Blut Und Knochen: Thriller
eines Toffee-Pfennigs. »Ich habe den Erfolg der Ermittlungen aufs Spiel gesetzt, und jetzt werden sie dieses Mörderschwein gegen Kaution auf freien Fuß setzen müssen.« Ein maliziöses Lächeln stahl sich auf seine Züge. »Sir? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Sie haben mich auf die Idee gebracht. Wenn er zu dreißig Jahren verurteilt wird, komme ich nicht mehr an ihn ran. Aber wenn er frei ist ... «
»Sagen Sie bloß, Sie haben das mit Absicht getan!«
»Ken Wiseman wird verschwinden.«
»Das können Sie nicht tun! Sie sind Polizist-«
»War. Ich war Polizist.« Er blickte mit dunklen, leeren Augen zu Logan auf. »Für mich gelten die Regeln nicht mehr. Ken Wiseman und ich werden ein paar schöne Stunden miteinander verbringen, wenn er rauskommt.«
Logan wich zur Tür zurück. »Nein. Das kommt überhaupt nicht in Frage - Sie machen mich nicht zu Ihrem Komplizen.«
»Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Sie reden von Entführung und Mord!«
»Er hat Sophie umgebracht. Und Brooks, und die ganzen anderen Menschen - er hat sie zerstückelt und -«
»Sie können sich nicht selbst zum Richter, Geschworenen und Henker aufschwingen! Es gibt keine Beweise dafür, dass er -«
»Mein kleines Mädchen liegt in einem Kühlfach im Leichenschauhaus, ihre Eingeweide stecken in Plastiktüten! Ist das vielleicht kein Beweis?« Insch war aufgesprungen, sein Gesicht violett wie Gewitterwolken im Schein der Zellenlampe. »Er wird entlassen werden und weiter morden. Solche miesen Schweine wie Wiseman hören nicht einfach auf damit, das wissen Sie genau: Es wird nie aufhören. Wollen Sie mit dieser Schuld leben, Sergeant? Wollen Sie das?«
»Nein. Aber ich werde keine Beihilfe zu einem Mord leisten.«
Nicht noch einmal.
48
»Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«, fragte die Frau am anderen Ende der Leitung. » Wir haben Nachtruhe, Einschluss ist längst
vorbei. Wir sollen die Insassen nicht aus ihren gewohnten Abläufen
reißen. Sie müssen morgen früh noch einmal anrufen.« Logan sah auf seine Uhr. Kurz vor elf. Der Inhalt der 1987er Akte war im ganzen Dokumentationsbüro verstreut - Durchsuchungsberichte, Obduktionsberichte, Laborberichte, Gerichtsprotokolle, Zeugenaussagen, psychologische Profile, Plastikbeutel mit Beweisstücken: Blutproben, ein Messer aus McLaughlins Küche, ein Haken aus der leerstehenden Metzgerei, wo ihre Überreste gefunden worden waren ... »Ich weiß, dass es spät ist, aber ich muss ihn dringend sprechen.« Logan starrte auf den Beweismittelbeutel, der in der Mitte seines Schreibtischs lag: ein blutgetränktesTeppichquadrat, herausgeschnitten aus dem Kofferraum von Ken Wisemans Wagen. Er hatte die Analyse ein ums andere Mal durchgelesen und verzweifelt versucht, irgendetwas zu finden, was dafür sorgen würde, dass der Metzger im Gefängnis blieb, sodass Insch nicht an ihn herankam. Die Geräusche aus dem Hörer klangen plötzlich gedämpft wahrscheinlich war eine Hand über die Sprechmuschel gelegt worden -, und dann war die Frauenstimme wieder dran: »Geben Sie mir Ihre Nummer wir rufen Sie zurück.«
Fünfzehn Minuten später klingelte Logans Handy: Der versprochene Rückruf aus der Justizvollzugsanstalt Peterhead. Nach einigem Hin und Her sagte eine wohlbekannte Stimme mit aufgesetztem englischem Akzent: »Detective Sergeant McRae, was verschafft mir die -« »Ich will wissen, was Wiseman Ihnen über die Frau erzählt hat, die er getötet hat.«
Eine Pause. »Ich glaube nicht, dass es moralisch vertretbar wäre, wenn ich -«
»Sie haben gesagt, Sie hätten mit ihm über sie gesprochen. Was hat er gesagt?«
»Bekomme ich meinen eigenen Koch?«
»Was glauben Sie denn?«
»Dann weiß ich nichts.«
» Dachte ich mir. Aber Sie haben ja noch nie irgendwas gewusst, oder? Tun immer so verdammt schlau, dabei wissen wir alle, dass Sie nicht bis elf zählen können, wenn Sie beide Hände und Ihren Schwanz zu Hilfe nehmen.«
»So dürfen Sie nicht mit mir reden! Das dürfen Sie nicht! Ich
habe mit meiner Therapeutin geredet, und sie sagt, dass Sie meine Selbstachtung nicht untergraben dürfen, Sie sind -«
»Ich scheiß auf Sie und Ihre Selbstachtung, Robertson.« Logan legte auf. Er zitterte am ganzen Leib, und ihm war beinahe schlecht vor Wut. Er schnappte sich das Teppichstück und machte sich auf den Weg zum kriminaltechnischen Labor im dritten Stock. Es war eine Schnapsidee gewesen, Angus Robertson anzurufen.
Er war gerade an der Tür des Labors angelangt, als sein Handy wieder klingelte.
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