Blut Schatten
schüttelte kurz den Kopf und blickte mich dann mit einer Mischung aus Wirrnis und Zorn an. »Wer oder was schützt dich?«
Überrascht riss ich die Augen auf. Die Dattel! Ich trug sie ständig bei mir, hatte sie nach der Situation mit Lilith sogar mit ein paar Stichen zusammengenäht, bevor ich sie in den BH zurückgesteckt hatte. Aber konnte es tatsächlich an ihr liegen? Konnte sie mich und mein Kind vor ihm bewahren? Eines zumindest lag glasklar auf der Hand: Sie schützte mich keineswegs vor tätlichen Übergriffen. Mein peinvoll aufstöhnender Körper machte das mehr als deutlich.
Da Letavian mich weiterhin argwöhnisch betrachtete, zuckte ich nichtsahnend mit den Achseln. »Weiß nicht. Es hindert dich nicht daran, mich zu verletzen.«
Nun schlich die Andeutung eines Lächelns auf sein Gesicht, und sein Blick wurde hintergründig »Ich werde mich dafür nicht entschuldigen.«
,,Is' klar.« Meine Stimme versagte, ich musste mich räuspern und wünschte mir insgeheim ein Glas Wasser. »Würd' gern wissen, warum du es nicht beendest.«
»Weil...« Er legte seine Hand mit erstaunlicher Sanftmut an meine malträtierte Wange, beugte sich ein wenig vor und blickte mir geradewegs in die Augen, »... es mir unmöglich ist, dich zu vernichten. Ich wünsche deinen Tod und die Tilgung aller Erinnerungen an die Nacht, in der deine Hand mich berührte. Ich hasse das Gefühl, dass du geweckt hast. Ich hasse die ganzen Gefühle, die seitdem in mir sind. Sie sind nicht kontrollierbar. Sie überlagern meinen Willen.« Furcht trat in seine Augen. »Was hast du mir angetan, Weib?«
Bevor ich mir eine passende Antwort zurechtlegen konnte, umfasste er mein Gesicht, kam näher und senkte seine Lippen auf meinen Mund. Hatte ich Zorn, Strafe und Brutalität erwartet, wurde ich absolut überrascht. Sanft tastend und voll Gefühl war sein Kuss, wie in einer stillen Frage. Einer Frage, die mich in ihrer Milde regelrecht schockierte. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Blitzartig schlug ich seine Hände beiseite und sah ihn mit rasendem Herzen an. Ich weigerte mich zu glauben, was ich soeben gefühlt hatte. Nein, das war absolut unmöglich.
»Ich könnte mir nehmen, was ich will«, raunte er mir zu. »Niemand würde dein Schreien hören. Keine Menschenseele würde dir helfen. Dein Beschützer ist weit fort. Was könntest du dagegen unternehmen?«
Deine männlichen Attribute etwas deformieren, du blasierter Kerl? Ich zwang mir ein mattes Lächeln auf die Lippen. »Du hättest es dir genommen, wenn du es ernsthaft wolltest, Letavian. Was willst du wirklich von mir?«
»Etwas, das zu nehmen sich als außerordentlich ungesund herausstellen würde«, erklang es da eindeutig weiblich aus Richtung des Hallentors, und sowohl Letavian als auch ich schreckten hoch.
Lilith! Während mir vor Erstaunen lediglich die Kinnlade aufklappte, ließ Letavian sich mit gesenktem Kopf ehrfürchtig auf einem Knie nieder.
Elegant schwebte sie in ihrem hautengen, leuchtend roten Kleid ein wenig näher und sah sich hochmütig um. Dabei beschrieb ihre mit Goldschmuck behangene Hand eine knappe Geste. »Erhebe dich, Letavian.«
Sofort folgte er ihrer Anweisung, vermied jedoch weiterhin jeden Blickkontakt.
»Du widersetzt dich meinen Anweisungen und durchkreuzt meine Pläne. Ich wünsche, dass du diese Frau augenblicklich gehen lässt.« Selbst über die Distanz von mehreren Metern hinweg war ihr Blick unnachgiebig klar.
Letavian sah überrascht und gleichzeitig bestürzt auf. »Du schützt sie?«
»Schweig!«, donnerte es sogleich. »Du wirst dich fügen, oder du spürst meinen Zorn!«
Statt einer Antwort nickte Letavian knapp und schob mich sachte in Liliths Richtung. Zögerlich ging ich auf sie zu, und betrachtete sie verwundert und skeptisch zugleich. Irgendwas war hier oberfaul. Ihre Gestik wirkte irgendwie gekünstelt, und Schmuck hatte ich niemals zuvor an ihr bemerkt. Auch empfand ich ihr aktuelles Auftauchen als sehr merkwürdig. Wenn ich angeblich so wichtig war, warum mischte sie sich erst jetzt ein? Da fing ich einen ihrer Blicke auf, der mich auf das Hallentor verwies. Ich zwang meine zitternden Beine zu mehr Schnelligkeit, erreichte das Tor und schob mich hindurch.
»Diesmal noch sei dir vergeben, Letavian«, vernahm ich ihre salbungsvolle Stimme hinter mir. »Noch einmal werde ich deinen Ungehorsam nicht dulden.« Damit schwebte sie aus der Halle und hinter mir her.
Es kicherte leise, perplex blieb ich stehen.
»Geh
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