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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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darüber. Dann blieb mir keine Zeit mehr zum Nachdenken. Ahjarvir hatte sich meinem Mann bis auf wenige Schritte genähert.
    »Hattest du jemals eine Chance gegen mich, Dahad? Alles, was dich ausmacht, ist durch mich entstanden. Und alles, was dich ausmacht, wird durch mich in einer Sekunde vernichtet werden, stellst du dich gegen mich. Sieh mich an. Das ist alles, was von dir übrig bleiben wird. Eine Erinnerung ...« Mit einem kräftigen Ruck riss er sein Hemd entzwei und offenbarte auf seiner fast schwarzen Haut eine schwelende, leuchtend rote Fleischwunde mit ausgefransten, verbrannten Wundrändern. Sie zog sich einem Mahnmal gleich quer über seine gesamte Brust. Mein Blick irrte von der breiten Narbe zu meinem Mann und wieder zurück. Er hatte diese Verwundung verursacht? Wie? Wann? Und vor allem, wo-
    mit?
    Fast zärtlich fuhr Ahjarvir sich mit den Fingern über diese Narbe. »Was wird ...« Er blickte über seine Schulter kurz auf mich, ehe er Darian wieder bösartig lächelnd ansah, »... aus deiner Gefährtin und ihrem ungeborenen Kind? Dem Kätzchen werden die Krallen herausgerissen, oder glaubst du, sie wird am Leben gelassen, ist dein Schutz erst einmal von ihr genommen?«
    Schlagartig trocknete mein Mund aus. Darians Blick streifte mein Gesicht, erreichte Lilith und wandte sich wieder Ahjarvir zu. Für einen Augenblick wirkte er unsicher. Dann schlich plötzlich ein erleichtertes Lächeln auf sein Gesicht, und er beschrieb eine umfassende Geste. »Hältst du sie wahrlich für schutzlos?«
    Innerlich triumphierte ich. Ich hatte also doch recht damit, dass Lilith mich gegen alle Widrigkeiten beschützte.
    »Verdammt seid ihr!« Ahjarvirs wütender Ausbruch ließ mich ruckartig zusammenfahren, und nur Liliths Hand auf meiner Schulter verhinderte, dass ich zurückstolperte und hinfiel.
    »Hast du geglaubt, er lässt sie verwundbar zurück, Sohn?«, erklang eine tiefe Stimme, die wie ein Donnergrollen über uns hinwegrollte und in einem einzigen Luftzug die umliegenden Blätter emporwirbelte.
    Mein innerer Triumph fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Geistige Fehlinformation, Faye, zu früh gefreut. Es lag nicht allein an Liliths Gegenwart. Wir hatten eindeutig weiteren Besuch erhalten. Heimlich sah ich mich um.
    Während die Blätter gemächlich zu Boden taumelten, erschien sehr bedächtig eine gleißend helle Gestalt. Sie wuchs an, wurde länger und breiter, bis sie die beeindruckende Dimension eines mittleren Hochhauses erreicht hatte. Ich musste bei ihrem Anblick meine Augen schützen und gewahrte durch vorgehaltene Hände, wie sie sich in vier verschiedenfarbig lichte Schemen aufteilte. Einer war in leichtes Blau getaucht, einer in Grün, ein weiterer in ein sattes Rubinrot, und der letzte schien nur aus gleißend weißem Licht zu bestehen. Zu meiner grenzenlosen Verblüffung bildeten die Schemen in einigen Metern Abstand um uns herum einen Kreis und regulierten nur langsam ihren Schein. Und obwohl sie weiterhin leuchteten wie die Sonne in persona, reichte ihr Glühen doch nicht bis direkt zu uns.
    »Lass ab, Ahjarvir«, dröhnte abermals diese Stimme, deren Besitzer ich unter den gleißenden Wesen nicht erkennen, jedoch erahnen konnte.
    Michael. Er war hier. Ich atmete erleichtert durch. Ebenso erkannte ich in dem grünen Schemen Raphael, und der weiße musste Gabriel sein. Doch wer war der vierte? Dieser Engel, der Hand an Darian gelegt hatte? Er war mir goldfarben erschienen, nicht rubinrot. Und warum waren sie hier?
    «Nein! Ihr habt kein Recht, euch einzumischen. Er hat kein Recht dazu.«
    »Er hat die Machtvollkommenheit, seine Schöpfung zu hüten und die zu schützen, die seines Schutzes bedürfen. Er hat die Machtvollkommenheit, die zu verdammen, die sich gegen ihn stellen. Du hast seinen Zorn einst erfahren, erfahre ihn nicht erneut. Denn deine Zeichnung kam in liebender Warnung von ihm«, erklang Michaels Stimme erneut. »Es ist an dir, seinem Gebot zu folgen.«
    »Nein.« Zurückweichend schüttelte Ahjarvir den Kopf. »Nein. Das ist nicht fair. Nein!«
    Was nun geschah, war erschreckend. Ich war keinesfalls darauf vorbereitet gewesen, und keiner der Anwesenden schien damit gerechnet zu haben. Ich hatte keine Möglichkeit, irgendetwas zu tun, denn es ging alles viel zu schnell. Starr vor Schreck konnte ich noch verfolgen, wie Ahjarvir sich blitzartig auflöste und direkt neben Darian wieder auftauchte. Mein Schrei erfolgte im gleichen Augenblick, in dem er zuschlug.
    Obgleich Darian das

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