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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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deiner Leute gerettet. Schade, sie hätten sie sonst getötet, wenn du dich geweigert hättest. Wahrlich eine noble Tat, Faye McNamara, aber völlig sinnlos. Ihr Sterblichen seid unendlich berechenbar. Und so zerbrechlich.« Letavian ließ mich los, trat zurück und kostete seine Überlegenheit und meine Angst mit großer Genugtuung aus. »Du willst wissen, wo dein Haustier steckt, das du vergiftet hast mit verlockenden Worten von deinen lieblichen Lippen? Einem Mund voller Lügen! Du hast ihn unvorsichtig werden lassen, hast einen Krieger in einen Schoßhund verwandelt!« Sein Blick spiegelte Ekel, aber auch Triumph wider. »Ja, er kam zu mir, glaubte an das Fortbestehen alter Verbindungen und hoffte, Informationen zu erhalten. Wie absurd! Was hätte ich ihm sagen sollen, nachdem ich selbst alles verloren hatte? Durch dich!« Angewidert sah er mir ins Gesicht.
    Deswegen die Männer. Nun ergab es einen Sinn. Sie hätten ohne Probleme ins Haus eindringen und uns überfallen können. Die natürlichen Barrieren wirkten nur bei Vampiren. Den Rest seiner Worte wischte ich fort, sie strotzten vor Hass und Missgunst und trafen mich nicht. Was wusste dieser Kerl auch schon von Liebe?
    Mein Blick wurde vernichtend. Meine Wange fühlte sich inzwischen taub an, mein Auge war etwas vernebelt, er schwoll wohl zu. Vorsichtig zog ich an meinen Fesseln. Sie gaben nicht nach. Noch nicht. Daher ritzte ich unbemerkt weiter. »Ich hätte dich gleich töten sollen, Letavian.«
    »Glaubst du tatsächlich, der Tod sei für mich eine Strafe? Seit du mich ins Leben geholt und in den Abgrund zurückgestoßen hast, ist jede weitere Existenz eine Strafe. Was habe ich schon zu verlieren?« Er lachte zynisch auf, sein Gesicht kam wieder näher, ich fühlte seinen Atem meine Wange streifen. »Sag es mir. Was kann dieses Leben für mich von Bedeutung haben? Verstoßen, geächtet, vom eigenen Volk verachtet. Ja, ich bin weniger wert als jene, die im Dreck wühlen. Selbst der Tod wird mir nicht gegönnt. Nun, vielleicht öffnet mir seine Auslieferung wieder die Tür, doch es hat für mich an Bedeutung verloren. So, wie alles bedeutungslos wurde. Wegen dir.« Seine Hand umfasste erneut mein Kinn und zwang meinen Kopf in den Nacken. Trotzig starrte ich ihn an, ihm direkt in die Augen. Ein Glimmen war zu sehen. Ich fühlte Zorn, Beherrschung und noch etwas anderes.
    Er kam noch näher, seine Wange berührte meine unversehrte, sein Mund lag dicht an meinem Ohr. Er flüsterte: »Ich sollte dich
    töten, Faye McNamara. Dich, und die Erinnerungen an das, was du getan hast.«
    »Was hindert dich daran, Letavian?«, fauchte ich zurück. Abermals wagte ich keine weitere Bewegung. Die Gefahr der Entdek-kung war zu groß.
    Ein lautes Lachen erklang, er trat etwas zurück und betrachtete mich lauernd. Dann warf er die Arme in die Höhe. »Verflucht seiest du!« Genauso plötzlich umfasste er wieder mein Gesicht, und sein Blick bohrte sich in meinen. »Du hinderst mich daran, Faye. Du hast meine Seele vergiftet, indem du mich ins Leben holtest und wieder verstoßen hast. Du allein trägst die Schuld daran, dass ich fühlte!«
    Die Intensität seiner Wut ließ mich zusammenzucken. Da wurde sein Griff um mein Gesicht fester, und ohne Vorwarnung senkten sich seine Lippen auf meinen Mund. Kalt, unnachgiebig und beinahe brutal war sein Kuss, einer zornigen Strafe gleich.
    Bevor ich mich wehren konnte, stieß er mich von sich. Ich kippte beinahe mit dem Stuhl um, fing mich rechtzeitig ab, konnte jedoch nicht verhindern, dass mir der Stern aus der Hand flog. Geschockt starte ich ihm nach. Wie in Zeitlupe segelte er durch die Luft, kam dem Boden immer näher und fiel schließlich mit leisem Klirren runter.
    Er hatte es gehört, war blitzschnell zur Stelle und hielt Sekunden später den Wurfstern in der Hand. Interessiert betrachtete er ihn. »Sieh an. Das menschliche Schoßhündchen hat dir ein Spielzeug mitgegeben. Bemerkenswert. Nur wird es dir nichts nützen.« Das Wurfgeschoss flog aus seiner Hand und schlug für mich unerreichbar in einigen Metern Entfernung in die Hallenwand ein. »Siehst du? Vollkommen unnütz.«
    Wehmütig sah ich ein letztes Mal auf den Wurfstern und wandte mich wieder Letavian zu. Die Bröckchen, die er mir über Darian zugeworfen hatte, machten mir nur wenig Hoffnung. Ich war in der Gewalt dieses Mannes. Mein Gesicht fühlte sich inzwischen wie eine verhunzte Retusche an, mein Kopf dröhnte, und wer wusste schon, wo Darian steckte oder was mit

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