Blut soll fließen
einem Mormonen-Knilch in Chicago nach.«
»Einem linken Mormonen?«
»Einem rechten mormonischen Mösenjäger, der es einer Schnepfe besorgt hat, der es Fred besorgt hat. Jesus, frag mich nicht. Das läuft bereits den ganzen Sommer und hat mir allein zweiunddreißig Riesen eingebracht.«
Dwight hob den Hörer vom Telefon auf dem Schreibtisch ab. Clyde nickte, nur zu. Dwight rief erneut den Informanten im LAPD-Personalbüro an. Der Mitarbeiter hatte Marsh Bowens Akte noch vor sich liegen. Dwight erkundigte sich nach Bowens Dienstplan. Dem Mitarbeiter zufolge hielt sich Bowen in Chicago auf, auf Krankenbesuch bei seinem Vater.
Clyde blies vollkommene Rauchringe in die Luft. Dwight legte den Hörer auf.
»Er ist in Chicago, und ich kann nicht weg. Kann dein Junge Crutchfield ihn gelegentlich überwachen? Ich will was in der Hand haben, bevor ich mit ihm in Verbindung trete.«
»Klar, aber ich wüsste ganz gerne, um was es geht.«
»Mr. Hoover will den Niggern eins auf den Pelz brennen.«
Sie aßen vor dem Fernseher zu Abend. Das Programm bestand aus Parteitagsreportagen. Eine Gruselshow. Bürgermeister Daley wirkte sternhagelvoll. Hubert Humphrey vorzeitig geknickt. Das Bild wechselte zu Aufnahmen von langhaarigen Jugendlichen vor dem Saal. Sie wirkten bösartig. Sie pfiffen gellend gegen die Polizeikette an. Die Polizisten wirkten wie lauernde Filmmonster.
Karen schaute hochkonzentriert zu. Dwight stocherte auf seinem Teller rum. Dina beschäftigte sich mit einem Malbuch. Sie malte ständig Helikopter und Polizeiwagen. Was Karen ganz verrückt machte.
Die Bilder liefen weiter. Die Delegierten-Sprechchöre kreischten wie defekte Küchenmixer. Die Kamera schwenkte über die vielen anwesenden Neger. Eine Frau verschlang Pommes.
Wayne war in Tahoe, unterwegs nach Chicago. Ein Zauberkünstler mit Zauberkästen. Mit Dracula und Farlan Brown als bösartigen Heinzelmännchen. Der Herr der Zauberkästen war ein Profi. Die Show musste weitergehen. Er würde sein jüngstes Mohrenproblem überwinden und auftreten.
Weitere ununterscheidbare Parteitagsbilder. Dina malte einen lächelnden Hund aus und versah ihn mit Reißzähnen. Karen drückte ihm das Knie und versuchte, nicht zu rauchen.
Ein dicker Neger trat ans Pult und pries Dr. King. Die Versammlung tobte. Die Lichter wurden für eine Diashow gedimmt. Kings Bild erschien. Dwight schloss die Augen. Er hatte rasendes Herzklopfen. Er nahm einige tiefe Atemzüge und versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Karen schmiegte sich an ihn.
»Du bist in letzter Zeit sehr besorgt.«
»Mein Schlaf ist beschissen.«
»Wenn du Sorgen hast, hab ich Sorgen.«
Dwight machte die Augen auf. »Das brauchst du nicht, in Ordnung?«
Karen lächelte. »Sag mir, wie ich das anstellen soll.«
Dwight drückte einen Knopf der Fernbedienung. Der Fernseher ging aus. Dina bemerkte es nicht. Karen fuhr ihm mit der Hand übers Bein.
»Ich sollte in Chicago sein.«
»Jesus, Mädchen.«
»Ich habe Lust, ein paar faschistische Statuen in die Luft zu jagen.«
»Lass dich von mir nicht stören.«
»Ich hab vielleicht eine Informantin für dich. Eine Frau namens Joan.«
(Chicago, 25.08.68 )
Der Chicago Loop war heiß. Die wechselhafte Brise brachte das Thermometer zum Tanzen. Die Bullen trugen Helme und kurzärmlige Hemden. Sie waren mit Gummiknüppeln und Totschlägern ausgerüstet. Die Hippies trugen Scheiß-auf-die-Flagge-Klei-dung. Sie waren mit Cola-Flaschen und Steinen ausgerüstet.
Aufruhr lag in der Luft. Beide Gruppen gierten danach. Die Nachthitze sagte LOS - tut euch keinen Zwang an.
Crutch schaute zu. Er hatte eine Einkaufstasche in der Hand und hielt sich in sicherer Entfernung. Sein Bürstenschnitt und die biedere Kleidung gaben ihm Deckung. Die Langhaarigen würden ihn rechts liegen lassen. Die Polente ihn simpatico finden.
So ein Scheiß. Aus Miami hierher.
Patt. Die Bullen rückten fünf Zentimeter vor. Die Hippies sieben Zentimeter. Der Abstand verringerte sich und wurde erdrückend eng.
Crutch schaute zu. Dexedrin und Kaffee machten ihn psychedelisch. Er war seit sechsunddreißig Stunden wach. Er war für den Horchposten im Ambassador East zuständig. Farlan Brown hatte in der Suite nebenan eine Party geschmissen. Schnaps, Mädchen und politisches Gelabere. Brown hatte die Mädchen gefickt und die Delegierten geschmiert. Brown hatte ihnen Hughes-Air-Charterflüge versprochen. Brown hatte ihnen Einzelheiten über Humphreys Wahlreisen entlockt, damit Tedrow & Co.
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