Blut soll fließen
verdanken. Mr. Holly hat meine Courage und meine Einsatzbereitschaft zu schätzen gewusst, was ich ihm mit harter Arbeit und einer überzeugenden Darstellung vergelten will, während ich innerhalb seiner Operation meinen eigenen Zielen nachgehe.
Die hiesigen Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen haben über den schrecklichen Knatsch zwischen einem schwarzen und einem weißen Polizisten in einer »geselligen LAPD-Stammkneipe« berichtet. Wobei ein unsichtbarer Mr. Holly als heimlicher Publicity-Direktor operierte. Das LAPD lancierte eine interne Untersuchung, während derer- wie anders -alle Augenzeugen logen, indem sie behaupteten, ich hätte mir sexuelle Übergriffe auf die Barmaid zuschulden kommen lassen und Sergeant Robert S. Bennett eigeninitiativ angegriffen. Scotty hat sich eine gebrochene Nase und eine Woche »bezahlten Sonderurlaub« eingehandelt; mein Fall wurde an einen abteilungsunabhängigen Prüfungsausschuss verwiesen, das heißt, an ein Scheingericht. Mr. Holly hat mir einen extravaganten und eloquenten schwarzen Rechtsanwalt engagiert, der an Algonquin J. Calhoun aus der berühmten Serie Arnos & Andy erinnert. Mein Verteidiger hat mehr rassisch geladene Fremdwortverdrehungen zum Besten gegeben als der elendeste Prediger, der je sein Theologiediplom bei einem Versandhausbüro erworben hat. Ich wurde als »Schwarzer Jesus« gepriesen, Scotty Bennett als »Weißer Judas Ischariot« verdammt. Woraufhin ich, wie anders, fristlos aus dem Los Angeles Police Department entlassen wurde. Mr. Holly hat mir später berichtet, dass mein Anwalt ein entlassener Pfarrer ist, der sich einen Ruheposten als Öffentlicher Verteidiger in Visalia County verschafft hat. Ein Paradebeispiel schwarz-weißer Kollusion: Weiße Richter und Anwälte stellen den Mann ein, um die Verurteilung der schwarzen Angeklagten sicherzustellen, die sie aus dem Verkehr gezogen haben wollen.
Ich bin darauf zum Orakel in Sachen rassistischer Vorurteile aufgestiegen, wobei ich mich auf die pointiert formulierten Skripte von Mr. Holly stütze - vernichtende Kritiken des institutionellen Rassismus und der autoritären Geisteshaltung, voller rechtschaffener Empörung, rigoroser Gesellschaftskritik und begreiflicher Wut, die allesamt von einem weißen Bullen-Anwalt mit Wurzeln im Ku-Klux-Klan verfasst wurden. Die Mr. Holly mit mir durcharbeitete, ehe ich sie zum Besten geben durfte. Ich war verblüfft und geradezu hingerissen. Mr. Holly ist ein großer, gutaussehender Mann und ein starker öffentlicher Redner, Ich hatte die unheimliche Empfindung, dass er während des Vortrags tatsächlich an seinen für mich verfassten Text glaubte.
Mr. Holly ist ein schwer deutbarer Mann. Er begreift rassistische Vorurteile und verwendet ständig Begriffe wie »Dschungelaffe«.
Ich wurde zu einer Spendensammlungs-Party für Senator Hubert H. Humphrey eingeladen, in einem großen Haus in Beverly Hills. Mr. Holly befahl, und ich ging, Ich stand ziemlich im Mittelpunkt, bis einige Filmstars kamen und mich ausstachen, Natalie Wood machte wegen meiner Gesichtsverletzungen viel Umstände und steckte mir ihre Telefonnummer zu; Harry Belafonte schüttelte mir die Hand; zahlreiche Liberale beklagten den kürzlich erfolgten Verlust von Senator Kennedy und Dr. King. Die Menschen erwarteten von mir, ihrem politischen Zorn Ausdruck zu verleihen, was ich aber nicht konnte, da ich unterdessen für das richtige Maß an Entrüstung auf Mr. Holly als Skriptautor angewiesen bin. Bald werde ich als überzeugender Konvertit zur Schwarzen Militanz erscheinen, weil der Sohn eines Klanmanns meinen Zorn mit seinen radikalen Einsichten stützt, während ich nicht umhinkann, über deren Hintergründe ebenso verblüfft zu sein wie über den Mann selbst.
Mr. Holly hat mir 8000 Dollar an unverbuchten FBI-Geldern übergeben und mich angewiesen, weiter nach Süden, in den »Kongo«, umzuziehen. Ich solle die »Tintentaucher-Treffs« besuchen, wo meine »Soul-Brüder« sich versammeln, und abschätzen, was ich an »Kaffer-Aktionen« zu provozieren vermöge.
Mr. Holly pflegt mich als »Mist-Magneten« zu bezeichnen, und ich denke, er betrachtet mich mit einem gewissen Misstrauen. Ich würde derzeit gerne der »Neigung« nachgehen, was ich mir Jedoch nicht erlauben darf. Mr. Holly könnte meine Beschattung angeordnet haben, Mit privaten Freuden muss ich mich gedulden, bis ich mich in meiner Rolle sicherer fühle.
Ich führe jetzt ein völlig anderes Leben. Meine Mutter ist verstorben, mein
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