Blut Schatten
muss nicht weiter Wache schieben. Gute Nacht.«
Sie murmelten mir einen gemeinsamen Nachtgruß nach, dann fiel die Tür hinter mir unüberhörbar ins Schloss.
- Kapitel Achtunddreißig -
E in nicht in diese friedvolle Umgebung passendes Geräusch weckte mich. Alarmiert fuhr ich hoch und wurde von einem starken Arm zurück in die Kissen gezogen. Eine Hand schob sich über meinen Mund, und Darians Gesicht erschien über mir. Mit amüsiert blitzenden Augen legte er einen Finger an seine Lippen, wies mit dem Kopf auf den angrenzenden Raum und ließ mich los.
Da sah auch ich die Umrisse der beiden im vorderen Raum befindlichen Personen, die sich als flackerndes Schattenspiel deutlich auf dem Vorhang abzeichneten. Ein wiederholt erklingendes leises Keuchen war es gewesen, was mich geweckt hatte.
Steven trainiert Kimberly?
Darian nickte. Gemeinsam pirschten wir bis an den Rand der Vorhänge und lugten vorsichtig darunter hindurch.
Kerzenschein erhellte den Raum. Inmitten dieser Kerzen befand sich Kimberly, die sich hoch konzentriert umsah und mit ausgestreckten Armen um sich tastete. Ich bemerkte Steven, der verhüllt langsam von hinten an sie heranpirschte. Sie stob herum und streckte ihre Hand nach ihm aus. Er wich lautlos zurück, umrundete sie und trat wieder an sie heran. Abermals fand sie ihn auf Anhieb. Da ließ er seine Tarnung fallen und blickte sie zufrieden an.
Erinnert dich das an etwas?, vernahm ich Darians Stimme in meinem Kopf.
Ja, an meine ersten Versuche, dich zu erwischen, erwiderte ich erheitert. Ich war damals kläglich daran gescheitert. Kimberly wirkte da weitaus geschickter als ich.
Plötzlich war Darian verschwunden. Wie er den Raum betreten hatte, ohne dabei die Vorhänge zu bewegen, war mir absolut schleierhaft. Er tauchte direkt hinter Kimberly auf, gab Steven lautlos ein Signal, als Kim bereits zu ihm herumfuhr und ihm ans Shirt griff.
Sofort gab Darian sich zu erkennen, woraufhin Kimberly sich sichtlich entspannte. »Mann, hast du mich erschreckt. Der war echt mies, Darian.«
»Du bist gut«, erwiderte er voll Respekt. »Seit wann übt ihr miteinander?«
Sie senkte verlegen den Kopf und sah in meine Richtung. »Seit Letavian mich eiskalt erwischt hat. Ich habe seitdem echt Schiss, dass das wieder passiert. Und nachdem Faye Daddy zusammenschnauzt hat, warum ich nicht trainiert werde, habe ich Steven gefragt, ob er mir dabei hilft.«
Ich trat durch die Vorhänge in den Raum. »Du hast uns damals belauscht?«
»Du warst ja laut genug. Das war kaum zu überhören.«
Leise knirschte ich mit den Zähnen. Das war nicht meine Absicht gewesen, aber wenn es diesen Effekt hatte, war es wohl in Ordnung.
»Wie nimmst du uns wahr?«, stellte Darian die nächste Frage und verschwand vor unserer aller Augen. Ich sah, wie er neben Kim trat und wie sie sich zeitgleich mit ihm drehte. »Ich sehe euch. Allerdings nur, wenn ihr nahe genug seid oder euch bewegt. Und wenn ich gezielt suche.«
»Dann hat Letavian dich erwischt, weil du nicht damit gerechnet hast?«
»Ja. Und das will ich nie wieder zulassen.«
»Sehr gute Einstellung, junge Dame.« Abrupt stand Darian hinter ihr, streckte die Hand aus und gab Kim einen Schubs. Sie stolperte gegen Steven, der sie wieder hinstellte. Sie drehte sich um. »Hey!«
Ein weiterer Schubs folgte, sie stolperte auf mich zu. Mein Blick drückte Missbilligung aus. Die galt aber mehr meinem Mann als Kim.
»Kannst du das bitte lassen?« Ein weiterer Stoß. Sie stolperte in die Mitte des Raumes. »Verdammt! Hör auf!«
»Hindere mich daran, Kimberly.«
Ihr Blick streifte mich, fragend und ein wenig ängstlich. Ich lächelte ihr zu. »Mach dir keine Sorgen. Er kann schon ordentlich etwas ab.«
Sekunden später bekam Darian einen saftigen Tritt gegen das Schienbein. Lachend rieb er sich die schmerzende Stelle. Kimberly triumphierte.
»Weiß Alistair, dass du mit Steven trainierst?«, fragte ich und wunderte mich über Stevens plötzlich gehetzt wirkende Miene.
»Ich habe es ihm nicht gesagt«, murmelte Kim. »Daddy reagiert momentan leicht komisch, wenn die Sprache auf mich und Steven kommt. Inzwischen möchte er sogar, dass Steven in ein anderes Zimmer umzieht. Als wenn das was bringen würde. Ich bin doch tagsüber sowieso in der Schule. Aber egal. Weiß einer von euch, wie spät es ist?«
Mein Mann blickte auf den Wecker neben unserem Bett. »Kurz nach sechs Uhr.«
»Oh, nicht mehr allzu viel Zeit. Und für die Schule muss ich mich auch noch fertig
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