ›Combat 18‹ hohe Anerkennung. Der szeneinterne Bezug auf C18 dient der eigenen Aufwertung und soll nach außen den Eindruck einer gewissen Gefährlichkeit und Entschlossenheit vermitteln. So wurde bereits wiederholt die Existenz von deutschen C18- Strukturen suggeriert. […] Tatsächlich sind solche Strukturen in Deutschland bislang nicht bekannt geworden. Auch liegen keine Erkenntnisse zu unmittelbar auf Gewalt ausgerichteten Aktivitäten mit C18-Bezug vor. Die Schändung der Gedenkstätte in Neustadt in Holstein dürfte von Aktivisten der regionalen rechtsextremistischen Szene begangen worden sein, die versuchen, mit der Bezugnahme auf ›Combat 18‹ eine möglichst hohe Öffentlichkeitswirkung zu erzielen.«
Handelte es sich also nur um einen neonazistischen PR-Gag von Wichtigtuern? Veröffentlicht worden war das Bekennerschreiben wohlgemerkt auf einer internationalen C18-Homepage. Trotzdem beharrte das Bundesamt auch knapp zwei Monate später noch auf seinem Standpunkt: »Dem Verfassungsschutz sind keine ›Combat 18‹-Strukturen in Deutschland bekannt.« Das war Mitte August.
Zweieinhalb Monate später, am 28. Oktober 2003, verschickten das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein und die Staatsanwaltschaft Flensburg eine Pressemitteilung:
»Die Staatsanwaltschaft Flensburg und das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein ermitteln seit über einem Jahr gegen die rechtsextreme kriminelle Gruppierung ›Combat 18 (C18) Pinneberg‹. […] Gemeinsam haben die Staatsanwaltschaften Flensburg und Kiel, das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein und die Bezirkskriminalinspektion Kiel heute Morgen gegen 6 Uhr eine | 105 | großangelegte Festnahme- und Durchsuchungsaktion durchgeführt. Sieben Personen wurden festgenommen. In Neumünster, Hamburg, Kiel, Husum, Rendsburg und im Raum Itzehoe sowie in Niedersachsen wurden etwa 50 Objekte durchsucht. […] Die Ermittlungen gegen die rechtsextreme Gruppierung ›Combat 18 Pinneberg‹ konzentrierten sich zunächst auf den 22-jährigen Rädelsführer Klemens
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