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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Lichter, kein 63er Fairlane. Sich die anderen Party-Absteigen anschauen - die sind aus einem bestimmten Grund hier hochgefahren.
    Die nächste Absteige befand sich sechs Blocks weiter südwestlich. Crutch fuhr hin und wartete mit laufendem Motor am Straßenrand. Scheiße - kein Licht, kein Fairlane. Er fuhr zur nächsten Absteige - vier Blocks weiter. Die war es - ein kleines Stuckhaus. Mit Licht im Fenster und dem Wagen in der Auffahrt.
    Er parkte am Straßenrand und ging zu Fuß hinüber. Die Vorhänge des Vorderfensters waren zugezogen. Mattes Licht schien hindurch. Er sah Gestalten, die sich bewegten. Er ging quer über die Auffahrt und konnte sie zum hinteren Teil des Hauses begleiten. Die Seitenfenster standen einen Spalt weit auf und hatten keine Vorhänge. Er kauerte sich unter die Fensterbrüstung und verfolgte die Schatten.
    Er hörte gedämpfte Worte. Ein Wortsalat: »Tommy«, »Grape-vine«, »Informant«. Die Schatten kamen zum letzten Fenster. Jetzt waren die beiden Frauen zu erkennen. Sie schauten sich an. Sie umarmten und küssten sich.
    Crutch zwinkerte. Das gibt es nicht - gibt es doch. Das Bild blieb stehen und brannte sich ihm ein.
    Gretchen/Celia fuhr mit ihren Händen unter die Bluse der Frau mit der Messernarbe. Die Frau mit der Messernarbe öffnete ihr Haar und schüttelte es frei. Ein Lichtstrahl vom Fenster brachte die grauen Strähnen zum Funkeln.
    Sie gingen zurück in den Flur. Und wurden wieder zu Schatten. Crutch zwinkerte und ging von Fenster zu Fenster. Er duckte sich tief. Er sah zwei Schatten, die eins wurden, aber er sah sie nicht mehr leibhaftig.
    Er ging zurück zum Wagen und wartete. Er konnte sich nicht umorientieren. Atem und Pulsschlag rasten wie wild.
    Eine halbe Stunde später kamen sie heraus. Sie brachten Gepäck zum Fairlane und stellten es in den Kofferraum. Im Mondlicht konnte er Einzelheiten erkennen. Gretchen/Celia wirkte träumerisch. Die Frau mit der Messernarbe hatte ihr den Lippenstift weggeküsst.
    Sie setzten sich ins Auto und fuhren los. Es war spät. Kein Verkehr, der ihn hätte decken können. Er konnte sie nicht verfolgen. So blieb er stehen und sah zu, wie die Rücklichter verschwanden.
    Er konnte nichts tun.
    Sie hatten ihn ganz einfach sitzenlassen.
    Er wusste, dass er nicht würde schlafen können. Er beschloss, in Bewegung zu bleiben. Er fuhr an den anderen Party-Absteigen vorbei und sah beginnenden Saufereien zu. Eine wilde Mischung: Hippies, College-Kids und jede Menge langes Haar. Er fuhr zurück zum Stuckhäuschen, öffnete eine Seitentür und ging hinein. Ihm war dreist zumute. Er knipste das Licht an.
    Als Erstes zog es ihn ins Schlafzimmer. Das Bett war warm. Er berührte die Kissen und stellte sich ihre Körper auf dem Leintuch vor. Er sah ein einziges graues Haar auf dem Bezug. Er presste seine Wange darauf und ließ den Kopf liegen.
    Er spürte, dass er nun zu gehen hatte. Er verließ das Haus, stieg ins Auto und fuhr los. Er blieb oben im Canyon. Er zog lässige Achten ums Stuckhäuschen. Die Zeit verfloss und wurde unwirklich. Die Scheinwerfer streiften ein weißes spanisches Haus. Die Vordertür war holzgetäfelt und mit merkwürdigen Markierungen versehen. Er spürte, dass er nun auszusteigen und sich umzusehen hatte.
    Er tat's. Er parkte am Straßenrand und ging zum Haus. Er leuchtete die Tür mit der Stiftlampe ab und studierte die Markierungen. Wild: tiefrot eingefärbte geometrische Muster.
    Vertikale Linien bis unten zur Veranda. Ein zerfetzter Vogel auf dem Fußabtreter.
    Du gehörst hierher. Das könnte dein Haus sein.
    Er spürte, dass die Tür offen stehen würde und dass er sich drinnen nach rechts zu wenden hatte. Er tat's. Das Wohnzimmer war stockdunkel und muffig. Die Möbel mit Plastikplanen abgedeckt. Er folgte dem metallischen Geruch zur Küche. Er konnte kaum atmen. Seine Hände zitterten. Die Stiftlampe zuckte. Er hielt sie mit beiden Händen fest, dann konnte er es sehen.
    Die Eingeweide in der Spüle. Der abgetrennte Arm/die fehlende Hand/die braune weibliche Haut. Das geometrische Tattoo auf dem Bizeps. Der tiefe Einschnitt, der hindurch und entlang führte. Die knochentief eingesetzten bröseligen grünen Steine.
    DOKUMENTENEINSCHUB : 12.06.68. Los Angeles Herald-Express, Schlagzeile und Untertitel:
    VORVERFAHREN IM KENNEDY-FALL BESCHULDIGTER SIRHAN: »ICH BIN EIN POLITISCHER GEFANGENER.«
    DOKUMENTENEINSCHUB : 12.06.68. Milwaukee Sentinel, Schlagzeile und Untertitel:
    VERDÄCHTIGER KING-ATTENTÄTER RAY IN BRITISCHER

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