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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Einkaufstüten und Apfelpuppen hergestellt, und jetzt zeigt Mr. McVey ihm, wie man Männchen aus Pfeifenputzern macht.«
    Ollie trank einen großen Schluck Bier und sagte: »Da draußen bewegt sich was.«
    Ich sah ihn scharf an. Er sah gelassen zurück.
    »Ich bin nicht betrunken«, sagte er. »Ich hab’s versucht, aber ich schaff’s nicht. Ich wollte, ich könnte es, David.«
    »Was meinen Sie damit, dass sich etwas bewegt?«
    »Ich kann es nicht genau erklären. Ich habe Walter gefragt, und er sagte, er hätte auch das Gefühl, dass Teile des Nebels sich kurze Zeit verdunkelten – manchmal nur ein kleiner Fleck, manchmal eine große dunkle Stelle. Dann verblasst er wieder zum üblichen Grau. Und das Zeug wirbelt herum. Sogar Arnie Simms sagte, er hätte das Gefühl, dass da draußen etwas vorgeht, und dabei ist Arnie fast so blind wie ein Maulwurf.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Das sind alles Ortsfremde, die ich nicht kenne«, sagte Ollie. »Ich habe keinen gefragt.«
    »Wie sicher sind Sie sich, dass Sie sich nicht nur etwas eingebildet haben?«
    »Ganz sicher.« Er nickte Richtung Mrs. Carmody, die allein am Ende des Ganges saß. Ihr Appetit hatte durch die Ereignisse nicht gelitten; auf ihrem Teller häufte sich ein Friedhof von Hühnerknochen. Sie trank entweder Blut oder V-8Saft. »Ich glaube, in einem Punkt hatte sie recht«, sagte Ollie. »Wir werden es erfahren. Wenn es dunkel wird, werden wir es erfahren.«
     
    Aber wir brauchten nicht einmal bis zur Dunkelheit zu warten. Als es passierte, bekam Billy glücklicherweise wenig mit, weil Mrs. Turman ihn hinten beschäftigte. Ollie saß noch neben mir, als einer der Männer an den Gucklöchern einen Schrei ausstieß, aufsprang und wild mit den Armen fuchtelnd rückwärtsstolperte. Es ging auf halb neun zu; draußen hatte sich der perlweiße Nebel verdunkelt und die trübe Schieferfarbe einer Novemberdämmerung angenommen.
    Etwas war draußen auf dem Glas vor einem der Gucklöcher gelandet.
    »O Gott!«, schrie der Mann, der dort Wache gehalten hatte. »Lasst mich raus! Lasst mich raus!«
    Er lief stolpernd im Kreis herum, die Augen quollen ihm aus den Höhlen, ein dünner Speichelfaden in einem Mundwinkel glänzte im dunklen Schatten. Schließlich rannte er den letzten Gang hoch, an den Tiefkühlprodukten vorbei.
    Andere Leute stimmten in sein Geschrei ein. Einige liefen zum Schaufenster, um zu sehen, was passiert war. Viele andere zogen sich nach hinten zurück und wollten nicht sehen, was draußen auf dem Glas herumkroch.
    Ich lief zum Gucklock, Ollie an meiner Seite. Er hatte die Hand in der Tasche, wo Mrs. Dumfries’ Pistole lag. Nun stieß auch ein anderer Wachposten einen Schrei aus, weniger vor Angst als vielmehr vor Ekel.
    Ollie und ich schlüpften durch eine der Ausgangskassen. Nun konnte ich sehen, was dem Mann solche Angst eingejagt hatte, dass er seinen Posten verließ. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber ich konnte es sehen. Es sah aus wie eines der kleineren Geschöpfe auf einem Gemälde von Bosch – einer seiner Höllendarstellungen. Es hatte aber auch etwas schrecklich Komisches an sich, denn es sah zugleich aus wie eines jener unheimlichen Dinger aus Vinyl und Plastik, die man für 1,89 Dollar kaufen kann, um damit seine Freunde zu erschrecken … Norton hatte mir vorgeworfen, ich hätte genau ein solches im Lagerraum für ihn zurechtgelegt.
    Es war etwa sechzig Zentimeter lang und segmentiert und hatte die rötliche Farbe von verbrannter Haut, die verheilt ist. Runde Augen saßen auf kurzen, biegsamen Stielen und spähten gleichzeitig in zwei Richtungen. Es haftete mithilfe von fetten Saugpfoten am Fenster. Am anderen Ende stand etwas hervor, bei dem es sich entweder um ein Geschlechtsorgan oder einen Stachel handelte. Und seinem Rücken entsprossen übergroße Membranflügel, wie die Flügel einer Hausfliege. Sie bewegten sich sehr langsam, während Ollie und ich uns der Scheibe näherten.
    Am Gucklock links von uns, wo der Mann den angeekelten Schrei ausgestoßen hatte, krochen drei dieser Dinger auf dem Glas. Sie bewegten sich langsam, hinterließen klebrige Schneckenspuren. Ihre Augen – wenn es wirklich Augen waren – schwankten am Ende der fingerdicken Stiele hin und her. Das größte war etwa ein Meter zwanzig lang. Manchmal krochen sie sogar übereinander.
    »Schaut euch diese verdammten Dinger an«, sagte Tom Smalley mit verstörter Stimme. Er stand am Guckloch rechts von uns. Ich gab keine Antwort. Die

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