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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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die Natalja ihrem Entführer nicht zugetraut hätte, drückte er sich von der Wand ab und kam langsam auf sie zu. Vor dem Bett blieb er drohend über ihr stehen.
    »Wenn du mir die Wahrheit erzählst, dann wird dir keiner meiner Brüder an die Wäsche gehen. Wenn nicht, nun …«, Johannes dehnte das Wort lange aus, bevor er sie mit seinen stechenden Augen fixierte. »dann werde ich dich in unseren großen Speisesaal schleifen, dir die Klamotten vom Leib zerren, dich auf den Tisch fesseln und alle meine Brüder zusammentrommeln.« Er zwinkerte ihr herablassend zu. »Es liegt ganz bei dir.«
    Er meinte es doch ernst! Lieber Gott, steh mir bei! Ein Kloster voller Schänder!
    Entsetzt versuchte Natalja nochmals den Kabelbinder zu sprengen, doch so sehr sie daran zerrte, es wurde nicht besser. Bruder Johannes beobachtete ihre Mühen noch einige Zeit, dann schüttelte er energisch den Kopf.
    »Genug mit den Sperenzchen. Deine Zeit ist um. Entscheide dich!«
    »Du kannst mich mal!« schrie Natalja.
    Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr und packte sie grob an der Schulter. Natalja versuchte mit aller Kraft ihm in den Magen zu treten, doch er blockierte mit der anderen Hand den Tritt. Ihre Wut schien ihn noch mehr anzustacheln.
    »Du kannst dich noch so sehr wehren. Es wird dir nichts nützen!«
    Im selben Moment pochte es hektisch an der Tür. Johannes Kopf fuhr überrascht herum. Natalja nutze ihre Chance. Sie zog abrupt beide Beine an den Körper, womit Johannes offensichtlich nicht gerechnet hatte, denn sie entglitt seinem Griff. Noch bevor Johannes reagieren konnte, wuchtete sie ihm die dreckigen Fersen mitten ins Gesicht.
    Sie hörte wie etwas brach.
    Ein jaulender Schmerzensschrei erfüllte den Raum und jagte ihr eine Gänsehaut über die Arme. Das Klopfen an der Tür wurde noch lauter. Johannes taumelte rückwärts vom Bett zurück. Er hielt sich die Nase mit einer Hand, Blut sprühte zwischen seinen Fingern hervor.
    Treffer! JA!
    Sofort versuchte Natalja ihm nachzusetzen, doch durch ihren Tritt war sie der Länge nach aufs Bett gestürzt. Mit gefesselten Händen, war es nicht so leicht, sich aufzurichten. Als sie es endlich keuchend geschafft hatte, war Johannes bereits an der Tür und riss sie auf.
    Der Mann vom Hof stand mit verdutztem Gesichtsausdruck davor im düsteren Gang und starrte seinen Bruder entgeistert an, dem das Blut vom Kinn tropfte.
    »Was zum Teufel ist hier los?« bellte Raphael fragend.
    Natalja bemerkte, dass der Mönch seine Alltagskleidung gegen ein Mönchsgewand eingetauscht hatte. Sein Gesicht war gerötet und Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    Johannes wollte etwas erwidern, doch Raphael schnitt ihm mit einer herrischen Geste das Wort ab.
    »Ich will es gar nicht wissen! Du gehst dich waschen und lässt dich verarzten! Verdammte Scheiße. Geht heut auch alles in die Hose? Wir haben keine Zeit für diese Kinderkacke. Ich habe Erik und den Raben gefunden. Ich muss los!«
    Mit wütend funkelnden Augen packte er seinen blutenden Bruder und zerrte ihn an sich vorbei hinaus in den Gang, dann füllte seine massige Gestalt den Türrahmen.
    »Und du, Fräulein, hattest verdammtes Glück, einen Treffer zu landen. Alle Achtung. Aber wenn ich zurückkomme, kümmere ich mich persönlich um dich.«
    Die Tür krachte wieder ins Schloss. Dieses Mal wurde der Schlüssel herumgedreht.
    Ungläubig stand Natalja in der Mitte des Zimmers und blickte auf das massive Holz, an dem Blutsspritzer feucht glänzten. Raphael hatte Erik und Alexander gefunden? Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach. Wie war das möglich? Nicht mal sie hatte eine Ahnung, wohin die beiden gegangen sein könnten. Woher sollte dieser Mönch das wissen? Aber wie hatte Johannes überhaupt gewusst, dass sie im Wohnwagen waren?
    Erschöpft und ratlos ließ sich Natalja erneut auf das Bett sinken. Was soll ich nur machen? Elias. So hilf mir doch!
    Eine Woge von Übelkeit überkam sie, gefolgt von einem heftigen Zitteranfall.
    Während Natalja mit geschlossenen Augen und bebend auf der Bettkante saß und wartete, dass das Zittern aufhörte, klackerte erneut die Tür.
    Natalja blickte auf.
    Das Holz glitt ein Stück zur Seite und Bruder Johannes steckte seinen hageren Kopf herein. Seine Nase stand eindeutig schief in seinem Gesicht und sein Mund und sein Kinn waren dunkelrot verschmiert.
    Doch was Natalja in diesem Moment alles andere vergessen ließ, waren seine hasserfüllten Augen. Wie schneidige Dolche durchbohrten sie Natalja.
    Leise

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