Blut Schatten
sich das Jackett über, welches Jason ihm mit stummem Tadel reichte.
Die Sanitäterin sah sich weiter um. »Und der Rest hier?«
Genau in diesem Moment tauchte Steven auf, stützte sich am Wagen ab und rieb sich den Kopf. »Himmel, Arsch, was für'n Ritt.« Es knackte mehrmals, er ließ die Schultern kreisen und streckte sich ausgiebig.
Kimberly war neben ihn getreten und zupfte ihn dezent am Ärmel. Er sah sie fragend an. »Was denn?« Wortlos wies sie auf die Medizinerin, die ihn nun interessiert musterte.
»Ist hier ein Nest?«, erkundigte sie sich liebenswürdig, und Steven sah sie dabei irritiert an. »Sie wissen schon, dass Ihre Hose zerrissen und voller Blut ist und Ihr Hemd nicht viel besser aussieht? Fehlt Ihnen eventuell etwas? Paintballmarkierungen vielleicht?«
Verwundert schüttelte er den Kopf. »Nein. Nicht, dass ich wüsste. Ich war vorhin kurz auf dem Dach und bin wohl leicht übers Ziel hinausgeschossen. Paintball habe ich dabei nicht gespielt.«
Von der Sanitäterin unbemerkt brach Dad theatralisch zusammen, während Jason ihn mit stoischer Miene stützte.
»Nun gut«, kopfschüttelnd stieg sie wieder ein. »Wer von Ihnen uns begleiten möchte, möge bitte einsteigen. Oh nein, meine Herren, alle passen hier wirklich nicht rein.«
»Wir kommen nach«, sortierte Kimberly Steven, Jason und meinen Vater aus.
Die Frau wies Darian den freien Sitz neben der Trage zu, Alistair quetschte sich vorne zwischen die beiden Sanitäter. »Wir bringen Sie ins University Hospital, Clarkson Ave.«
»Kenne ich«, rief Kim der Frau zu.
Beverly Rosewelt schloss die Tür und klopfte an die Trennscheibe. »Ihr könnt los.«
Während der Fahrt im Rettungswagen nahm sie meine Daten auf. Ihr Blick sprach Bände, als ich keinerlei Schwangerschaftsunterlagen vorweisen konnte. Darian saß neben mir und hielt meine Hand, sah mich die ganze Zeit über mit sorgenumwölkten Augen an.
Dir geht es wirklich gut?, vernahm ich ihn in meinen Gedanken.
Es ist okay, versuchte ich ihn zu beruhigen. Es gelang nur mittelmäßig. Ich schickte ihm ein aufmunterndes Lächeln, wurde dann aber wieder ernst. Was ist auf dem Dach geschehen, Darian?
Er wich meinem Blick aus. Verzeih mir, wenn ich geahnt hätte ...
Hör auf mit dem Scheiß, Darian!
Ich hörte ihn leise lachen und warf ihm einen schiefen Blick zu.
Es ist okay, Faye.
Hoffnung keimte auf. Dann habt ihr es geklärt?
Nein, du hast es geklärt.
»Ich?«
Ja, du. Er beugte sich vor und küsste mich. »Und es ist gut so, auch wenn es derzeit nicht ganz danach aussieht.«
»Ach, Sie haben doch eine Stimme«, warf die Sanitäterin erstaunt ein und blickte von ihrem Klemmbrett auf, wo sie gerade Darians Kreditkartennummer auf ein Blatt notierte.
»Verflixt, Sie haben mich ertappt«, gestand er sichtlich zerknirscht. »Womit habe ich mich verraten?«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, seufzte und wandte sich erneut dem Papier zu. Ich schmunzelte, als ich ihre Gedanken auffing. Sie freute sich darüber, gleich Dienstschluss zu haben, weil ihre 24-Stunden-Schicht ohnehin voll von Verrückten gewesen war.
»Ich habe keine Angst, Darian«, sprach ich laut aus, was ich innerlich fühlte, und überraschte mich selbst damit. Lag es an meiner kurzfristigen Auszeit in der Nebelsuppe, dass ich dermaßen optimistisch war? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ganz tief in mir absolute Gewissheit herrschte, dass alles gut war. Ich spürte Darians liebevoll zuversichtlichen Druck meiner Hand und erkannte, dass auch er so empfand.
Der Wagen bog ab, fuhr in eine Auffahrt und hielt an. Sogleich wurden die Türen geöffnet, und ich blickte vom Wageninneren direkt auf die Notaufnahme des Krankenhauses.
»Wir bringen Sie erst einmal in die Notaufnahme, klären dort alles, dann werden Sie direkt in die Gynäkologie weitergeleitet«, erklärte Beverly Rosewelt und half, die Trage aus dem Wagen zu schieben. Als ich absteigen wollte, schüttelte sie warnend den Kopf. »Liegen bleiben, junge Frau.«
Sie schoben mich durch die Schiebetüren ins Krankenhaus. Hier war das Licht taghell, überall eilte medizinisches Personal in weißen oder grünen Kitteln umher. Patienten und deren Begleitpersonen wurden in Wartezonen oder einzelne Räume gebracht, wo kleinere Verletzungen direkt vor Ort untersucht wurden. Mich parkte man in der Nähe eines großen Tresens, an dem eine junge, dunkelhaarige Frau vor einem Monitor stand und etwas in die Tastatur hämmerte. Die Sanitäterin sprach kurz
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