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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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darstellen sollte, hier war es zu finden, Darian als Kunst- und Antiquitätenhändler würde hier sicherlich seine wahre Freude haben.
    Nachdem wir den See hinter uns gelassen hatten, fuhren wir den East Drive weiter an Baseball- und Fußballfeldern entlang, auf denen bei diesem schönen Nachmittagswetter einiges los war.
    Hier nahm ich nach längerem Schweigen den Faden unseres Gesprächs wieder auf. »Warum haben Sie, trotz Ihrer intensiven Verbindung, zu Darian dieses distanzierte Verhältnis? Das verstehe ich nicht wirklich.«
    »Es dürfte inzwischen offensichtlich sein, Miss McNamara, dass ein Vater-Sohn-Verhältnis unter den gegebenen Umständen recht ungewöhnlich anmuten würde, nicht wahr?« Seine graue Augenbraue berührte fast seinen Haaransatz.
    »Es ließe sich umkehren«, erwiderte ich schlagfertig und lachte, als ich Jasons etwas verdutzten Gesichtausdruck sah. »Oh, Jason. Wenn Sie sich unbemerkt wähnen oder in eine Situation wie damals im Garten geraten, als Sie verletzt wurden, achten Sie auch nicht so genau darauf, Distanz zu wahren. Darian hat damals sehr deutlich klar gemacht, wie sehr er Ihnen zugetan ist. Und auch wenn er viel jünger wirkt, spielt es am Ende doch überhaupt keine Rolle.«
    »Es war mir nicht recht«, gab Jason zu und sah kurz auf die Landschaft, während die Kutsche der Straße weiter folgte, die nun einen großen Schlenker beschrieb und uns am Lasker Rink and Pool vorbeiführte, wo man im Sommer Inliner und im Winter Schlittschuh laufen konnte. Ich erhaschte einen Blick auf das Harlem Meer, ehe der East Drive in etwa der Mitte des Parks am oberen Ende in Harlem in den West Drive überging und durch ein dicht bewaldetes Gebiet führte.
    »Ich wusste Sie noch nicht genau einzuschätzen, Miss McNamara«, erklärte Jason mir indes. »Gleichfalls möchte ich mich für meine Zweifel an Ihrer Integrität im Nachhinein entschuldigen. Sie wissen um Mr. Knights wahre Identität und somit genau, worauf Sie sich einlassen. Eines Tages werden Sie vielleicht an genau dem Punkt stehen, an dem ich stand, als ich bemerkte, dass ich im Gegensatz zu Mr. Knight älter werde. Um seinen Schutz zu gewährleisten, entschied ich mich für die heutige Konstellation. Möglicherweise werden Sie anders entscheiden.«
    »Und er lässt es zu?«, rutschte es mir erstaunt heraus.
    »Welche Wahl hat er? Er hat in seinem gesamten Leben schon so viele Menschen verloren, die ihm etwas bedeuteten, dass er jeden erdenklichen Strohhalm ergreifen wird, nicht wieder einsam zu werden. Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?«
    Nein, hatte ich nicht. Denn ich war immer davon ausgegangen, dass es Darian nicht störte, wenn er allein war. Jasons Worte machten deutlich, dass ich mit dieser Ansicht grundlegend danebenlag.
    »Er hat Thalion an seiner Seite«, gab ich zu bedenken, und abermals streifte Jasons hochgezogene Braue fast seinen Haaransatz, um dort regelrecht einzurasten. »Sind Sie sich da sicher, Miss McNamara? Diese Verbindung ist vom Nutzen geprägt und hat mit Freundschaft wenig zu tun.«
    »Und doch vertrauen sie einander.«
    Diesmal schüttelte er leicht mit dem Kopf. »Es ist eine Zweckgemeinschaft, wo sich solche Dinge auf lange Sicht ergeben haben. Doch das, was Sie unter blindem Vertrauen verstehen, ist in diesem Fall gewiss nicht vorhanden. Mr. Knight und Thalion stehen in diesem Gefecht Seite an Seite, das macht sie zu Verbündeten. Aber weder zu Freunden noch zu Vertrauten.«
    Okay, das war einleuchtend. Und ich erinnerte mich, dass Thalion mich zwar ausgebildet, mir jedoch immer wieder eingeschärft hatte, niemandem zu vertrauen. Auch ihm nicht. Trotzdem hatte ich keinerlei Zweifel daran, dass er im Notfall jederzeit eingreifen würde, wenn ich ihn darum bat. Ich hoffte, es würde niemals nötig werden.
    »Vertrauen Sie Darian?«, fragte ich zaghaft und erhielt die Antwort, die ich selbst gegeben hätte. »Blind und jederzeit, Miss McNamara.«
    Daher nickte ich nur und betrachtete eine Weile die Landschaft des Parks, während wir ihn gemächlich durchquerten. Wir kamen auf der anderen Seite des Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir entlang, legten das lange Stück bis zum Lake zurück und fuhren dann an einer weiten Ebene vorbei. Auf Höhe der 65th Street bogen wir nach links ab, und der Weg führte uns unter diversen Brük-ken hindurch zurück in Richtung Zoo. Dort ließ Jason die Kutsche anhalten, bezahlte den Fahrer, und wir stiegen aus. Die verbliebene Strecke legten wir in einem bequemen

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