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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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die Uniform schlackerte an ihm herum wie ein übergestülpter Sack. Mit jedem Schritt schien seine Hose ein wenig tiefer zu rutschen, obwohl ich sah, dass sie von Hosenträgern gehalten wurde, als das Sakko ein wenig aufschlug. Sein Gesicht war schmal und wirkte leicht verkniffen. Imposant waren seine buschigen, grauen Augenbrauen, die mich entfernt an einen ehemaligen deutschen Finanzminister erinnerten. Unter diesen Brauen blitzen hellbraune Augen, die einen sehr wachen Geist verrieten. Als Winzer die schmalen Lippen zu einem Lächeln entblößte, zeigten sich zwei ebenmäßige Reihen strahlend weißer Zähne. Tiefe Falten zogen sich um seine Mundwinkel, und der Anschein von Verkniffenheit war wie weggeblasen.
    Mit einer angenehm weichen, tiefen Stimme stelle er sich mir vor und begrüßte uns alle an Bord. Es sah so aus, als kannten alle einander schon länger, und entsprechend freundschaftlich fiel die Erwiderung aus. Dann wandte Winzer sich um und ging zurück ins Cockpit, meinen neugierigen Vater an seinen Fersen klebend.
    Ehrfürchtig ließ ich meine Hand über das weiche Leder des breiten, bequemen Sitzes gleiten und sah Darian verwundert an. »Wieso hast du nicht gesagt, dass wir eine Privatmaschine nehmen werden?«
    Er hatte seine Zeitung wieder aufgenommen und blickte nun knapp über den Rand hinweg. »Weil du nicht gefragt hast und davon ausgegangen bist, dass wir einen Linienflug nehmen, Liebes. Setz dich doch bitte.«
    Zeitgleich hörte ich Jason dezent empört seufzen und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Er verstaute zusammen mit Steven die letzte Tasche im Gepäckfach, räusperte sich vernehmlich und drehte sich mit hoheitsvoller Miene zu mir um. »Miss McNamara, Sie haben doch nicht allen Ernstes erwartet, dass wir in einer Linienmaschine reisen. Zudem wäre es unangebracht, fünf Plätze zu buchen, wenn nur drei Plätze benutzt würden. Ebenfalls wäre die Unterbringung Mr. Knights und Mr. Montgomerys in der Gepäckabteilung unverhältnismäßig.«
    »Danke, Jason.«
    »Nichts zu danken, Sir. Wünschen Sie noch etwas?«
    Ich riss die Augen auf, als mir der Sinn von Jasons Aussage aufging. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Zu lange schon war ich mit diesen Dingen vertraut und nahm sie als zu gegeben hin, als dass ich mir über aufkommende Fragen Gedanken gemacht hätte. Mea culpa!
    »Ich habe alles, was ich brauche, Jason«, erwiderte Darian und sah mich weiterhin über den Rand seiner Zeitung an. »Möglicherweise hat Faye einen Wunsch.«
    Ich ließ mich neben ihm in den Sitz fallen. »Ein Doppelter wäre jetzt nicht schlecht.«
    Schlagartig saß Darian gerade, doch Jason war es, der mich empört musterte. »In Ihrem Zustand, Miss McNamara, ist dieser Wunsch absolut unangebracht.«
    »Woher...?«
    »Meine Frau geruhte es mir heute früh zu verraten, da sie um Ihr Wohlergehen besorgt ist, Miss McNamara. Ich werde Ihnen einen Tee servieren, sobald wir in der Luft sind.«
    »Was verraten?«, schaltete sich mein Vater nun ein, der aus dem vorderen Bereich der Maschine kam. Er steckte sein Handy in die Hosentasche, ließ sich mir gegenüber in den Sitz sinken und sah uns nacheinander an. »Habe ich irgendwas verpasst?«
    Darian fing sich sofort. »Nein, Duncan, alles in Ordnung. Alles bereit?«
    »Ja. Wir sollten uns anschnallen, gleich geht's los. Haben die Freigabe gerade erhalten. Wo steckt denn unsere wandelnde Sonnenallergie?«
    »Hier«, klang es gedämpft durch eine Wand neben dem Eingang, und erst jetzt bemerkte ich die Toilettentür. »Beim Fliegen habe ich das Starten und Landen immer gehasst.«
    Feixend griff Dad nach dem Gurt. »Na, falls dir wider Erwarten übel werden sollte, bist du da ja gleich richtig aufgehoben ...«
    Da ruckte es, und die Maschine bewegte sich auf die Startbahn zu.

- Kapitel Drei -
    G ute neun Stunden später landeten wir auf dem Newark Liberty International Airport Marriott in New Jersey. Ich hatte die meiste Zeit des Fluges verschlafen und einen völligen Schwachsinn zusammengeträumt. Immer wieder war mir ein großer, dunkler Hund mit zotteligem Fell im Traum begegnet. Ständig hatte er die Zähne gefletscht und mich mit seinen schmalen Augen wütend fixiert, aber nicht einmal zugebissen. Fast kam es mir vor, als wolle er mich nur ängstigen und mich vertreiben. Warum? Und vor was?
    Doch nun war ich wach, kein Hund in Sicht, und ich erlebte den Überflug über die Stadt mit all ihren Wolkenkratzern im Wachzustand. Als ich einen Blick auf Ground Zero mit

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