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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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hoch. Sein Blick suchte die beiden verbliebenen Engel und verlangte Antworten.
    Ich sagte doch, es ist zu früh, murmelte der Grünliche. Er ist noch lange nicht so weit.
    Stell seine Entscheidungen nicht infrage, Raphael, gab Michael zurück, beugte sich nun seinerseits ein wenig vor und sah Darian ruhig an. »Willkommen daheim, mein Freund.«
    »Mein Herz schlägt«, murmelte Darian fassungslos, und Michael versah ihn mit einem überdeutlichen Lächeln. »War das nicht schon länger dein Wunsch?«
    »Aber macht ihn das nicht verletzbarer?«, hakte ich ein und wusste nicht, ob ich mich freuen oder fürchten sollte.
    Da streckte Michael eine Hand aus, und wie von allein schwebten die Ketten auf ihn zu. »Nicht mehr als sonst auch, Faye. Das eine schmerzte von innen, das andere von außen. Welcher Schmerz ist eher zu ertragen, Kind? Das, was behinderte, wurde entfernt und damit das befreit, was lange schon vorhanden. Das wird alles verändern – und auch nichts.«
    Die Ketten zerbröckelten bei seiner Berührung in winzig kleine Lichtpartikel, fielen flirrend zu Boden und versickerten dort augenblicklich. Darian betastete derweil ungläubig seine Brust, lauschte auf das Geräusch seines Herzens und probierte dabei die Funktionstüchtigkeit seiner Lunge aus, indem er tief einatmete und geräuschvoll ausblies.
    »Das ist vollkommener Irrsinn«, murmelte er schließlich. »Wenn ich ins Wasser falle, kann ich ertrinken.«
    »Dann wäre es sinnvoll, das zu vermeiden, alter Freund«, erklang Michaels trockener Kommentar. »Oder du übst dich im Schwimmen.«
    »Das sollte ich wohl tun.« Abermals fuhr er mit seiner Hand über seinen Brustkorb, sah dann wieder auf. »Warum hat er das getan, Michael?«
    Ich habe dir gesagt, dass er es nicht verstehen wird, orakelte es wieder aus der grünlichen Ecke. Ich schoss einen bitterbösen Blick dorthin. »Dann erklär es halt, du Miesmuschel.«
    »Miesmuschel?«, echote Michael und lachte dröhnend. »So wurde Raphael bislang noch niemals betitelt.«
    Gefiedertes Himmelsvolk konnte manchmal sehr rätselhaft reagieren. Statt es mir übel zu nehmen, umhüllte mich Raphaels Gestalt und schickte mir das Gefühl purer Erheiterung. Dann vernahm ich seine Stimme, die ebenfalls leicht amüsiert klang: »Du bist also die junge Dame, die gern alles auf den Kopf stellt. Nun, dann werde ich es dir erklären.« Wie unter einem leichten Zwang schob es mich in Richtung Sofa, auf dem ich mich niederließ. Erstaunt stellte ich fest, dass Raphael sich neben mich setzte, und zum ersten Mal erkannte ich ein wenig seine Gestalt. Schmal, schlank und grazil, völlig anders, als ich sie von Bildern oder meiner eigenen Vorstellung her vermutet hatte. Sämtliche Gemälde stellten ihn groß, kräftig und breit dar, aber er war das Gegenteil. Hatten die Maler lediglich ein verklärtes Bild dieser Wesen?
    »Jeder Mensch sieht in uns das, was er sehen will«, erhielt ich als Erstes die Erklärung auf meine Gedanken. Und die zweite folgte sogleich: »Nein, du schreist nicht, ich kann sie immer hören, egal, wie leise sie geäußert werden.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er lachte leise und wies dabei auf Darian, der sich mit Michaels Unterstützung zögernd vom Boden erhob. »Als du unsere Ebene betreten hast, konntest du nur den hellen und reinen Anteil seiner Seele mit dir nehmen. Der dunkle und mit Schuld beladene Teil war zu schwer und lief Gefahr, abgetrennt zu werden. Die eine Hälfte kann ohne die andere aber nicht existieren. Nicht hier in der Dualität der Erde. Denn wo Licht ist, da ist auch Schatten. Nur wer den Schatten und die Dunkelheit kennt, kann sich gefahrlos darin bewegen. Zerstörst du den dunklen Anteil, wirst du nackt und hilflos wie ein Baby durch die Welt stolpern und ohne Schutz sein. Zerstörst du den hellen Anteil, wird alles in Dunkelheit versinken.«
    »Weil ich zu einem großen Teil Vampir bin, Faye, hätte es mich übel gebeutelt«, warf Darian nun ein, trat zu mir und küsste mich auf die Stirn. Auf die Stirn? Allmählich wurde es mir unheimlich. Ungeachtet dessen sprach er weiter: »Noch überwiegt in mir die Dunkelheit, und ich wäre – wärst du nicht umgekehrt – durch eine Trennung von meiner lichten Seite in die alten Muster verfallen, die niemand von uns mehr an mir erleben möchte. Ich bin doch noch ein Vampir?«
    »Daran hat sich nichts geändert, und so in etwa wäre es geschehen«, bestätigte Raphael Darians Worte, und mir wurde nun ganz anders. Der Kloß in meinem

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