Blut soll fließen
konnten.
Der Mann verließ das Haus des Arztes nach zwei Tagen Pflege, ohne seine Identität preiszugeben. Er ließ dem Arzt 20 000 Dollar an tintenbeflecktem Bargeld zurück. Der Arzt brachte es zur People's Bank of South Los Angeles und forderte deren Direktor Lionel Thornton auf, das Geld der Gemeinde als wohltätige Spenden zukommen zu lassen, sofern dies den Empfängern nicht schaden würde. Thornton fand eine Möglichkeit, die Tintenflecken zumindest teilweise unsichtbar zu machen; die Banknoten tauchten von Zeit zu Zeit in Southside Los Angeles auf. Scotty Bennett ist dem Geld beharrlich nachgegangen. Er nahm Unschuldige fest, die das Geld weitergaben, und setzte sie auf seine besondere und besonders hartnäckige Weise unter Druck. Der Fall blieb ungelöst. Die rassische Identität des Anführers der Räuber und der anderen toten Räuber ist nie ermittelt worden. Scotty war besessen von dem Fall, nicht anders als ich.
Der Arzt verstarb '65. Die tintenbefleckten Noten zirkulierten nach wie vor in Southside L. A. Ich verschaffte mir eine untergeordnete Tätigkeit bei der People's Bank, brachte nichts von Belang in Erfahrung und kündigte. Scotty Bennett faszinierte mich. Ich wollte meinen Mut prüfen, indem ich mich ihm stellte und herausfand, ob er im Zusammenhang mit der brutalen Befragung im Hinterzimmer Informationen preisgab. Ich hatte einen Packen tintenbefleckter Noten aus der Bank mitgehen lassen und gab sie weiter. Scotty machte mich, einen harmlosen Jungen, ausfindig.
Der Raum war drei mal drei Meter groß und mit schalldichtem Dämmmaterial verkleidet, das die Schreie zu einem dumpfen Grollen dämpfte. Ich beteuerte meine Unschuld. Wenn er mich nicht schlug, war Scotty äußerst freundlich. Er setzte ein Telefonbuch und einen Gummischlauch ein; er lockerte mir die Zähne und stauchte meine Nieren zusammen. Ich beharrte stoisch auf meiner Unschuld. Scotty gab kein Insider-Wissen über den Fall preis. Ich weigerte mich zu schreien. Nach zwei Stunden genehmigte man den mir formal zustehenden Telefonanruf. Ich rief einen Freund an, der rief seinen Freund Clyde Duber an; Clyde tätigte selber ein paar Anrufe und holte mich raus.
Clyde mochte mich. Auch Clyde ist auf »den Fall« fixiert. Für ihn ist es ein Hobby, mehr nicht. Für mich und Scotty ein alles verzehrendes Verlangen.
Ich gelangte in Clydes Welt der jugendlichen Privatdetektive und begann im Auftrag seiner reichen und ziemlich paranoiden rechten Kunden linke Gruppierungen zu unterwandern. Ich wurde ein guter Schauspieler, Ausflüchtemacher, Täuscher, Spion und Spitzel. Ich lernte zu improvisieren, meine Schlüsse zu ziehen und Clydes schlichten Vorgaben zu entsprechen. Ich habe niemals eine derart anspruchsvolle Rolle wie die mir von Dwight Holly auf den Leib geschriebene gespielt und niemals einen so brillanten Skript-Autor wie Mr. Holly bekommen.
1967 trat ich dem Los Angeles Police Department bei. Scotty versuchte meine Einstellung zu hintertreiben und scheiterte. »Der Fall« ist nach wie vor ungelöst. Ich bleibe beharrlich dran. Ich bin überzeugt, dass die Antwort in Southside L. A. zu finden ist. Ich habe mich entschieden, eine hartnäckige Ghetto-Legende zu glauben: dass Schwarze in Not hie und da einen einzelnen, wertvollen Smaragd anonym zugeschickt bekommen.
Ich glaube, dass Scotty mehr über die Ereignisse vom 24.02.64 weiß als der Rest des LAPD zusammen. Ich glaube, dass er das Geld und die herrlichen grünen Edelsteine selber will. Ich betrachte OPERATION BQÖÖÖSER BRUDER als Gottesgeschenk, Mr. Hoovers drakonischen Absichten zum Trotz. Ich habe jetzt die perfekte Southside-Tarnung. Einem frisch konvertierten schwarzen Militanten werden die Leute Dinge sagen, die sie einem Bullen nie erzählen würden. Ich muss ebenso kühn wie vorsichtig agieren und mit äußerster Sorgfalt um Mr. Holly herumarbeiten.
(Los Angeles, 18.10.68)
Beschattung:
Marsh Bowens Wohnung, 54th, Ecke Denker, gutbürgerliche Niggerstadt.
Nacht Nr. 6. Dwight Holly hatte ihn durch Clyde Duber beauftragen lassen. Über das Motiv vom Langen Dwight war er sich nicht im Klaren. Vielleicht erschien ihm Bowen als linker Sympathisant oder als Sicherheitsrisiko.
Bowens Schlitten stand vor dem Haus. Er fuhr einen 62er Dodge. Ein Blümchenpflücker-Auto. Bowen war ein Spießer. Der zu dämlichen Partys ging, wo er den Zulu-Häuptling markierte. Bowen hatte sich mit Scotty Bennett angelegt und war aus dem LAPD geflogen. Womit er sich einen guten Stand bei
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