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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sechserpack Bier in einer Hand und einigen Lotterielosen in der anderen aus dem Geschäft heraus.
    »Schönes Wochenende«, sagte Homer.
    »Hab ich immer«, sagt der Mann aus Massachusetts. »Ich wünschte nur, ich könnte mir leisten, das ganze Jahr über hier zu leben.«
    »Na ja, wir werden hier alles in Ordnung halten, bis Sie kommen können«, sagt Homer, und der Mann lacht.
    Wir sahen ihm nach, als er wegfuhr und das Nummernschild in der Sonne glänzte. Es war grün. Meine Marcy sagt, das sind die, welche die Zulassungsstelle von Massachusetts Autofahrern gibt, die in diesem komischen, hektischen, gereizten Staat zwei Jahre lang keinen Unfall gebaut haben. Wenn man aber einen gebaut hat, sagt sie, muss man ein rotes haben, damit die Leute wissen, dass sie aufpassen müssen, wenn sie einen unterwegs sehen.
    »Sie stammten beide aus dem Staat, hast du das gewusst?«, sagte Homer, als hätte der Mann aus Massachusetts ihn an diese Tatsache erinnert.
    »Ich glaube, das habe ich gewusst«, sagte ich.
    »Die Todds sind so ziemlich die einzigen Vögel, die im Winter nach Norden fliegen. Die neue Frau – ich glaub nicht, dass es der so gefällt, nach Norden zu fliegen.«
    Er nippte an seinem Mineralwasser und schwieg einen Moment nachdenklich.
    »Ihr machte das nichts aus«, sagte Homer. »Davon bin ich überzeugt, obwohl sie sich immer ziemlich beklagt hat. Aber damit wollte sie nur rechtfertigen, warum sie immer nach einer Abkürzung gesucht hat.«
    »Und du meinst, dass es ihrem Mann nichts ausgemacht hat, wenn sie jeden gottverdammten Waldweg zwischen hier und Bangor langgefahren ist, nur um auszuprobieren, ob er vielleicht neun Zehntel einer Meile kürzer war?«
    »Es war ihm scheißegal«, sagte Homer kurz angebunden, stand auf und ging in den Laden. Da hast du es, Owens, sagte ich mir, du weißt doch, dass er nicht leiden kann, wenn man ihm Fragen stellt, während er ein Garn spinnt, und trotzdem hast du ihm eine gestellt und dich damit um eine Geschichte gebracht, die ganz vielversprechend angefangen hat.
    Ich saß da und ließ mir die Sonne aufs Gesicht scheinen, und nach etwa zehn Minuten kam er mit einem hartgekochten Ei wieder raus und setzte sich. Er aß es, und ich hielt wohlweislich den Mund, und das Wasser vom Castle Lake funkelte so blau wie etwas, was man in einer Geschichte über Schatzsuche beschrieben finden könnte. Als Homer sein Ei aufgegessen und einen Schluck Mineralwasser getrunken hatte, erzählte er weiter. Ich war überrascht, sagte aber immer noch nichts. Es wäre nicht klug gewesen.
    »Sie hatten zwei oder drei verschiedene Blechkisten«, sagte er. »Da war der Cadillac und sein Lieferwagen und ihr kleiner Mercedes-Flitzer. Den Lieferwagen ließ er manchmal den Winter über hier, weil sie ab und zu zum Skifahren runterkamen. Wenn der Sommer vorbei war, fuhr er meistens mit dem Caddy rauf und sie mit dem Flitzer.«
    Ich nickte, sagte aber immer noch nichts. In Wahrheit wollte ich keinen weiteren Kommentar riskieren. Später dachte ich allerdings, dass auch eine Menge Kommentare Homer Buckland an jenem Tag nicht zum Schweigen gebracht hätten. Die Geschichte von Mrs. Todds Abkürzung muss ihm schon lange auf der Seele gelegen haben.
    »Ihr kleiner Flitzer hatte einen Zähler, der ihr anzeigte, wie viel Meilen eine Strecke lang war, und jedes Mal, wenn sie von Castle Lake nach Bangor fuhr, stellte sie ihn auf 000 Komma 0 und ließ ihn mitlaufen. Sie machte einen Sport daraus, und mich pflegte sie immer damit aufzuziehen.«
    Er verstummte und dachte darüber nach.
    »Nein, das stimmt nicht.«
    Er verstummte wieder, und dünne Linien wurden auf seiner Stirn sichtbar wie Stufen auf einer Bibliotheksleiter.
    »Sie hat nur so getan, als wäre es ein Sport oder Spiel, aber in Wirklichkeit war’s eine ernste Angelegenheit für sie. Mindestens so ernst wie alles andere.« Er winkte ab, und ich nahm an, dass er den Ehemann meinte. »Das Handschuhfach des kleinen Flitzers war voll mit Landkarten, und hinten, wo ein normales Auto die Rücksitze hat, lagen noch mehr. Manche waren Karten, wie man sie an Tankstellen bekommt, und lose Seiten, die sie aus dem Rand-McNally-Straßenatlas gerissen hatte, und Karten aus Appalachian-Trail-Reiseführern und auch jede Menge topographischer Karten. Aber ich dachte nicht nur wegen den ganzen Karten, dass es mehr als nur ein Spiel für sie war; auch wegen den Linien, die überall eingezeichnet waren und Strecken zeigten, die sie befahren oder zumindest

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