Blut Schatten
eingeschlagene Schwert heraus. »Es ist hier, und niemand außer mir hat es angerührt.«
Zweifelnd zog ich die Stirn kraus. »Gibt es ein zweites?«
»Nein. Dieses Katana ist einzigartig.« Er ließ sich neben mir auf dem Bett nieder, schlug das Leder beiseite und strich fast ehrfürchtig über das japanische Schwert. »Es heißt, der Windgott Susano habe vor sehr langer Zeit im Kampf einem achtköpfigen Drachen den Schwanz abgeschlagen. Als sich dieser vom Leib trennte, sei eine Schwertklinge von einzigartiger Vollkommenheit daraus hervorgekommen. Susano hätte sie eingefasst und seiner Schwester, der Sonnengöttin Amaterasu, als Zeichen seines Sieges übergeben. Amaterasu vermachte die Klinge zusammen mit einem Spiegel und Juwelen dem ersten Kaiser Jimmu Tenno als Insignien der Macht und Herrschaft über das Reich. Im Schrein zu Ise, der Amaterasu gewidmet ist, werden sie noch heute als Machtsymbole aufbewahrt und verehrt. Die Legende besagt, dass kein Normalsterblicher die Klinge jemals führen können wird.«
Ich beäugte das japanische Symbol der Macht skeptisch. »Wie können sie dort sein, wenn du das Schwert in den Händen hältst?«
Er lächelte zynisch. »Wer sagt denn, dass sich dort die Originale befinden?«
»Warum habe ich es gesehen, wenn es in deinem Besitz ist?«
»Ich weiß es nicht, Faye«, gab er nachdenklich zurück. »Bislang hast du immer das gesehen und erlebt, was gerade geschah. Ist es möglich, dass sich deine Fähigkeiten weiterentwickelt haben und du Bilder der Zukunft siehst?«
Ein freudloses Lachen entwich mir. »Du bist witzig. Ich habe keinerlei Vergleich, wie soll ich das also wissen?«
Für einen Augenblick wirkte Darian ratlos. Es war überhaupt das erste Mal, dass ich ihn so sah. Dann schlug er entschlossen das Schwert wieder ins Leder ein und stellte es zurück.
»Zieh dich an«, meinte er und ging zur Tür. »Ich wecke die anderen und sage ihnen, was du gesehen hast. Und Faye, beeil dich.«
»Sie sind zurück?«
»Seit gut drei Stunden. Du hattest schon geschlafen.« Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und ich verfiel in Hektik.
Als er zurückkehrte, stand ich vollständig angekleidet im Bad und flocht mir einen Zopf. Er trat zu mir, küsste mich sanft auf den Nacken und entwand mir das Haargummi. Nachdem er damit mein Haar festgemacht hatte, drückte er mir die Bürste in die Hand und ging leicht in die Knie. »Wenn du schon einmal dabei bist ...«
Unsere Blicke trafen sich. »Flechten?«
»Von mir aus auch das. Bis du damit fertig bist, sollten auch Steven und Jason angezogen sein.«
»Ach. Wollte Dad im Bett bleiben?«
»Vermutlich, denn er kam erst gar nicht mit zurück ins Hotel. Er ist laut Jasons Aussage bei deinem Bruder geblieben.«
Aha. Irgendwie hatte ich das erwartet. Mit geübten Fingern flocht ich ihm einen Zopf und fixierte diesen ebenfalls mit einem Haargummi. »Fertig.«
Grinsend betrachtete er das Resultat im Spiegel. »Lange her, dass ich meine Haare so getragen habe.«
»Wirf einen Kilt über und schnall dir den Zweihänder um, dann bist du perfekt.«
Er lachte. »Das dachte ich auch gerade.« Ein leises Klopfen unterbrach diesen Friseurtermin und gemeinsam eilten wir aus dem Bad.
Ein verstohlenes Grinsen schlich um meine Lippen, als Jason eintrat. Entgegen seinem sonst so untadeligen Erscheinungsbild standen seine grauen Haare leicht vom Kopf ab, als hätte er sie in aller Eile gebändigt. Zudem hatte er sein diskret gestreiftes Hemd falsch zugeknöpft, denn der oberste Knopf stand offen. Dazu hing es an einer Seite halb aus der dunklen Bundfaltenhose, und zu meinem grenzenlosen Erstaunen trug Jason eine helle und eine dunkle Socke.
Sein Blick folgte meinem, und ein gequältes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Schnell steckte er sein Hemd in die Hose und fuhr sich mit den Händen übers Haar. »Mr. Knight trieb zur Eile an, Miss McNamara. Und bevor Sie fragen: Ja, ich habe vermutlich noch ein ebensolches Paar Strümpfe.«
»Steven?«, fragte ich unnötigerweise, da besagte Person bereits den Flur entlang auf uns zukam.
»Nächtliche Konspiration«, freute er sich sichtlich und rieb die Hände aneinander. »Das ist doch mal eine Tageszeit, die mir im Blut liegt.«
»Ist ein Taxi bestellt?«, erkundigte Darian sich, während er mit dem Katana aus dem Schlafzimmer zurückkam. Jason nickte. »Es müsste gleich da sein, Sir.«
»Du nimmst es mit?« Erstaunt blickte ich das Schwert an, welches er sich umgurtete.
»Du hast mich auf
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