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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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wir siegesbewusst den inzwischen vollen Wagen zur Kasse. Auf dem Weg dorthin schoss meine Hand gezielt in einen Stand mit Röcken und vergrub die Beute unter der Bekleidung im Wagen. Jason hatte es zwar bemerkt, sagte jedoch kein Wort. Er lächelte lediglich ausdruckslos und wies wie nebenbei nach rechts, um Kimberly zu bitten, eine Flasche Ketchup aus dem Regal zu nehmen.
    Nachdem Jason gezahlt hatte und wir den Wagen aus dem Geschäft dirigierten, blieb mein Blick an einem dieser gläsernen Zeitungsständer hängen, die durch den Einwurf einer Münze zu öffnen waren. Die Headline der Ausgabe brannte sich beinahe in meine Netzhaut ein. Doppelmord im Central Park. Dazu das Bild der beiden Kinder. Ich hätte wissen müssen, dass es in der Presse veröffentlicht werden würde. Und doch schockte es mich, es schwarz auf weiß vor mir zu sehen. Dadurch wurde es für mich greifbar und real, und der letzte Funke Hoffnung, es wäre eine Fiktion, erstarb.
    Jason bemerkte mein Zögern und in seinem Blick stand eine unausgesprochene Frage. Ich wies mit dem Kinn knapp auf den Zeitungskasten und ging daran vorbei Richtung Parkplatz. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, wie sein Blick auf die Ausgabe fiel, dann folgte er mir.
    Kimberly hatte den Wagen inzwischen erreicht und bereits den Kofferraum geöffnet. Im Nu waren die Tüten eingeladen, und Jason brachte den Einkaufswagen zurück, während ich einstieg.
    Es war erstaunlich, wie schnell es dunkel wurde. Im Hellen hatten wir den Konsumtempel betreten, jetzt war bereits die Dämmerung hereingebrochen. Daher wunderte es mich wenig, dass Kim zur Eile antrieb. Nach der Erfahrung der Nacht zuvor würde ich die Dunkelheit auch meiden wollen.
    »Alles okay?«, fragte ich daher besorgt und erhielt ein flapsiges: »Klar doch. Was soll schon sein?« Dabei eilte ihr Blick ständig zum Rückspiegel. Fieberhaft wartete sie auf Jasons Rückkehr. Kaum war er eingestiegen, fuhr sie los, jagte fast über den Parkplatz und brachte die Fahrt zurück zur Werkstatt in Rekordzeit hinter sich. Dad hatte uns durchs Küchenfenster kommen sehen und kam mit Darian und Alistair zu uns herunter. Als ich hochblickte, sah ich Steven auf dem Dach stehen. Er hielt Wache.
    Erwartest du einen erneuten Übergriff?, stellte ich Darian die lautlose Frage.
    Sein Kuss streifte meine Wange, als er mir eine Tüte abnahm. Ich erwarte nichts und rechne mit allem. »Habt ihr den kompletten Laden leer geräumt?«
    Ich sah mich heimlich um und setzte dabei ein harmloses Lächeln auf. »Nein, Schatz, wir haben uns lediglich mit dem Nötigsten eingedeckt.«
    Ein bekannter Sound ließ mich aufblicken. »Dad, dein Handy klingelt.«
    Mein Vater jonglierte mit den Tüten, bewahrte sie gerade noch vor einem Absturz, als er in seiner Hosentasche nach dem Telefon zu angeln begann. Alistair nahm ihm schließlich eine der Tüten ab.
    »Du rufst gerade ein wenig ungünstig an, meine Liebe«, begrüßte Dad den Anrufer. »Kann ich dich zurück ... Nein, mach dir wirklich keine Sorgen. Wir haben alles im Griff ... Oh, das ist aber nicht ... Was? Wie kommst du ... Bist du sicher?«
    Ich war stehen geblieben und hatte mich zu Dad umgedreht, denn das Telefonat klang irgendwie besorgniserregend. Das Gefühl verstärkte sich, als Dad auf Darian zutrat, ihm eine Tüte abnahm und murmelte: »Sie will dich sprechen.«
    »Was kann ich für dich tun, Ernestine?«
    Mir klappte der Unterkiefer herunter. Ernestine? Ernestine Morningdale? Die schrullige, liebenswürdige alte Dame, die Karten legte, pendelte und ihre Wohnung mit Runen gegen böse Geister absicherte?
    Das Letzte musste ich wohl laut ausgesprochen haben, denn Dad nickte mir knapp zu. »Genau die, Faye. Und ja, wir sind befreundet.«
    So wie er das gerade aussprach, war da mehr am Start als reine Freundschaft. Aber sie war doch viel zu alt für Dad. Mein Blick blieb an Darian hängen, und ich zuckte innerlich zusammen. Soviel zum Thema Alter. Uns trennten sicherlich gut tausend Jahre. Dad und Ernestine vielleicht zehn, wobei sie die Ältere war. War sie doch, oder? Und wenn schon, rief ich mich selbst zur Ordnung. Es ging mich nichts an. Vielleicht sollte ich meine zementierte Einstellung einigen Dingen gegenüber grundlegend ändern.
    Diesmal fing ich Darians Blick auf. Er wirkte fragend. Hatte ich wieder zu laut gedacht? Darian nickte mit der Spur eines Lächelns auf den Lippen, während er gleichzeitig etwas in den Hörer antwortete. Ich verdrehte die Augen. Typisch. Auch, dass

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