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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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sprach er, während winzige Blutströpfchen dabei in die Luft spritzten.
    »Du hast einen tödlichen Fehler begangen.« Er schluckte, räusperte sich, krächzte und würgte etwas hoch, was er anschließend als schleimigen Blutbatzen auf den Fußboden spuckte.
    »Sobald ich mir diese Scheiße heruntergewaschen und den Knochen zurecht gerückt habe, komme ich wieder und dann sind wir alleine. Gnade dir Gott, Schätzchen!«
    Die Tür schlug hallend in die Angeln.
    ***
    Alexander blieb regungslos stehen, den Blick starr auf den Lauf der Pistole gerichtet, der auf ihn zielte.
    »Leg die Waffe weg, Ruppert!« brüllte Erik entsetzt. »Um Himmels willen! Niemand will dir etwas tun!«
    Hawelka schnaubte laut.
    »Das sagen Sie alle und dann knallt mich dieser Irre über den Haufen! Noch nie TV geschaut? Nicht mit mir! Wenn du so bescheuert bist und dich mit Verbrechern einlässt, kann dir niemand mehr helfen. Und jetzt leg dein Handy auf den Boden!«
    Verwirrt blinzelte Erik. »Was?«
    »Scheinbar hat dich der Ast zu stark am Kopf getroffen«, erwiderte Ruppert schroff. »Ich rufe die Polizei, was dachest du?« Dann fügte er noch bitter hinzu: »Meins liegt ja daheim auf dem Nachttisch. Einmal wenn man es bräuchte!«
    »Er hat kein Handy dabei«, sagte der Rabe ruhig.
    Ruppert wand seinen Kopf ruckartig wieder zu ihm um.
    »Was soll das heißen?«
    Alexander seufzte theatralisch. »Ich habe ihm das Handy abgenommen, damit er nicht die grünen Freunde rufen kann. Sie glauben doch nicht, dass ich so dumm wäre.«
    Eriks Hand war mitten in der Bewegung verharrt. Er hatte gerade reflexartig nach seinem Mobiltelefon greifen wollen, als Alexander die Lüge auftischte. Der Rabe hatte also etwas vor. Unauffällig zog er die Hand wieder zurück. Hatte Ruppert etwas bemerkt?
    »Da hörst du‘s, Erik!« triumphierte dieser ohne auf Erik Acht zu geben. »Er ist nicht dein Freund! Und nun her mit einem Handy! Scheißegal welches!« Um seine Worte zu unterstreichen, fuchtelte der Arzt mit der Pistole auffordernd durch die Luft.
    »Sachte, sachte. Es ist in meiner Hosentasche«, sagte Alexander mit sanfter Stimme. »Ich werde es jetzt langsam herausholen und dann auf den Boden legen und zu Ihnen herüberschieben. Verstanden?«
    Ruppert nickte. Erik sah, dass dem Arzt glitzernde Schweißperlen auf der Stirn standen.
    Ganz langsam senkte der Rabe seinen Arm, fischte ein Mobiltelefon aus der Tasche, hielt es unübersehbar mit gespreizten Fingern vor sich in die Luft und ging in die Knie. Keine Sekunde ließ er Ruppert aus den Augen. Er legte es vorsichtig auf den gefliesten Boden. Mit sanfter Gewalt gab er dem Telefon einen Schubs.
    Gleichzeitig katapultierte er sich aus der Hocke heraus mit aller Kraft Richtung Ruppert.
    Dann schien sich die Zeit zu verlangsamen. Wie in Zeitlupe beobachtete Erik, wie Alexander mit einem gewaltigen Satz auf Ruppert zuflog, dieser entsetzt die Augen aufriss und versuchte, den Abzug zu drücken.
    Doch nichts geschah.
    Noch bevor Verwirrung die Gesichtszüge des Arztes verzerrte, war Alexander heran und riss dem Arzt die Waffe aus der Hand. Der Schalldämpfer verschwand augenblicklich zwischen wuscheligen Haaren und küsste Rupperts Stirn. Etwas an der Waffe klickte hörbar.
    »Hut ab, Doktor!« presste der Rabe durch die Zähne. »Sie hätten abgedrückt.« Er nickte anerkennend. »Aber wenn Sie schon den Sheriff spielen wollen, dann entsichere das nächste Mal die Pistole.«
    Alexander übte offensichtlich Druck auf die Waffe aus, denn Ruppert zuckte zurück. Schweiß rann ihm an den Schläfen entlang. »Bitte nicht!« jammerte der Arzt.
    »Dort rüber!« befahl der Rabe und bugsierte sein Opfer rückwärts durch das Behandlungszimmer. »Meine Geduld ist am Ende. Wir müssen los zum Kloster. Ich will Natalja so bald wie möglich in Freiheit sehen und diese verdammten Kuttenträger leblos am Boden!«
    Ruppert begann zu wimmern. Erik wollte etwas sagen, doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Jetzt sah er den Raben das erste Mal wirklich verärgert. Er mochte nicht wissen, was geschah, wenn er in Rage geriet oder gar ausflippte.
    Dann konnte man nur noch beten und hoffen, dass Gott dem Opfer gnädig war.
    Mit lautem Scheppern stieß Hawelka in diesem Moment mit den Unterschenkeln gegen eine Behandlungsliege, die mit weißem Stoff überzogen war. Mit tränenden Augen sah er unter seinen Locken hervor.
    »Bitte!« schluchzte er.
    Der Rabe schüttelte ansatzweise den Kopf.
    »Du kannst so froh sein, dass ich

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