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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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war. Ich wusste, dass Ernestine zusammen mit Kimberly regelmäßig den Bannkreis um die Gebäude erneuerte, was im Übrigen dazu führte, dass unsere Salzvorräte immer rasant zur Neige gingen. Ich hatte aber nicht gewusst, dass man diesen Kreis als leicht bläu-lich-fluoreszierendes Leuchten in der Dunkelheit ausmachen konnte. Oder lag es nur wieder daran, dass ich diesen Blick besaß, wie Darian es immer nannte?
    Wo aber waren die Männer abgeblieben? Keine Spur war von ihnen zu entdecken.
    Val bewegte sich unruhig auf meinem Arm. Ich trat vom Ende des Daches zurück und sah auf ihn hinab. Der kleine Bursche wurde auf die Dauer ganz schön schwer. Da schlug er die Augen auf und blickte mich verschlafen an. »Daddy?«
    »Dein Vater ist gleich wieder zurück«, beruhigte ich ihn, obwohl ich nicht wusste, ob das wirklich stimmte.
    Val nickte nur, kuschelte sich näher an mich und legte mir vertrauensvoll die Arme um den Nacken.
    »Soll ich dich ins Bett bringen?«
    »Bleibst du bei mir?«, stellte er die Gegenfrage, und diesmal nickte ich.
    Ich trug ihn zum Zelt, als abermals ein Fauchen die Stille zerriss und mich zusammenzucken ließ. Da legte der kleine Bursche seine Hand an meine Wange und sah mich mit klaren, sehr weise wirkenden Augen an. »Er wird dir nichts tun. Er passt nur auf.«
    »Wer ist er?«
    Val grinste kindlich und zeigte mir deutlich, wie wenig ich doch wusste. »Der Spirit.«
    »Okay. Dann hoffe ich, der weiß das auch. Und jetzt Abmarsch, junger Mann.« Vor dem Zelt setzte ich ihn ab und gab ihm einen zärtlichen Klaps. Kichernd kroch er hinein, und ich hörte ihn herumfuhrwerken. Dann erschien noch einmal sein Kopf. »Du bleibst bestimmt?«
    Ich wies auf den Boden vor mir. »Genau hier werde ich mich hinsetzen und auf dich aufpassen, bis dein Vater wieder da ist. Versprochen.«
    »Dann passe ich auf das Baby auf, gelobte er feierlich, kroch zurück, und wenige Minuten später hörte ich seinen gleichmäßigen, ruhigen Atem. Er war eingeschlafen.
    Wie lange ich mit untergeschlagenen Beinen und in mein Fell gewickelt vor dem Zelt saß, weiß ich nicht mehr. Irgendwann fühlte ich eine Veränderung meiner Umgebung. Es war wie ein leichter Druck, der sich allmählich aufbaute und immer stärker wurde. Und als ich schon glaubte, gleich umgeworfen zu werden, stand wie aus dem Boden gewachsen der Vater des kleinen, schlafenden Kerlchens vor mir und blickte mich streng an.
    »Bevor du meinst, jetzt einen Lauten machen zu müssen«, bremste ich ihn gleich aus und wies dabei mit dem Daumen über meine Schulter aufs Zelt, »guck dort hinein. Dein Sohn schläft. Und nein, ich werde diesmal bestimmt nicht verstummen.« Ich holte Luft, er setzte zum Sprechen an, doch ich fügte flugs hinzu: »Falls du ihn mir noch einmal überantworten möchtest, sag mir zumindest vorher Bescheid, dann nehme ich ihn mit in mein Bett. So, jetzt hilf mir auf, meine Beine sind eingeschlafen. Wo ist mein Mann?«
    Mit Schwung beförderte er mich hinauf und hielt mich fest, als ich zu fallen drohte. Dabei meinte er wortkarg: »Jagen.«
    »Und mein Bruder? Danke.« Er hatte mich zum Podest begleitet, und ich setzte mich. Sein Kopf ruckte Richtung Feuerleiter, und da hörte ich es auch. Also doch einsperren und nicht aussperren. Kurz darauf schwang Alistair sich aufs Dach. Sein Atem ging stoßweise, er stützte die Hände auf die Knie und schüttelte leicht den Kopf. »Diesmal war er einfach zu schnell.«
    »Wer?«
    »Dein Mann, Faye. Wer sonst?« Er richtete sich auf und streckte sich ausgiebig. Dann ließ er sich neben mir nieder. »Diese Knabberburschen sind schon verflixt schnell, aber dein Mann toppt sie alle. Zumindest die, die mir jemals begegnet sind.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich Thomas deutlich zustimmen. »Als wollte der Sperling den Falken fangen.«
    »So kam ich mir dabei vor.« Alistair lachte leise. »Wenn er weiter so flott unterwegs ist, dürfte er inzwischen bis nach Harlem gelaufen sein. Ich benutze da lieber den Wagen.«
    »Was ist denn überhaupt passiert?«, hakte ich nun nach. »Mit einem Mal wart ihr alle weg.«
    »Ungebetene Besucher«, antwortete Thomas ruhig.
    »Aha. Und mein Mann sucht jetzt die Quelle des Übels?«
    »So in etwa«, gab diesmal mein Bruder zur Antwort.
    Ich atmete laut aus und stützte mein Kinn in die Handflächen. Dann konnte es durchaus noch länger dauern, bis Darian zurückkam. Entschlossen stand ich auf. »In diesem Fall werde ich ins Bett gehen. Ihr seid ja wieder da, und ich

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