Blut Schatten
nichts dagegen, wenn ich dir bei der Suche nach deinem Verlustgegenstand behilflich bin, indem ich mich etwas umschaue.«
»Zu viel der Güte«, gab der Dunkle zurück, sah sich beiläufig um und blickte dann zurück zu Darian. »Du bist doch sicher nicht allein gekommen. Wo ist dein kleines, menschliches Schoßhündchen? Jason war sein Name, richtig? Hast du es etwa allein und schutzlos zu Hause gelassen?«
Darians lautes Lachen durchbrach die Spannung. Jedoch nur für einen Moment. Dann wurde seine Miene kühl. »Vermutlich schnappt es gerade zu, du hast es nur noch nicht bemerkt.«
»Es gibt Verluste, die man durchaus verschmerzen kann, mon ami«, wischte Letavian Darians letzte Worte fort, sah sich jedoch verstohlen um. »Ich werde es zart im Nacken kraulen, sobald ich es sehe. Hab Dank für deinen aufopferungsvollen Besuch, Dahad. Doch nun muss ich mich wirklich um wichtigere Dinge kümmern.«
»Keine Ursache, alter Freund. Ich versprach dir, dass wir einander wiedersehen würden. Und wichtig ist doch, dass ich meine Versprechen halte.«
Eine private Fehde? Die Spannung zwischen den beiden war inzwischen regelrecht greifbar. Ein Funke noch, und es würde eskalieren.
Der Funke kam. In Form meines Bruders. Eine Tür knallte, dann stand er am hinteren Ende seines Werkstattgebäudes und betrachtete die Szene vor sich. »Kann ich helfen?«
Stevens Griff an meiner Hand wurde fester, verhinderte, dass ich auf Alistair zulaufen konnte. »Nicht«, hielt er mich flüsternd zurück. »Noch wurden wir nicht entdeckt.«
»Durchaus.« Letavian war stehen geblieben und sah Alistair an Darian vorbei mit falscher Freundlichkeit an. »Du könntest damit anfangen, mir das zurückzugeben, was du dir unbefugt angeeignet hast.«
»An diese Form der Hilfsbereitschaft hatte ich nicht gedacht«, erwiderte mein Bruder und kam mit geschmeidigen Bewegungen auf Darian zu. Als er neben ihm stand, blickte er ihn gespielt überrascht an. »Nanu? Auch hier?«
»Mir war danach«, gab er zurück.
»Nein, wie entzückend, eine Familienzusammenführung«, meinte Letavian und betrachtete die beiden vor sich mit offensichtlicher Freude. »Deine Schwäche für Menschen und für die McNamaras im Besonderen ist hinlänglich bekannt, Dahad. Wolltest du einigen von uns auf diese Weise die Arbeit tatsächlich erleichtern?«
»Ich sehe schon, ihr kennt euch. Dann dürften sich die Vorstellungsrituale erübrigt haben«, meinte Alistair und zuckte beinahe glaubhaft unbesorgt mit den Schultern. »In diesem Fall hätten wir die Möglichkeit, einander den Schädel einzuschlagen oder unserer Wege zu gehen. Mir wäre es sympathisch, wenn du abziehst, Letavian.«
»Diesen Gefallen kann ich dir leider nicht erweisen. Doch entschuldigt, wenn die Party ohne mich stattfinden wird. Ich verabscheue Gewalt.« Der Vampir verneigte sich knapp und zog sich zurück. Genau in diesem Moment traten mehrere Gestalten aus den Schatten hervor, schritten langsam auf Darian und meinen Bruder zu und umringten sie.
»Wo steckt eigentlich Jason?«, flüsterte ich Steven zu. Eilig sah er sich um und wies dann zur anderen Seite des Gebäudes hinüber. Ich folgte seinem Blick, sah Jason dort an der Ecke stehen und das Geschehen beobachten. Fragend zog ich die Stirn kraus.
»Er deckt seinem Boss wohl den Rücken«, erklärte Steven und fügte leiser hinzu: »Fragt sich bloß, wer seinen deckt.«
Dann bemerkte ich ebenfalls die zwei dunklen Gestalten, die sich langsam von hinten an Jason heranschlichen. Ich wollte ihm eine Warnung zurufen, doch Steven drückte mir fest die Hand. »Wenn du alle gleichzeitig auf uns aufmerksam machen möchtest, dann nur zu.«
Betreten klappte ich den Mund wieder zu.
»Schon besser. Mein Schutz reicht für uns beide und hält Geräusche zurück, aber ob er einen Schrei unterdrücken kann, habe ich noch nicht ausprobiert. Außerdem bringt Darian mich um, wenn du entdeckt wirst.« Wieder sah er zu Jason hinüber, schnalzte mit der Zunge. »Wenn er nicht gleich bemerkt, dass – Ups! Ein Nunchaku, nett.«
Jason hatte die Gestalten bemerkt. Vermutlich noch vor uns. Plötzlich hielt er zwei kurze Stäbe in der Hand, die durch eine längere Kette miteinander verbunden waren. Wo hatte er die auf einmal her? Er fuhr herum, ein Stab wirbelte durch die Luft, traf erst die eine Gestalt, danach durch eine blitzschnelle Drehung die andere, und die Gefahr war gebannt. Zwei Aschehäufchen kündeten vom unrühmlichen Abgang der beiden.
»Unbemerktes
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