Blut Schatten
fertig und stand im Wohnzimmer.
Darian hatte die Jalousien geschlossen und saß mit Steven zusammen am Tisch. Beide hielten ein Glas in der Hand, in dem sich eindeutig eine rote Flüssigkeit befunden hatte. Als er meinen Blick bemerkte, lächelte er amüsiert. »Ich würde dir natürlich etwas davon anbieten, Liebes, befürchte aber, dass du ablehnen würdest.«
Ich zupfte kurz an meiner Jeans – verdammt, die wurden immer knapper – und trat auf Darian zu, um einen Kuss einzufordern. Dann erkundigte ich mich nach Jason.
»Er möchte den Limousinenservice persönlich in Auftrag geben und überprüfen, Faye. Du kennst seine Gründlichkeit.« Darian hatte sich erhoben und bedeutete Steven, ebenfalls aufzustehen. »Nimm dir eine Jacke mit, Schatz. Es könnte kühl werden.«
War er nicht zauberhaft? Er dachte an alles. Und warum nervte mich das allmählich? Warum konnte ich mich nicht über solch einen fürsorglichen Mann freuen, den jede andere Frau sofort mit Kusshand nehmen würde? Er war charmant, gut aussehend, fürsorglich, gebildet. Ein Leckerbissen und Neidfaktor. Und genau das alles machte mir derzeit sehr zu schaffen. Warum? Was stimmte mit mir nicht?
Ich schüttelte den Kopf, als wolle ich diese Gedanken allesamt aus mir herausschütteln. Um überhaupt etwas zu tun, nahm ich die beiden leeren Gläser vom Tisch und trug sie zur Spüle der Miniküche. Während ich die verräterischen Spuren dieser ungewöhnlichen Nahrung mit Hilfe von klarem Wasser entfernte, schaute ich in den Kühlschrank. So offensichtlich hatte Darian die Konserven untergebracht?
»Es wird dort niemand nachsehen, Faye«, vernahm ich ihn hinter mir und fuhr herum. Schnell trat er einen Schritt zurück und hob die Hände. »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Hast du nicht«, meinte ich leise. Wohl eher zu meiner eigenen Beruhigung. Sein Blick machte deutlich, dass er mir nicht glaubte. So wie ich mir selbst nicht glaubte. Ich hatte ihn nicht gehört. Noch nicht einmal gespürt. Wo war ich mit meinen Gedanken?
Ich sah ihn an, wie er vor mit stand mit erhobenen Händen, einer Mimik, die man fast ängstlich nennen konnte. Ängstlich im Zusammenhang mit Darian? Diese Vorstellung allein war verwirrend. Dazu der Blick. Sorgenvoll verhangen, das Grau überlagerte das Blau, als hätten sich dunkle Wolken davorgeschoben. Mein Hals war wie zugeschnürt. Und selbst wenn ich ihm etwas hätte sagen wollen, ich brachte keinen Ton heraus. Dafür verschwamm mein Blick, ich fühlte kurz darauf etwas Nasses auf meine Handflächen tropfen und blickte verwundert hinunter. Es war, als wäre ich nur noch ein Beobachter. Nicht wirklich dabei. Als gehörte ich auf einmal nicht mehr dazu. Die Gefühle abgeschaltet, neutral, als reiner Zuschauer, der in einem fremden Körper steckt.
»Wo bist du, Faye?« Seine Frage klang wie das Echo in einer hohen Kathedrale. Ich sah ihn wieder an. Fragend. Er hatte die Hände gesenkt, sein Blick erwiderte meinen. »Wo bist du?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich vage zurück. »Seit wir hier sind, ist alles irgendwie anders.«
Langsam, fast vorsichtig trat er vor und nahm meine Hände. »Was ist anders, Faye? Was fühlst du?«
Ich lachte bitter auf. »Diese Frage würde ich nur zu gern selbst beantwortet haben.«
»Hängt es mit der Schwangerschaft zusammen? Fühlst du dich deswegen so unsortiert? Möchtest du einen Arzt aufsuchen?«
»Wäre vielleicht keine schlechte Idee«, erwiderte ich nachdenklich. »Zumindest würde es uns eine gewisse Sicherheit geben, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist.«
Darian blickte mich verstehend an. »Ich kann dir jetzt zwar versichern, dass alles okay ist, aber vermutlich bedarf es für dich der Bestätigung durch einen Arzt, Liebes. Ist es ausreichend, wenn wir uns gleich morgen darum kümmern?«
Mir gelang ein kleines Lächeln. Gleichzeitig fühlte ich eine Last von meinen Schultern fallen. Hatte ich bislang darauf vertraut, dass alles seinen geregelten Gang ging, so stellte ich nun fest, dass ich Gewissheit benötigte. Dass mein Verstand eine Bestätigung dringend brauchte. Manchmal war Wissen doch wichtiger als pures Vertrauen.
Der sanfte Kuss auf meine Stirn und das Lächeln auf seinen Lippen bewies, dass Darian sehr wohl wusste, was in mir los war. Vielleicht noch mehr als mir selbst bewusst war. Ich hörte ihn leise lachen und verzog den Mund. Möglicherweise sollte ich doch wieder die Dattel tragen.
Sein Lachen wurde vom Läuten des Telefons
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