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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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machen?
    Er hatte keine Ahnung … aber in gewisser Weise konnte er diese verrückte Sache dadurch leichter akzeptieren. Er war Englischlehrer und gelegentlich Schriftsteller, kein Techniker, und er hatte noch nie verstanden, wie etwas funktionierte: Plattenspieler, Benzinmotoren, Telefone, Fernseher, die Wasserspülung in der Toilette. Sein Leben lang hatte er Funktionsweisen besser begriffen als Prinzipien. Gab es hier einen Unterschied, außer in der Größenordnung?
    Er schaltete die Maschine ein. Wie zuvor sagte sie: ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG, ONKEL RICHARD! JON. Er drückte EXECUTE, und die Botschaft seines Neffen verschwand.
    Diese Maschine wird nicht lange funktionieren, dachte er plötzlich. Er war sich sicher, dass Jon noch daran gearbeitet hatte, als er starb, dass er zuversichtlich geglaubt hatte, er hätte noch Zeit, Onkel Richards Geburtstag war schließlich erst in drei Wochen …
    Aber Jons Zeit war abgelaufen, und darum dieser erstaunliche Textcomputer, der offenbar neue Dinge erschaffen und alte aus der realen Welt löschen konnte und nach ein paar Minuten wie ein überhitzter Eisenbahntransformator anfing zu rauchen. Jon hatte nicht die Möglichkeit gehabt, ihn zu perfektionieren. Er war …
    Überzeugt gewesen, dass er noch Zeit hatte?
    Aber das stimmte nicht. Das stimmte überhaupt nicht. Richard wusste es. Jons stilles, aufmerksames Gesicht, die nüchternen Augen hinter den dicken Brillengläsern … da war keine Überzeugung, kein Glauben an die Tröstungen der Zeit. Welches Wort war ihm früher am Tag eingefallen? Todgeweiht. Das war nicht nur ein gutes Wort für Jon; es war das richtige Wort. Die Aura des Todgeweihten hatte den Jungen so greifbar umgeben, dass Richard ihn manchmal am liebsten in den Arm genommen und ihm gesagt hätte, er solle alles ein bisschen leichter nehmen, dass es hin und wieder ein Happy End gab und die Guten nicht immer jung sterben.
    Dann dachte er wieder daran, wie Roger seinen Magischen Ball auf den Gehweg geworfen hatte, so fest er konnte; er hörte das Plastik splittern und sah die magische Flüssigkeit – doch nur Wasser – über den Gehweg fließen. Und dieses Bild verschmolz mit einem Bild von Rogers altem Lieferwagen mit der Aufschrift HAGSTROMS ENGROSLIEFERUNGEN auf der Seite, der irgendwo draußen auf dem Land über die Kante eines abbröckelnden Felsens stürzte und mit einem Geräusch, das, wie Roger selbst, nichts Besonderes war. Er sah – obwohl er es nicht wollte –, wie das Gesicht seiner Schwägerin zu Blut und Knochen zerplatzte. Er sah Jon in dem Wrack brennen, schreien, verkohlen.
    Keine Überzeugung, keine echte Hoffnung. Jon hatte stets eine Aura von zu wenig Zeit um sich gehabt. Und letzten Endes hatte er recht behalten.
    »Was bedeutet das?«, murmelte Richard und betrachtete den leeren Bildschirm.
    Wie hätte der Magische Ball das beantwortet? FRAG SPÄTER NOCH EINMAL? DIE FOLGEN SIND UNGEWISS? Oder vielleicht ES IST BESTIMMT SO?
    Das Geräusch der CPU wurde wieder lauter, und zwar schneller als am Nachmittag. Schon konnte er wahrnehmen, wie der erhitzte Eisenbahntrafo, den Jon ins Gehäuse hinter dem Bildschirm eingebaut hatte, heiß wurde.
    Magische Traum-Maschine.
    Textcomputer der Götter.
    War es das? War es das, was Jon seinem Onkel zum Geburtstag hatte schenken wollen? Das Weltraumzeitalter-Äquivalent einer Wunderlampe oder eines Wunschbrunnens?
    Er hörte, wie die Hintertür des Hauses aufgestoßen wurde, dann die Stimmen von Seth und den anderen Mitgliedern von Seths Band. Die Stimmen waren zu laut, zu heiser. Sie hatten entweder getrunken oder Dope geraucht.
    »Wo ist dein Alter, Seth?«, hörte er einen von ihnen fragen.
    »Schmiert wahrscheinlich in seinem Arbeitszimmer rum, wie üblich«, sagte Seth. »Ich glaube, er …« Ein neuer Windstoß machte den Rest unverständlich, aber nicht das höhnische Gelächter.
    Er saß da, den Kopf etwas zur Seite geneigt, hörte ihnen zu, und plötzlich tippte er:
    MEIN SOHN IST SETH ROBERT HAGSTROM.
    Sein Finger verweilte über der Delete-Taste.
    Was tust du?, schrie sein Verstand ihn an. Kann das dein Ernst sein? Hast du vor, deinen eigenen Sohn zu ermorden?
    »Irgendwas muss er da drin doch machen«, sagte einer der anderen.
    »Er ist ein verdammter Schwachkopf«, antwortete Seth. »Fragt meine Mutter. Die wird es euch bestätigen. Er …«
    Ich ermorde ihn nicht. Ich … ich LÖSCHE ihn.
    Sein Finger drückte auf die Taste.
    »… hat nie was gemacht außer …«
    Die

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