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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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Stirn hatte immer noch nicht aufgehört seinen Lebenssaft auszustoßen. »Für was hätten sie den Tod verdient?«
    » Verdient ?« Alexander schüttelte ungläubig den Kopf. »Es hat nichts mit Schuld zu tun. Jeder muss einmal sterben. Die einen früher, die anderen später. Aber was ist, wenn sie die Polizei rufen? Spätestens in einer halben Stunde haben wir eine Horde von Polizisten in unserem Schlepptau. Bisher waren wir wie Geister im Nebel, doch nun würde dieser Kommissar Salzing eins und eins zusammenzählen. Wir können keine weitere Partei in diesem Spiel gebrauchen! Wir kennen so schon die Regeln nicht richtig.«
    Damit hatte Alexander allerdings Recht. Die verrückten Klosterbrüder reichten ihnen schon vollkommen aus. Nachdem, was Alexander über seine Begegnung im Wald erzählt hatte, war Erik das Blut in den Adern gefroren. Er hatte sich immer geweigert, an etwas Übernatürliches zu glauben, aber Alexanders Worten fehlte jede Fantasie. Er log nicht. Was es auch immer mit dem Kloster auf sich hatte, irgendetwas stimmte damit ganz und gar nicht.
    »Wie weit ist es noch?« fragte Alexander ausdruckslos.
    »An der übernächsten Kreuzung rechts abbiegen. Wir sind fast da«, erwiderte Erik und musterte seinen Fahrer.
    Diesem schien es außerordentlich schlecht zu gehen. Seine Haut war fahl wie ein Leichentuch und glänzte ungesund.
    Das Lenkrad war mit einer dünnen Schicht Blut überzogen, die Alexander hin und wieder mit dem Unterarm abwischte.
    »Wie geht es dir?« fragte Erik.
    Alexander starrte für einen Moment mit leerem Blick auf die Fahrbahn und schwieg. Plötzlich meinte er: »Schlechten Menschen geht es immer gut oder wie sagt man auch? Unkraut vergeht nicht?«
    Die Worte entlockten Erik ein müdes Lächeln. »Dir ging es schon schlechter, oder?«
    Alexander zuckte nur mit den Schultern. »Das gehört zu meinem Beruf. Du kannst noch so gut sein, hin und wieder erwischt es dich einfach. Bisher hatte ich nur Ares auf meiner Seite.«
    »Wen?« Verwirrt drehte Erik den Kopf. Ein schmerzhaftes Stechen pochte dabei einmal in seinem Brustkorb auf.
    Ein verschmitztes Lächeln huschte über Alexanders raubvogelhafte Gesichtszüge.
    »Ares, der griechische Gott des Krieges, des Blutbades und des Massakers. Bisher hat er mich noch nicht zu sich geholt.«
    Der Wagen rumpelte durch ein Schlagloch. Alexander verzog gequält das Gesicht, fuhr aber unbeirrt weiter und bog an genannter Kreuzung ab.
    »Fahr einfach geradeaus«, sagte Erik. »Ruppert wohnt am Ende dieser Straße.« Erneut wischte er sich das Blut von der Stirn. Zum Glück hatte sich sein Kreislauf wieder einigermaßen erholt, trotz des Blutverlustes. »Seit wann interessieren sich Killer eigentlich für griechische Mythologie?« fügte er noch hinzu.
    Alexander seufzte. »Warum werden Auftragsmörder immer für dumpfe Idioten gehalten? Wäre ich dumm, wäre ich schon lange tot.« Erneut schüttelte er den Kopf. »Du hast keine Ahnung, wie kompliziert es ist, einen Menschen in der heutigen Zeit zu töten und keine verwertbaren Spuren zu hinterlassen. Ich habe mich lange mit einigen Untergebieten der Forensik beschäftigt. Als Schütze muss man einfach etwas über Ballistik wissen. Und von Medizin ebenfalls. Glaubst du, ich habe immer den Genuss, einen Arzt im Freundeskreis zu haben? Oft musste ich mich selbst verarzten. Du kannst dir vorstellen was passiert, wenn man sich das falsche Mittel spritzt oder mit einem Skalpell die falsche Ader erwischt. Und hast du eine Ahnung, wie viel Technik-Know-how hinter einer Bombe steckt? Fernzündungen, Zeitauslöser, Stromkreise, Mikrochips. Und das sind bei Weitem nur einzelne Bereiche.«
    »Und das hast du dir alles autodidaktisch beigebracht?« Ungläubig beobachtete Erik den Raben.
    Dieser schnaubte nur höhnisch. »Hast du schon mal etwas von einem Studiengang Bachelor Berufskiller gelesen? Ich nicht. Ist es das Haus dort vorne?«
    Erik wand den Blick in die besagte Richtung. Ein zweigeschossiges Haus im Landhausstil, unten Putz, oben Holz, mit verschnörkeltem Balkon und verspielten Giebeln ragte am Ende der Straße in den Himmel. Die Fenster waren alle dunkel, doch um diese Uhrzeit wunderte das Erik nicht.
    »Ja, dort wohnt er.«
    Alexander parkte den Wagen in der Einfahrt, versteckt hinter einem mannshohen, mit Efeu überwucherten Spalier. Selbst im tiefen Winter würde das winterfeste Immergrün die Einfahrt vor ersten Blicken schützen.
    Gleichzeitig stiegen Erik und Alexander aus. Als sie sich der

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